Return to Seoul (2022)
Retour à Séoul
Französisches Drama, das in Südkorea spielt, über eine junge Frau auf der Suche nach der eigenen Identität.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Frédérique Benoît (Ji-min Park), die alle nur Freddie nennen, ist bei Adoptiveltern in Frankreich aufgewachsen. Mit 25 Jahren kehrt sie erstmals in ihr Geburtsland Südkorea zurück und begibt sich nach anfänglichem Zögern auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern. Die Begegnung mit ihrem Vater (Kwang-rok Oh) und dessen Familie gerät jedoch zur Enttäuschung. Die kulturellen und sprachlichen Barrieren sind zu groß. Derweil will ihre leibliche Mutter nichts von Freddie wissen. Also entscheidet sich die junge Frau, vorerst vor Ort zu blieben und abzuwarten.
Zwei Jahre später ist Freddie vollkommen in Seouls Nachtleben eingetaucht und verliert sich zwischen Partynächten und flüchtigen Bekanntschaften. Eine davon ist der französische Geschäftsmann André (Louis-Do de Lencquesaing), der für die Rüstungsindustrie arbeitet und für den Freddie weitere fünf Jahre später erfolgreich als internationale Vermittlerin angeheuert hat. Von hier aus ist es noch ein weiter Weg, bis sie sich mit ihrem Vater aussöhnt, auf ihre Mutter trifft und schließlich bei sich selbst ankommt.
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Filmkritik
Manche Filme erwachen erst durch die Vitalität ihrer Darsteller vollkommen zum Leben. Davy Chous zweiter abendfüllender Spielfilm als Regisseur zählt dazu, und bereits das macht "Return to Seoul" zu einem guten Film. Chous Hauptdarstellerin Park Ji-Min ist schlicht so agil, präsent, mitreißend und – obwohl eine Frau – geradezu viril, dass man sich ihrem Sog nicht entziehen kann. Kaum zu glauben, dass Park hier ihr Filmdebüt abliefert, so routiniert zieht sie alle Register ihres Handwerks. Und völlig zurecht hat sie dafür gleich bei mehreren Filmfestivals Nominierungen und Preise erhalten. Eine umwerfende Performance allein macht aus einem guten Film aber noch lange keinen ausgezeichneten. Zum Glück hat "Return to Seoul" noch mehr zu bieten.
Dass die Debütantin so unbeschwert aufspielen kann, liegt nicht nur an Chous Regie, sondern auch an seinem Drehbuch. Chou hat eine weibliche Hauptfigur geschrieben, von der viele Schauspielerinnen nur träumen können und von der es im Kino inzwischen zwar mehr, aber nach wie vor viel zu wenige gibt. Frédérique Benoît aka Freddie ist komplex und kompliziert. Mal ist sie aufbrausend, mal niedergeschlagen; mal steckt sie andere mit ihrer Energie an, mal stößt sie sie mit Taktlosigkeiten vor den Kopf. Eine kühl kalkulierende Egoistin, hinter deren harter Schale der weiche Kern einer verletzten Person auf der Suche sich selbst schlummert. Ein Mensch, so vielschichtig wie das Leben und einer, dem das Publikum nicht nur all seine Stärken, Schwächen, Fehler und Laster abnimmt, sondern der auch so wirkt, als hätte er schon mehrere Leben hinter sich.
Bereits Davy Chous erster abendfüllender Spielfilm "Diamond Island" (2016) handelte von Heimat und Identität. Freddies Sinnsuche erzählt er elliptisch und mit langem Atem. Das Kinopublikum folgt der Protagonistin, die Züge einer klassischen Antagonistin in sich trägt, über einen Zeitraum von acht Jahren. Während dieser Reise setzt der Regisseur seine Hauptfigur in subtil komponierten Einstellungen in Szene, die nie alles preisgeben. Ji-min Park gibt als Freddie derweil alles und beschert den Zusehenden unter anderem eine der einprägsamsten Tanzeinlagen der jüngeren Kinogeschichte. Ihre Figur bewegt sich besonders in den nächtlichen Szenen durch atemberaubende Aufnahmen, stets von einer von Percussion dominierten Musik vorangetrieben. Was zwischen den Zeitsprüngen passiert, erschließt sich nur aus dem Kontext, wie das Publikum überhaupt viel zwischen den Zeilen lesen muss, um jedes Detail zu verstehen.
