Werner Herzog - Radical Dreamer (2022)
Poesie, Pathos und Passion: Der Schriftsteller und Regisseur Thomas von Steinaecker geht in seinem Dokumentarfilm dem Phänomen Werner Herzog auf den Grund.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Werner Herzog ist eine Kultfigur. Dass es einmal so weit kommen würde, danach sah es lange Zeit nicht aus. Die Spielfilme des am 5. September 1942 als Werner Stipetić in München geborenen Regisseurs, selbst die berühmt-berüchtigten mit Klaus Kinski als Hauptdarsteller, kamen im Ausland stets besser als in Deutschland an. Als er in den 1990er-Jahren in die USA übersiedelte, schien sein Stern endgültig unterzugehen. Der Dokumentarfilm "Grizzly Man" (2005) markierte einen Wendepunkt.
Mit Anfang 60 avancierte Herzog in den USA zum gefragten Mann und entwickelte sich zu einer popkulturellen Referenz. Er hatte Auftritte in den Zeichentrickserien "Die Simpsons" und "Rick and Morty" und spielte die Bösewichte in Filmen wie "Jack Reacher" (2012) und in der "Star Wars"-Serie "The Mandalorian" (2019). Wie konnte es so weit kommen? Und was macht Werner Herzogs Werk und den Mann dahinter aus? Diesen und weiteren Fragen geht Regisseur Thomas von Steinaecker in seinem Dokumentarfilm nach. Dafür hat er nicht nur Herzog selbst begleitet, sondern auch jede Menge Filmprominenz von Wim Wender bis Nicole Kidman befragt.
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Filmkritik
"Wovon träumt das Internet?" ist eine jener Fragen, auf die wohl nur ein Querdenker (im ursprünglichen Sinn gemeint) wie Werner Herzog kommt und die Herzogs Gesprächspartner regelmäßig aus dem Konzept und ins Grübeln bringen. Herzog selbst träumt nie. Vielleicht stellt er in seinen Dokumentarfilmen deshalb solche Fragen und vielleicht besitzen seine Spielfilme deshalb so oft eine traumgleiche Qualität. Das zumindest ist eine der Thesen, die Thomas von Steinaecker in seinem Dokumentarfilm über den "radikalen Träumer" Werner Herzog nahelegt.
Steinaecker ist selbst kein Unbekannter in der Kulturbranche. Der 1977 in Traunstein geborene Filmemacher reüssierte auch als Schriftsteller ("Wallner beginnt zu fliegen" u. a.), Comicautor ("Stockhausen – Der Mann, der vom Sirius kam" u. a.), Hörspielautor und Journalist und ist seinem multitalentierten Protagonisten somit gar nicht so unähnlich. Seine erste Begegnung mit Werner Herzog hatte er vor dem TV-Gerät. "Seit ich als Teenager in den 1980er Jahren zum ersten Mal 'Aguirre, der Zorn Gottes' zufällig im Nachtprogramm des Fernsehens gesehen habe, bin ich von Werner Herzog fasziniert", erinnert sich der Regisseur. Aus dieser Faszination hat er nun einen Film gemacht, der der globalen Faszination für Herzog nachzugehen versucht.
Dafür hat Steinaecker viel internationale Filmprominenz vor der Kamera versammelt. Er befragt andere deutsche Auteurs wie Wim Wenders und Volker Schlöndorff, Schauspieler, die unter Herzogs Regie agiert haben, wie Nicole Kidman, Christian Bale und Robert Pattinson, Schauspieler wie Carl Weathers, die an Herzogs Seite gespielt haben, seine Kameramänner Thomas Mauch und Peter Zeitlinger sowie Filmemacher und Künstler, die von Herzogs Werk beeinflusst sind. Hierzu zählen Größen wie Patti Smith, die Godmother of Punk, Oscargewinnerin Chloé Zhao ("Nomadland") und der zweifach oscarnominierte Joshua Oppenheimer ("The Act of Killing", "The Look of Silence"). Zu guter Letzt kommen Herzogs Familie und der Porträtierte selbst zu Wort, der mal an den Orten seiner Kindheit und Jugend, mal an seinem derzeitigen Wohnort Los Angeles unterwegs ist.
