Drei Winter (2022)
Drii Winter
In einem schweizer Bergdorf angesiedeltes Drama über ein junges Paar, das durch Krankheit schwer geprüft wird.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 6 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Marco (Simon Wisler) kommt aus dem Flachland, wie sich die Bauern im Wirtshaus erzählen. Er lebt erst seit einem Jahr in dem schweizerischen Bergdorf. Anna (Michèle Brand), die im Wirtshaus bedient und die Post ausfährt, will Marco heiraten. Der bullige, schweigsame Mann akzeptiert auch ihre kleine Tochter Julia (Elin Zgraggen) aus einer früheren Beziehung, als wäre sie sein eigenes Kind. Es wird Hochzeit gefeiert und getanzt, doch Marco muss zwischendurch an die frische Luft. Es geht ihm nicht gut. Oft klagt er über Kopfschmerzen.
Nachdem Marco einen Unfall mit dem Motorrad erleidet, wird er im Krankenhaus untersucht. Dabei findet der Arzt einen Tumor in seinem Kopf. Marco wird operiert, und einige Zeit später fährt das Ehepaar fröhlich singend zurück nach Hause. Doch Marco verändert sich. Er wird bei der landwirtschaftlichen Arbeit unzuverlässig, dann heißt es, er habe jemanden verletzt. Und schließlich findet ihn Annas Freundin, wie er vor Julia etwas Schlimmes tut. Anna muss eine Reihe von schwierigen Entscheidungen fällen.
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Filmkritik
Der zweite Spielfilm des schweizerischen Regisseurs und Drehbuchautors Michael Koch ("Marija") ist ein wortkarges Drama, welches das Leben in einem Bergdorf nicht zur Idylle verklärt. Die Hänge sind steil, felsig und schattig, die Arbeit im Stall, beim Mähen mit der Sense und beim Holzmachen hart. Kaum haben Anna und Marco Hochzeit gefeiert, verdüstert sich auch ihre Beziehung. Denn Marco hat einen Hirntumor und seine Persönlichkeit verändert sich. Anna ist in ihrer Liebe schwer geprüft. Die raue Geschichte wird mit fast dokumentarischem Realismus erzählt und von Laiendarsteller*innen gespielt. Der Film lief im Wettbewerb der Berlinale 2022 und wurde als schweizerischer Beitrag für die Oscars 2023 eingereicht.
Sprechen ist nicht die größte Stärke des kräftigen Marco. Dass er empfindsam ist, zeigt sich fast mehr im Umgang mit den Rindern, die er mag, als in seinem Verhältnis zu Anna. In sich gekehrt, lässt er seine Anna immer wieder rätseln, was ihn beschäftigt und quält. Dass er sie dennoch liebt, wird in wenigen Szenen deutlich, wenn er mal kurz lächelt, oder als das Paar nach seiner Tumor-Operation im Auto heimkehrt und beide den Refrain des im Radio gespielten Hits "What is Love" mitsingen. Marco scheint aber die Krankheit nicht loszuwerden. Im Dorf und im Gasthaus wird hässlich über ihn geredet, und ihre Freundin drängt Anna, ihn in ein Heim zu geben. Nach einem schlimmen Vorfall muss Marco ausziehen, aber damit ist ihr Verhältnis noch lange nicht geklärt. Anna macht eine spannende, emanzipatorische Entwicklung durch und richtet sich dabei nicht nach der Meinung anderer. Diese Liebe in Moll bewegt, gerade weil sie keine Zukunft zu haben scheint. Sie widerspricht dem Klischee, dass Liebe und Glück eine Einheit bilden.
Die langen Plansequenzen der felsigen, schroffen Landschaft oder mit Personen, die sich von der Kamera abwenden, wirken introspektiv. Sie erzeugen Gefühle und drücken Gefühle der Protagonisten aus, die ihrerseits nicht mit ihnen hausieren gehen. Der fast dokumentarischen Kargheit und Stille setzt Koch als stilistisches Gegengewicht einen Chor entgegen. In der Landschaft aufgereiht, singen seine in grüne Jacketts gekleideten Mitglieder traurige Lieder – und rücken das Drama formal in die Nähe einer antiken Tragödie. So spröde wie sich die Geschichte auch gibt, letztlich kreist sie doch um die Gefühlstiefe der Menschen, die vom Schicksal geprüft werden.
