Nicht verRecken (2021)
Deutscher Dokumentarfilm über die Todesmärsche von KZ-Insassen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Als die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg von Osten heranrückte, waren davon auch die Konzentrationslager in Osteuropa betroffen. Ab 1944 löste die SS frontnahe Lager auf und schaffte die noch verbliebenen Häftlinge nach Westen. Manche wurden in Eisenbahnwaggons abtransportiert, ein Großteil musste zu Fuß (und auf Holzpantinen) marschieren. Viele nicht mehr marschfähige Häftlinge wurden erschossen.
Regisseur Martin Gressmann folgt den Hauptrouten der Todesmärsche durch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Als Zeitzeugen kommen Karol Gydanietz (Jahrgang 1924), Alexander Nesanel Fried (1925), Simcha Applebaum (1927), Roger Bordage (1925), Marcel Souillerot (1923), Wladimir Wojewodchenko (1925), Serge Dimitref (1922), Eduard Michailovich Simowez (1925), Guy Chataigné (1924), Otto Ernst Redner (1909), Josef Tandlich (1930) und Zwi Steinitz (1927) zu Wort. Einige von ihnen sprechen zum ersten Mal vor einer Kamera über ihre Erlebnisse.
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Filmkritik
Der Film mit der außergewöhnlichen Schreibweise ist das nächste Zeitdokument des Regisseurs Martin Gressmann. Und auch zu diesem hatte er einen persönlichen Zugang. In seiner Langzeitbeobachtung "Das Gelände" (2014), die als bester deutscher Dokumentarfilm des Jahres 2015 ausgezeichnet wurde, widmete sich Gressmann einer geschichtsträchtigen Berliner Brache. Das Areal, auf dem einst das Gestapo-Hauptquartier stand und auf das Gressman seine Aufmerksamkeit ab Mitte der 1980er-Jahre richtete, kannte er bereits aus Erzählungen seiner Großmutter. Auf die Todesmärsche, die im Zentrum seines neuen Films stehen, wurde er Anfang der 2000er aufmerksam, als er mit Freunden in der Nähe von Berlin einen Bauernhof erwarb und renovierte. Eine der Routen verlief ganz in der Nähe. Gressmanns Interesse war geweckt.
Es ist dieses Interesse an historischen Themen, über die wir bereits alles zu wissen glauben, die Gressmanns Filme so wichtig und, nun ja, interessant macht. Gerade beim Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus ist es unabdinglich, dieses Interesse hochzuhalten und einer sich in Schulen und der Gesellschaft breitmachenden Müdigkeit entgegenzuwirken. Gressmanns Offenheit und Ehrlichkeit den eigenen Umgang und das eigene Wissen betreffend zeigen, dass es selbst in diesem scheinbar auserforschten und auserzählten Feld stets Neues (und Bedeutendes) zu entdecken gibt. Gressmann erinnert sich an seinen Wissensstand Anfang des neuen Jahrtausends wie folgt: "Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mich als jemanden bezeichnet, der über die Geschichte des Dritten Reichs, des Holocaust und der europäischen Situation am Ende des Krieges halbwegs Bescheid weiß. Doch in den folgenden Jahren wurde mir klar, dass ich nur sehr wenig von der Lage am Kriegsende rund um die Auflösung der im deutschen Kernland befindlichen Konzentrationslager und die sogenannten 'Endphasenverbrechen' gewusst habe." Damit dürfte er nicht allein sein.
Formal hat sich Gressmann für eine Mischform entschieden. Noch lebende Zeitzeugen, mit denen er zwischen 2015 und 2021 gesprochen hat, kommen in einfach gestalteten Interviewsituationen zu Wort. Parallel dazu fährt die Kamera die Routen der Todesmärsche und Teile der Wegstrecke, die Heinrich Himmler seinerzeit mit seinem Sonderzug zurücklegte, ab. Dazu werden aus dem Off die jeweiligen Stationen rekapituliert. Die Wege der Mörder und die ihrer Opfer treten auf diese Weise miteinander in Korrespondenz; führen die unmenschliche Diskrepanz noch klarer vor Augen. Es sind aber vor allem die Schilderungen der Überlebenden, die diesen Film zu einem ungemein bedeutenden Zeitdokument machen. Mit dem Abstand der Jahrzehnte tragen alle Zeitzeugen ihre Erinnerungen sachlich und doch eindrücklich vor. Bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben, wie ein Redner an einer Gedenkstätte ganz am Ende von Gressmanns Film mit Nachdruck betont. Filme wie dieser sind deshalb umso wichtiger.