Sie alle erfassen das Werk und den Werkelnden dahinter mit exakt jenen Begrifflichkeiten, die ständig in den Raum geworfen werden, wenn von Werner Herzog die Rede ist: Neben dem bereits im Titel genannten Träumer und Herzogs unbändigem Willen, eine Sache, die er sich einmal in den Kopf gesetzt hat, auch durchzuziehen, ist viel von Mythos und Ekstase die Rede. Dementsprechend dürfen die beinahe schon zum Mythos gewordenen Karrierestationen nicht fehlen, die da wären: Der Regisseur zieht beim Dreh von "Fitzcarraldo" (1982) tatsächlich ein Schiff über einen Berg; als es schlecht um seine Mentorin Lotte Eisner steht, geht er mitten im Winter zu Fuß von München nach Paris (und veröffentlicht im Anschluss daran das Buch "Vom Gehen im Eis"); er verliert eine Wette und isst seinen Schuh (worüber Les Blank einen 20-minütigen Dokumentarfilm dreht). All das ist nicht neu, aber ausgesprochen amüsant und ungemein sehenswert.
Selbst Herzog-Fans und -Kennern bietet Steinaeckers Film noch Neues, etwa den doch sehr unterschiedlichen Blick, den die Öffentlichkeit in den USA und in Deutschland auf Werner Herzog hat und den Ruf, den er in den jeweiligen Ländern genießt. Dass diese so sehr voneinander abweichen, mag vielen gar nicht bewusst sein. Schön ist auch, dass Steinaecker auf ausreichend Archivmaterial zurückgreifen kann (was nicht in allen Filmen über berühmte Filmemacher der Fall ist). All die Gespräche über Herzogs filmisches Werk werden so nicht nur durch anschauliche Filmausschnitte bebildert, sondern auch mit aufschlussreichen Aufnahmen von den Dreharbeiten.
Bei seinem Versuch, das Phänomen Werner Herzog zu ergründen, kommt Thomas von Steinaecker dem Menschen Werner Herzog sehr nahe. Er zeigt einen Mann, der mit dem Alter milder und humorvoller geworden ist, der aber immer noch keinen Gedanken ans Aufhören verschwendet. Und so wird Werner Herzog dem Kinopublikum wohl noch einige Kunstwerke präsentieren, die auf seine unnachahmliche Art zwischen Poesie, Pathos, Prätention und Passion pendeln.
Fazit: Der Schriftsteller und Regisseur Thomas von Steinaecker hat einen Dokumentarfilm über den Filmemacher Werner Herzog gedreht, der in den USA inzwischen zum popkulturellen Phänomen avanciert ist. Steinaeckers Porträt ist ebenso aufschlussreich wie amüsant. Es gelingt ihm, den Menschen hinter der mythischen Figur zu zeigen. Ein passendes Geschenk zu Werner Herzogs 80. Geburtstag.
Steinaecker ist selbst kein Unbekannter in der Kulturbranche. Der 1977 in Traunstein geborene Filmemacher reüssierte auch als Schriftsteller ("Wallner beginnt zu fliegen" u. a.), Comicautor ("Stockhausen – Der Mann, der vom Sirius kam" u. a.), Hörspielautor und Journalist und ist seinem multitalentierten Protagonisten somit gar nicht so unähnlich. Seine erste Begegnung mit Werner Herzog hatte er vor dem TV-Gerät. "Seit ich als Teenager in den 1980er Jahren zum ersten Mal 'Aguirre, der Zorn Gottes' zufällig im Nachtprogramm des Fernsehens gesehen habe, bin ich von Werner Herzog fasziniert", erinnert sich der Regisseur. Aus dieser Faszination hat er nun einen Film gemacht, der der globalen Faszination für Herzog nachzugehen versucht.
