Im Taxi mit Madeleine (2022)
Une belle course
In dieser französischen Tragikomödie bringt der Regisseur Christian Carion die aus "Willkommen bei den Sch'tis" bekannten Schauspieler Dany Boon und Line Renaud für ein Kammerspiel auf Rädern zusammen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der Pariser Taxifahrer Charles (Dany Boon) hat zwar keine Lust, aus dem Zentrum der französischen Hauptstadt bis in einen Vorort zu gurken, doch er braucht das Geld. Charles steckt tief in den Schulden und seine Ehe in der Krise. Als er Madeleine Keller (Line Renaud) aufgabelt, ahnt er nicht, dass die Fahrt sein Leben für immer verändern wird.
Die 92-Jährige ist auf dem Weg in ein Pariser Pflegeheim. Da es ihr weder an Zeit noch an Geld mangelt, bittet sie Charles, unterwegs ein paar Zwischenstopps einzulegen. Madeleine hatte eine bewegte Vergangenheit, von der sie Charles während der Fahrt erzählt und deren Orte sie ein letztes Mal aufsuchen möchte. Je länger die Fahrt dauert, desto faszinierter ist Charles von Madeleines Erinnerungen, und der anfangs knurrige Taxifahrer findet seinen Humor wieder.
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Filmkritik
"Im Taxi mit Madeleine": Fahrt in die Vergangenheit
Ein jüngerer Mann und eine ältere Frau, die von ihm chauffiert wird, entwickeln während der Autofahrt ein enges emotionales Band: Die Handlung von Christian Carions neuem Film erinnert im Kern an "Miss Daisy und ihr Chauffeur" (1989). Daran angelehnt lautet der internationale Verleihtitel von Carions Film denn auch "Driving Madeleine". Auf Französisch heißt er hingegen schlicht "Une belle course", also "(Eine) Gute Fahrt". Durch die Verwendung des Vornamens der Protagonistin klingt im internationalen wie im deutschen Verleihtitel zudem noch etwas anderes an: die bewusst gewählte Anspielung auf Marcel Prousts Jahrhundertroman "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" (1913–1927).
Das Schicksal spielt ihr übel mit
Bei Proust erinnerte der Geschmack einer in Tee getauchten Madeleine den Erzähler an dessen Kindheit, bei Carion erinnert sich die von Line Renaud gespielte Madeleine an ihre Vergangenheit und erzählt dem von Dany Boon verkörperten Taxifahrer Charles davon. Die Fahrt wird so zu einer in Rückblenden geschilderten Reise in die Vergangenheit. Wohlbehütet und in der gehobenen Gesellschaft angesiedelt wie bei Proust ist Madeleines Leben jedoch nicht. So sehr Carion die Rückblenden visuell auch auf "alt" trimmt, der Blick zurück ist bei ihm nie nostalgisch verklärt. Ganz im Gegenteil!
Madeleine ist eine Frau, der das Schicksal übelst mitspielt, die sich dann aber entschließt, sich nicht in ihr Schicksal zu ergeben, sondern es selbst in die Hand zu nehmen. Die harsche Realität lässt die Rückblenden zunächst wie Fremdkörper erscheinen, die dem Wohlfühlfaktor des Films im Weg stehen. Je länger die Autofahrt dauert, je mehr Umwege sie nimmt und je mehr Zwischenstopps eingelegt werden, desto leichter wird jedoch die Stimmung.
Ein eingespieltes Trio aus dem Norden
"Im Taxi mit Madeleine" ist Christian Carions siebter abendfüllender Spielfilm als Regisseur. Mit seinem Hauptdarsteller Dany Boon hat er bereits bei "Merry Christmas" (2005) zusammengearbeitet; auch das ein Film, dessen Handlung in harschen Zeiten spielt und darin ein Hoffnungszeichen setzt. Boon und Line Renaud kennen sich wiederum vom Kassenschlager "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) und dessen (indirekter) Fortsetzung "Die Sch'tis in Paris - Eine Familie auf Abwegen" (2018). Darin spielten sie jeweils Mutter und Sohn. Für "Im Taxi mit Madeleine" bringt der Regisseur, wie seine zwei Hauptdarsteller übrigens ein waschechter Nordfranzose, das Erfolgsgespann erneut gemeinsam vor die Kamera.
Es sind denn auch die Chemie zwischen Renaud und Boon und die unausgesprochene Komplizenschaft ihrer Figuren, die diese Mischung aus Tragi- und Wohlfühlkomödie über das Mittelmaß hinausheben. Erzählerisch und inszenatorisch ist viel Luft nach oben. Dass "Im Taxi mit Madeleine" die Luft unterwegs nicht ausgeht, ist dem gut aufgelegten Schauspielduo zu verdanken.
