The Five Devils (2022)
Les cinq diables
Der zweite abendfüllende Spielfilm der Französin Léa Mysius ("Ava") ist ein wilder Genremix über ein Mädchen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Das Mädchen Vicky (Sally Dramé) lebt mit ihren Eltern im Bergdorf "Les Cinq Diables" in den französischen Alpen. Von ihren Mitschülern gemobbt, verbringt Vicky jede freie Minute mit ihrer Mutter Joanne (Adèle Exarchopoulos), die gemeinsam mit ihrer besten Freundin Nadine (Daphne Patakia) im Schwimmbad des Bergdorfs arbeitet und mit Vorliebe im eiskalten Bergsee baden geht. Während eines gemeinsamen Nachmittags entdeckt Joanne, dass ihre Tochter eine besondere Gabe besitzt: Mittels ihres ausgeprägten Geruchssinns ist es Vicky möglich, jeden beliebigen Duft zu reproduzieren.
Als Vickys Tante Julia (Swala Emati), die jüngere Schwester ihres Vaters Jimmy (Moustapha Mbengue), eines Tages unvermittelt vor der Tür steht und eine mysteriöse Tinktur im Gepäck hat, verändert das Vickys Leben. Vermittels der Tinktur und in Kombination mit den reproduzierten Gerüchen kann Vicky in die Vergangenheit reisen. Was sie dort über ihre Eltern, ihre Tante und Nadine herausfindet, könnte ihre Existenz gefährden.
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Filmkritik
"The Five Devils": Wie riecht die Vergangenheit?
Wer auf abseitige Filme steht, wird hierzulande nur selten fündig. Das hat viel mit der deutschen Förderlandschaft zu tun, in der nicht nur zu viele Köche den Brei verderben, sondern auch der kruden Ansicht sind, dem hiesigen Publikum nur Leichtverdauliches auftischen zu können, an dem sich ja keiner den Magen verdirbt. Die gallig gärenden Genregebräue, die Léa Mysius ihrem Publikum vorsetzt, hätten bei uns folglich keine Chance auf Filmförderung. Zum Glück kommt die 1989 geborene Drehbuchautorin und Regisseurin aus Frankreich, einer Nation, die dem Obskuren wie der Freizügigkeit von jeher risikofreudiger gegenübersteht als der deutsche Michel.
Ein Fest für die Sinne
Schon Mysius' Langfilm-Regiedebüt war eine Wucht! Das Coming-of-Age-Drama "Ava" (2017) überzeugte durch außergewöhnliche Einfälle, eine souveräne Bildsprache und eine umwerfende Darbietung der Hauptdarstellerin Noée Abita, die mit dem Film ihren Durchbruch hatte. "Ava" war anders – sowohl, was das typische Debüt als auch den typischen Coming-of-Age-Film anbelangte. Denn Mysius mixte sexuelles Erwachen mit Angstlust und der Angst vor Verlust auf eine selten gesehene Art, die zwischen Fantasie, Traum und frei flottierendem Erzählfluss hin und herpendelte und dabei nicht vor expliziten Szenen zurückschreckte. In ihrem neuen Werk setzt die Filmemacherin noch eins drauf!
Auf den ersten Blick haben "Ava" und "The Five Devils" nichts miteinander gemein, bei näherer Betrachtung ergeben sich jedoch direkte Linien, die vom einen zum anderen Film führen. Mysius' Debüt handelte von einer Jugendlichen, die langsam ihr Augenlicht verliert, "The Five Devils" erzählt von einem Mädchen, das einen ausgeprägten Geruchssinn hat. "Ava" spielte unter der heißen Sonne des französischen Südwestens, Mysius' neuer Film im Schmuddelwetter der Dauphiné-Alpen im Osten des Landes. Beide erzählen von den Liebeswirren junger Frauen und schlagen dabei Haken, die niemand vorhersehen kann. (Adèle Exarchopoulos, die in "The Five Devils" die Hauptrolle innehat, sieht zudem wie die erwachsene Version von Noée Abita aus; auch wenn die zwei Frauen tatsächlich nur sechs Jahre Altersunterschied trennt.) Visuell ist jeder Film für sich ein Fest für die Sinne.
Wild, queer, unfassbar schön
Léa Mysius erzählt abermals risikobereit, mit Verve und Mut zur Lücke. Wild und couragiert wirft sie Familienfilm, queeres Liebesdrama und existenziellen Mysterythriller in einen Topf und rührt einmal kräftig um. Das Schöne an seltsamen Genremixturen wie dieser ist, dass sie, wenn sie glücken, einen beseelt und verwirrt zurücklassen. Was hat man da gerade gesehen? So einfach lässt sich das gar nicht erfassen. Nur so viel ist gewiss: Es war faszinierend, schräg und unfassbar schön!