Fazit: Auch der neue Film von Martin Gressmann ("Das Gelände") ist ein wichtiges Zeitdokument. Gressmann hält die Stimmen der letzten Überlebenden der Todesmärsche von KZ-Häftlingen in Bild und Ton fest und setzt sie in Korrespondenz mit den letzten Tagen Heinrich Himmlers. Ein Dokumentarfilm, der die sachlich, aber eindrücklich geschilderten Ereignisse für sich sprechen lässt.
Es ist dieses Interesse an historischen Themen, über die wir bereits alles zu wissen glauben, die Gressmanns Filme so wichtig und, nun ja, interessant macht. Gerade beim Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus ist es unabdinglich, dieses Interesse hochzuhalten und einer sich in Schulen und der Gesellschaft breitmachenden Müdigkeit entgegenzuwirken. Gressmanns Offenheit und Ehrlichkeit den eigenen Umgang und das eigene Wissen betreffend zeigen, dass es selbst in diesem scheinbar auserforschten und auserzählten Feld stets Neues (und Bedeutendes) zu entdecken gibt. Gressmann erinnert sich an seinen Wissensstand Anfang des neuen Jahrtausends wie folgt: "Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mich als jemanden bezeichnet, der über die Geschichte des Dritten Reichs, des Holocaust und der europäischen Situation am Ende des Krieges halbwegs Bescheid weiß. Doch in den folgenden Jahren wurde mir klar, dass ich nur sehr wenig von der Lage am Kriegsende rund um die Auflösung der im deutschen Kernland befindlichen Konzentrationslager und die sogenannten 'Endphasenverbrechen' gewusst habe." Damit dürfte er nicht allein sein.
Formal hat sich Gressmann für eine Mischform entschieden. Noch lebende Zeitzeugen, mit denen er zwischen 2015 und 2021 gesprochen hat, kommen in einfach gestalteten Interviewsituationen zu Wort. Parallel dazu fährt die Kamera die Routen der Todesmärsche und Teile der Wegstrecke, die Heinrich Himmler seinerzeit mit seinem Sonderzug zurücklegte, ab. Dazu werden aus dem Off die jeweiligen Stationen rekapituliert. Die Wege der Mörder und die ihrer Opfer treten auf diese Weise miteinander in Korrespondenz; führen die unmenschliche Diskrepanz noch klarer vor Augen. Es sind aber vor allem die Schilderungen der Überlebenden, die diesen Film zu einem ungemein bedeutenden Zeitdokument machen. Mit dem Abstand der Jahrzehnte tragen alle Zeitzeugen ihre Erinnerungen sachlich und doch eindrücklich vor. Bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben, wie ein Redner an einer Gedenkstätte ganz am Ende von Gressmanns Film mit Nachdruck betont. Filme wie dieser sind deshalb umso wichtiger.
Fazit: Auch der neue Film von Martin Gressmann ("Das Gelände") ist ein wichtiges Zeitdokument. Gressmann hält die Stimmen der letzten Überlebenden der Todesmärsche von KZ-Häftlingen in Bild und Ton fest und setzt sie in Korrespondenz mit den letzten Tagen Heinrich Himmlers. Ein Dokumentarfilm, der die sachlich, aber eindrücklich geschilderten Ereignisse für sich sprechen lässt.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Nicht verRecken"
Land: DeutschlandJahr: 2021
Genre: Dokumentation
Länge: 110 Minuten
Kinostart: 13.10.2022
Regie: Martin Gressmann
Darsteller: Simcha Applebaum, Guy Chataigné, Alexander Fried, Karol Gdanietz, Wladimier Wojwodschenko
Kamera: Volker Gläser, Martin Gressmann, Sabine Herpich
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH
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