Anima - Die Kleider meines Vaters (2021)
Dokumentarfilm: Am Sterbebett des Vaters erfährt eine Regisseurin von dessen Doppelleben.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Uli Decker führte mit ihren Eltern und ihrer Schwester ein bürgerliches Leben in Oberbayern. Doch als der Vater nach einem schweren Fahrradunfall ins Koma fällt und schließlich stirbt, vertraut die Mutter der Filmemacherin und deren Schwester ein Geheimnis an: Ihr Vater kleidete sich mit Vorliebe als Frau und schminkte sich gern, lebte dies aber nur im Verborgenen beziehungsweise fernab der Heimat aus. Decker beginnt daraufhin, das Leben des Vaters bis in dessen Kindheit hinein zu rekonstruieren.
Bildergalerie zum Film "Anima - Die Kleider meines Vaters"
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Filmkritik
In ihrem Werk "Anima – Die Kleider meines Vaters", das auf dem 43. Filmfestival Max Ophüls Preis im Wettbewerb seine Premiere feierte, widmet sich die Filmemacherin Uli Decker in liebevoll animierten und dokumentarischen Bildern der eigenen Familiengeschichte, die mit Geheimnissen und einem Hinterfragen von Geschlechterrollen verwoben ist.
Während sich Decker als Kind mit ihrer Weigerung, sich gängigen Gender-Stereotypen zu unterwerfen, noch als Außenseiterin der Familie empfand, musste sie nach dem Tod ihres Vaters all ihre Erinnerungen ganz neu bewerten. Denn ihr Vater vererbte ihr eine Kiste mit hochhackigen Schuhen, künstlichen Fingernägeln, Make-up, einer Echthaarperücke – und somit einen Einblick in einen Teil seines Lebens, der ihr bis dato völlig unbekannt war. Decker setzt nun in ihrem Film, wie sie selbst es beschreibt, Puzzleteile zusammen, um sich ihrem Vater posthum zu nähern: Tagebucheinträge, Dokumente, Fotografien und Interviews mit Familienmitgliedern und Leuten aus dem privaten Umfeld sind die Mittel des langsamen Herantastens.
Das Vater-Tochter-Verhältnis war zu Lebzeiten stets von Distanz geprägt. Erst jetzt wird Decker bewusst, was alles hätte sein können zwischen ihnen, wenn sie einfach offen miteinander über ihre Gefühle und Leidenschaften gesprochen hätten, statt der Welt die makellose bürgerliche Familie aus Oberbayern vorzuspielen. In dieser späten Erkenntnis verpasster Abenteuer und Nähe liegt sehr viel Tragik – doch Decker wählt einen schwungvollen Tonfall, um in einer überaus originell gestalteten filmischen Reise mit Klischees in einem stockkonservativen Kosmos zu brechen und ein überzeugendes Plädoyer für mehr Offenheit zu liefern.
Fazit: Ein sehr persönlicher, einfallsreich umgesetzter Dokumentarfilm über Familie, Identität und Freiheit. Absolut sehenswert!
Während sich Decker als Kind mit ihrer Weigerung, sich gängigen Gender-Stereotypen zu unterwerfen, noch als Außenseiterin der Familie empfand, musste sie nach dem Tod ihres Vaters all ihre Erinnerungen ganz neu bewerten. Denn ihr Vater vererbte ihr eine Kiste mit hochhackigen Schuhen, künstlichen Fingernägeln, Make-up, einer Echthaarperücke – und somit einen Einblick in einen Teil seines Lebens, der ihr bis dato völlig unbekannt war. Decker setzt nun in ihrem Film, wie sie selbst es beschreibt, Puzzleteile zusammen, um sich ihrem Vater posthum zu nähern: Tagebucheinträge, Dokumente, Fotografien und Interviews mit Familienmitgliedern und Leuten aus dem privaten Umfeld sind die Mittel des langsamen Herantastens.
Das Vater-Tochter-Verhältnis war zu Lebzeiten stets von Distanz geprägt. Erst jetzt wird Decker bewusst, was alles hätte sein können zwischen ihnen, wenn sie einfach offen miteinander über ihre Gefühle und Leidenschaften gesprochen hätten, statt der Welt die makellose bürgerliche Familie aus Oberbayern vorzuspielen. In dieser späten Erkenntnis verpasster Abenteuer und Nähe liegt sehr viel Tragik – doch Decker wählt einen schwungvollen Tonfall, um in einer überaus originell gestalteten filmischen Reise mit Klischees in einem stockkonservativen Kosmos zu brechen und ein überzeugendes Plädoyer für mehr Offenheit zu liefern.
Fazit: Ein sehr persönlicher, einfallsreich umgesetzter Dokumentarfilm über Familie, Identität und Freiheit. Absolut sehenswert!
Andreas Köhnemann
Besetzung & Crew von "Anima - Die Kleider meines Vaters"
Land: DeutschlandJahr: 2021
Genre: Dokumentation
Länge: 94 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 20.10.2022
Regie: Uli Decker
Darsteller: Helmut Decker, Monika Decker, Cordula Decker, Uli Decker, Irmtraud Karlitschek
Kamera: Siri Klug
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH, farbfilm verleih