Fazit: In ihrem zweiten abendfüllenden Spielfilm legt die französische Regisseurin Léa Mysius noch eine Schippe drauf. "The Five Devils" ist eine dunkel funkelnde Genreperle, die ein Familiendrama mit einer queeren Liebesgeschichte kreuzt und durch die Augen eines in die Existenzkrise geratenen und durch die Zeit reisenden Mädchens erzählt wird. Klingt nicht nur komisch, sondern ist schräges Genrekino at its best!
Wer auf abseitige Filme steht, wird hierzulande nur selten fündig. Das hat viel mit der deutschen Förderlandschaft zu tun, in der nicht nur zu viele Köche den Brei verderben, sondern auch der kruden Ansicht sind, dem hiesigen Publikum nur Leichtverdauliches auftischen zu können, an dem sich ja keiner den Magen verdirbt. Die gallig gärenden Genregebräue, die Léa Mysius ihrem Publikum vorsetzt, hätten bei uns folglich keine Chance auf Filmförderung. Zum Glück kommt die 1989 geborene Drehbuchautorin und Regisseurin aus Frankreich, einer Nation, die dem Obskuren wie der Freizügigkeit von jeher risikofreudiger gegenübersteht als der deutsche Michel.
Ein Fest für die Sinne
Schon Mysius' Langfilm-Regiedebüt war eine Wucht! Das Coming-of-Age-Drama "Ava" (2017) überzeugte durch außergewöhnliche Einfälle, eine souveräne Bildsprache und eine umwerfende Darbietung der Hauptdarstellerin Noée Abita, die mit dem Film ihren Durchbruch hatte. "Ava" war anders – sowohl, was das typische Debüt als auch den typischen Coming-of-Age-Film anbelangte. Denn Mysius mixte sexuelles Erwachen mit Angstlust und der Angst vor Verlust auf eine selten gesehene Art, die zwischen Fantasie, Traum und frei flottierendem Erzählfluss hin und herpendelte und dabei nicht vor expliziten Szenen zurückschreckte. In ihrem neuen Werk setzt die Filmemacherin noch eins drauf!
Auf den ersten Blick haben "Ava" und "The Five Devils" nichts miteinander gemein, bei näherer Betrachtung ergeben sich jedoch direkte Linien, die vom einen zum anderen Film führen. Mysius' Debüt handelte von einer Jugendlichen, die langsam ihr Augenlicht verliert, "The Five Devils" erzählt von einem Mädchen, das einen ausgeprägten Geruchssinn hat. "Ava" spielte unter der heißen Sonne des französischen Südwestens, Mysius' neuer Film im Schmuddelwetter der Dauphiné-Alpen im Osten des Landes. Beide erzählen von den Liebeswirren junger Frauen und schlagen dabei Haken, die niemand vorhersehen kann. (Adèle Exarchopoulos, die in "The Five Devils" die Hauptrolle innehat, sieht zudem wie die erwachsene Version von Noée Abita aus; auch wenn die zwei Frauen tatsächlich nur sechs Jahre Altersunterschied trennt.) Visuell ist jeder Film für sich ein Fest für die Sinne.
Wild, queer, unfassbar schön
Léa Mysius erzählt abermals risikobereit, mit Verve und Mut zur Lücke. Wild und couragiert wirft sie Familienfilm, queeres Liebesdrama und existenziellen Mysterythriller in einen Topf und rührt einmal kräftig um. Das Schöne an seltsamen Genremixturen wie dieser ist, dass sie, wenn sie glücken, einen beseelt und verwirrt zurücklassen. Was hat man da gerade gesehen? So einfach lässt sich das gar nicht erfassen. Nur so viel ist gewiss: Es war faszinierend, schräg und unfassbar schön!
Fazit: In ihrem zweiten abendfüllenden Spielfilm legt die französische Regisseurin Léa Mysius noch eine Schippe drauf. "The Five Devils" ist eine dunkel funkelnde Genreperle, die ein Familiendrama mit einer queeren Liebesgeschichte kreuzt und durch die Augen eines in die Existenzkrise geratenen und durch die Zeit reisenden Mädchens erzählt wird. Klingt nicht nur komisch, sondern ist schräges Genrekino at its best!
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "The Five Devils"
Land: FrankreichJahr: 2022
Genre: Drama
Originaltitel: Les cinq diables
Kinostart: 13.04.2023
Regie: Léa Mysius
Darsteller: Adèle Exarchopoulos als Joanne Soler, Swala Emati als Julia Soler, Sally Dramé als Vicky Soler, Moustapha Mbengue als Jimmy Soler, Patrick Bouchitey
Kamera: Paul Guilhaume
Verleih: MUBI