Fazit: Der schweizerische Regisseur Michael Koch widersetzt sich in seinem zweiten Spielfilm dem Klischee eines idyllischen Alltags im Bergdorf. Für so etwas sind in diesem Drama die Hänge zu steil, die Schatten zu lang und die Probleme eines frisch verheirateten Paares zu groß. Krankheit und Ausweglosigkeit verdrängen das anfängliche Glück der Hauptcharaktere, die wie alle anderen von Laien gespielt werden. Die spröde Inszenierung mit den ruhigen, wortkargen Aufnahmen lenkt den Blick des Publikums nach innen zu Gefühlen, die sie scheinbar beiläufig, aber mit sicherer Hand weckt.
Sprechen ist nicht die größte Stärke des kräftigen Marco. Dass er empfindsam ist, zeigt sich fast mehr im Umgang mit den Rindern, die er mag, als in seinem Verhältnis zu Anna. In sich gekehrt, lässt er seine Anna immer wieder rätseln, was ihn beschäftigt und quält. Dass er sie dennoch liebt, wird in wenigen Szenen deutlich, wenn er mal kurz lächelt, oder als das Paar nach seiner Tumor-Operation im Auto heimkehrt und beide den Refrain des im Radio gespielten Hits "What is Love" mitsingen. Marco scheint aber die Krankheit nicht loszuwerden. Im Dorf und im Gasthaus wird hässlich über ihn geredet, und ihre Freundin drängt Anna, ihn in ein Heim zu geben. Nach einem schlimmen Vorfall muss Marco ausziehen, aber damit ist ihr Verhältnis noch lange nicht geklärt. Anna macht eine spannende, emanzipatorische Entwicklung durch und richtet sich dabei nicht nach der Meinung anderer. Diese Liebe in Moll bewegt, gerade weil sie keine Zukunft zu haben scheint. Sie widerspricht dem Klischee, dass Liebe und Glück eine Einheit bilden.
Die langen Plansequenzen der felsigen, schroffen Landschaft oder mit Personen, die sich von der Kamera abwenden, wirken introspektiv. Sie erzeugen Gefühle und drücken Gefühle der Protagonisten aus, die ihrerseits nicht mit ihnen hausieren gehen. Der fast dokumentarischen Kargheit und Stille setzt Koch als stilistisches Gegengewicht einen Chor entgegen. In der Landschaft aufgereiht, singen seine in grüne Jacketts gekleideten Mitglieder traurige Lieder – und rücken das Drama formal in die Nähe einer antiken Tragödie. So spröde wie sich die Geschichte auch gibt, letztlich kreist sie doch um die Gefühlstiefe der Menschen, die vom Schicksal geprüft werden.
Fazit: Der schweizerische Regisseur Michael Koch widersetzt sich in seinem zweiten Spielfilm dem Klischee eines idyllischen Alltags im Bergdorf. Für so etwas sind in diesem Drama die Hänge zu steil, die Schatten zu lang und die Probleme eines frisch verheirateten Paares zu groß. Krankheit und Ausweglosigkeit verdrängen das anfängliche Glück der Hauptcharaktere, die wie alle anderen von Laien gespielt werden. Die spröde Inszenierung mit den ruhigen, wortkargen Aufnahmen lenkt den Blick des Publikums nach innen zu Gefühlen, die sie scheinbar beiläufig, aber mit sicherer Hand weckt.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Drei Winter"
Land: Schweiz, DeutschlandWeitere Titel: A Piece of Sky
Jahr: 2022
Genre: Drama, Romantik
Originaltitel: Drii Winter
Länge: 136 Minuten
Kinostart: 15.12.2022
Regie: Michael Koch
Darsteller: Michèle Brand als Anna, Simon Wisler als Marco, Elin Zgraggen, Daniela Barmettler, Josef Aschwanden
Kamera: Armin Dirolf
Verleih: Grandfilm
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