Dafür hat Steinaecker viel internationale Filmprominenz vor der Kamera versammelt. Er befragt andere deutsche Auteurs wie Wim Wenders und Volker Schlöndorff, Schauspieler, die unter Herzogs Regie agiert haben, wie Nicole Kidman, Christian Bale und Robert Pattinson, Schauspieler wie Carl Weathers, die an Herzogs Seite gespielt haben, seine Kameramänner Thomas Mauch und Peter Zeitlinger sowie Filmemacher und Künstler, die von Herzogs Werk beeinflusst sind. Hierzu zählen Größen wie Patti Smith, die Godmother of Punk, Oscargewinnerin Chloé Zhao ("Nomadland") und der zweifach oscarnominierte Joshua Oppenheimer ("The Act of Killing", "The Look of Silence"). Zu guter Letzt kommen Herzogs Familie und der Porträtierte selbst zu Wort, der mal an den Orten seiner Kindheit und Jugend, mal an seinem derzeitigen Wohnort Los Angeles unterwegs ist.
Sie alle erfassen das Werk und den Werkelnden dahinter mit exakt jenen Begrifflichkeiten, die ständig in den Raum geworfen werden, wenn von Werner Herzog die Rede ist: Neben dem bereits im Titel genannten Träumer und Herzogs unbändigem Willen, eine Sache, die er sich einmal in den Kopf gesetzt hat, auch durchzuziehen, ist viel von Mythos und Ekstase die Rede. Dementsprechend dürfen die beinahe schon zum Mythos gewordenen Karrierestationen nicht fehlen, die da wären: Der Regisseur zieht beim Dreh von "Fitzcarraldo" (1982) tatsächlich ein Schiff über einen Berg; als es schlecht um seine Mentorin Lotte Eisner steht, geht er mitten im Winter zu Fuß von München nach Paris (und veröffentlicht im Anschluss daran das Buch "Vom Gehen im Eis"); er verliert eine Wette und isst seinen Schuh (worüber Les Blank einen 20-minütigen Dokumentarfilm dreht). All das ist nicht neu, aber ausgesprochen amüsant und ungemein sehenswert.
Selbst Herzog-Fans und -Kennern bietet Steinaeckers Film noch Neues, etwa den doch sehr unterschiedlichen Blick, den die Öffentlichkeit in den USA und in Deutschland auf Werner Herzog hat und den Ruf, den er in den jeweiligen Ländern genießt. Dass diese so sehr voneinander abweichen, mag vielen gar nicht bewusst sein. Schön ist auch, dass Steinaecker auf ausreichend Archivmaterial zurückgreifen kann (was nicht in allen Filmen über berühmte Filmemacher der Fall ist). All die Gespräche über Herzogs filmisches Werk werden so nicht nur durch anschauliche Filmausschnitte bebildert, sondern auch mit aufschlussreichen Aufnahmen von den Dreharbeiten.
Bei seinem Versuch, das Phänomen Werner Herzog zu ergründen, kommt Thomas von Steinaecker dem Menschen Werner Herzog sehr nahe. Er zeigt einen Mann, der mit dem Alter milder und humorvoller geworden ist, der aber immer noch keinen Gedanken ans Aufhören verschwendet. Und so wird Werner Herzog dem Kinopublikum wohl noch einige Kunstwerke präsentieren, die auf seine unnachahmliche Art zwischen Poesie, Pathos, Prätention und Passion pendeln.
Fazit: Der Schriftsteller und Regisseur Thomas von Steinaecker hat einen Dokumentarfilm über den Filmemacher Werner Herzog gedreht, der in den USA inzwischen zum popkulturellen Phänomen avanciert ist. Steinaeckers Porträt ist ebenso aufschlussreich wie amüsant. Es gelingt ihm, den Menschen hinter der mythischen Figur zu zeigen. Ein passendes Geschenk zu Werner Herzogs 80. Geburtstag.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Werner Herzog - Radical Dreamer"
Land: DeutschlandJahr: 2022
Genre: Dokumentation
Länge: 102 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 27.10.2022
Regie: Thomas von Steinaecker
Darsteller: Werner Herzog, Guillermo de Oliveira, Lena Herzog, Nicole Kidman, Thomas Mauch
Kamera: Henning Brümmer
Verleih: Real Fiction