Fazit: Der neue Film von Regisseur Christian Carion ist eine Mischung aus Drama und Wohlfühlkomödie, die in erster Linie von ihren zwei Hauptdarstellern lebt. Die Chemie zwischen Line Renaud und Dany Boon stimmt. Gepaart mit der Komplizenschaft ihrer Figuren hebt sie diesen durchwachsenen Film über das Mittelmaß hinaus.
Ein jüngerer Mann und eine ältere Frau, die von ihm chauffiert wird, entwickeln während der Autofahrt ein enges emotionales Band: Die Handlung von Christian Carions neuem Film erinnert im Kern an "Miss Daisy und ihr Chauffeur" (1989). Daran angelehnt lautet der internationale Verleihtitel von Carions Film denn auch "Driving Madeleine". Auf Französisch heißt er hingegen schlicht "Une belle course", also "(Eine) Gute Fahrt". Durch die Verwendung des Vornamens der Protagonistin klingt im internationalen wie im deutschen Verleihtitel zudem noch etwas anderes an: die bewusst gewählte Anspielung auf Marcel Prousts Jahrhundertroman "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" (1913–1927).
Das Schicksal spielt ihr übel mit
Bei Proust erinnerte der Geschmack einer in Tee getauchten Madeleine den Erzähler an dessen Kindheit, bei Carion erinnert sich die von Line Renaud gespielte Madeleine an ihre Vergangenheit und erzählt dem von Dany Boon verkörperten Taxifahrer Charles davon. Die Fahrt wird so zu einer in Rückblenden geschilderten Reise in die Vergangenheit. Wohlbehütet und in der gehobenen Gesellschaft angesiedelt wie bei Proust ist Madeleines Leben jedoch nicht. So sehr Carion die Rückblenden visuell auch auf "alt" trimmt, der Blick zurück ist bei ihm nie nostalgisch verklärt. Ganz im Gegenteil!
Madeleine ist eine Frau, der das Schicksal übelst mitspielt, die sich dann aber entschließt, sich nicht in ihr Schicksal zu ergeben, sondern es selbst in die Hand zu nehmen. Die harsche Realität lässt die Rückblenden zunächst wie Fremdkörper erscheinen, die dem Wohlfühlfaktor des Films im Weg stehen. Je länger die Autofahrt dauert, je mehr Umwege sie nimmt und je mehr Zwischenstopps eingelegt werden, desto leichter wird jedoch die Stimmung.
Ein eingespieltes Trio aus dem Norden
"Im Taxi mit Madeleine" ist Christian Carions siebter abendfüllender Spielfilm als Regisseur. Mit seinem Hauptdarsteller Dany Boon hat er bereits bei "Merry Christmas" (2005) zusammengearbeitet; auch das ein Film, dessen Handlung in harschen Zeiten spielt und darin ein Hoffnungszeichen setzt. Boon und Line Renaud kennen sich wiederum vom Kassenschlager "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) und dessen (indirekter) Fortsetzung "Die Sch'tis in Paris - Eine Familie auf Abwegen" (2018). Darin spielten sie jeweils Mutter und Sohn. Für "Im Taxi mit Madeleine" bringt der Regisseur, wie seine zwei Hauptdarsteller übrigens ein waschechter Nordfranzose, das Erfolgsgespann erneut gemeinsam vor die Kamera.
Es sind denn auch die Chemie zwischen Renaud und Boon und die unausgesprochene Komplizenschaft ihrer Figuren, die diese Mischung aus Tragi- und Wohlfühlkomödie über das Mittelmaß hinausheben. Erzählerisch und inszenatorisch ist viel Luft nach oben. Dass "Im Taxi mit Madeleine" die Luft unterwegs nicht ausgeht, ist dem gut aufgelegten Schauspielduo zu verdanken.
Fazit: Der neue Film von Regisseur Christian Carion ist eine Mischung aus Drama und Wohlfühlkomödie, die in erster Linie von ihren zwei Hauptdarstellern lebt. Die Chemie zwischen Line Renaud und Dany Boon stimmt. Gepaart mit der Komplizenschaft ihrer Figuren hebt sie diesen durchwachsenen Film über das Mittelmaß hinaus.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Im Taxi mit Madeleine"
Land: FrankreichJahr: 2022
Genre: Drama
Originaltitel: Une belle course
Länge: 91 Minuten
Kinostart: 13.04.2023
Regie: Christian Carion
Darsteller: Line Renaud als Madeleine Keller, Dany Boon als Charles, Alice Isaaz als Madeleine Keller, Jeremie Laheurte als Raymond Haguenot, dit Ray, Gwendoline Hamon als Denise Keller
Kamera: Pierre Cottereau
Verleih: Studiocanal