Dass man beim ersten, ja selbst beim zweiten und dritten Sehen nicht alles begreift, ist jedoch kein Nachteil, sondern einer der Vorzüge dieses Films. Davy Chou ist eines dieser Dramen geglückt, die von Wiedersehen zu Wiedersehen besser werden, weil man stets etwas Neues entdeckt. Gleich zu Beginn gibt Freddie die Richtung vor. Die Welt sei voller Zeichen, die man erst erkenne, wenn man gelernt habe, sie zu lesen, sagt sie zu zwei flüchtigen Bekanntschaften in einer Bar. Angst sei eines davon. Es dauert insgesamt 33 Lebensjahre, bis Freddie gelernt hat, ihre eigenen Ängste zu lesen. Am Ende ihres Selbstfindungstrips ist sie bei sich an- und endlich zur Ruhe gekommen.
Fazit: Davy Chous Drama über eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Herkunft ist ein soghafter Selbstfindungstrip. Erstklassig fotografiert, inszeniert, gespielt und mit einer Hauptdarstellerin gesegnet, an die man sich noch lange erinnert. Viszeral, emotional, packend!
Dass die Debütantin so unbeschwert aufspielen kann, liegt nicht nur an Chous Regie, sondern auch an seinem Drehbuch. Chou hat eine weibliche Hauptfigur geschrieben, von der viele Schauspielerinnen nur träumen können und von der es im Kino inzwischen zwar mehr, aber nach wie vor viel zu wenige gibt. Frédérique Benoît aka Freddie ist komplex und kompliziert. Mal ist sie aufbrausend, mal niedergeschlagen; mal steckt sie andere mit ihrer Energie an, mal stößt sie sie mit Taktlosigkeiten vor den Kopf. Eine kühl kalkulierende Egoistin, hinter deren harter Schale der weiche Kern einer verletzten Person auf der Suche sich selbst schlummert. Ein Mensch, so vielschichtig wie das Leben und einer, dem das Publikum nicht nur all seine Stärken, Schwächen, Fehler und Laster abnimmt, sondern der auch so wirkt, als hätte er schon mehrere Leben hinter sich.
Bereits Davy Chous erster abendfüllender Spielfilm "Diamond Island" (2016) handelte von Heimat und Identität. Freddies Sinnsuche erzählt er elliptisch und mit langem Atem. Das Kinopublikum folgt der Protagonistin, die Züge einer klassischen Antagonistin in sich trägt, über einen Zeitraum von acht Jahren. Während dieser Reise setzt der Regisseur seine Hauptfigur in subtil komponierten Einstellungen in Szene, die nie alles preisgeben. Ji-min Park gibt als Freddie derweil alles und beschert den Zusehenden unter anderem eine der einprägsamsten Tanzeinlagen der jüngeren Kinogeschichte. Ihre Figur bewegt sich besonders in den nächtlichen Szenen durch atemberaubende Aufnahmen, stets von einer von Percussion dominierten Musik vorangetrieben. Was zwischen den Zeitsprüngen passiert, erschließt sich nur aus dem Kontext, wie das Publikum überhaupt viel zwischen den Zeilen lesen muss, um jedes Detail zu verstehen.
Dass man beim ersten, ja selbst beim zweiten und dritten Sehen nicht alles begreift, ist jedoch kein Nachteil, sondern einer der Vorzüge dieses Films. Davy Chou ist eines dieser Dramen geglückt, die von Wiedersehen zu Wiedersehen besser werden, weil man stets etwas Neues entdeckt. Gleich zu Beginn gibt Freddie die Richtung vor. Die Welt sei voller Zeichen, die man erst erkenne, wenn man gelernt habe, sie zu lesen, sagt sie zu zwei flüchtigen Bekanntschaften in einer Bar. Angst sei eines davon. Es dauert insgesamt 33 Lebensjahre, bis Freddie gelernt hat, ihre eigenen Ängste zu lesen. Am Ende ihres Selbstfindungstrips ist sie bei sich an- und endlich zur Ruhe gekommen.
Fazit: Davy Chous Drama über eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Herkunft ist ein soghafter Selbstfindungstrip. Erstklassig fotografiert, inszeniert, gespielt und mit einer Hauptdarstellerin gesegnet, an die man sich noch lange erinnert. Viszeral, emotional, packend!
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Return to Seoul"
Land: FrankreichWeitere Titel: Ohne Rückkehr
Jahr: 2022
Genre: Drama
Originaltitel: Retour à Séoul
Länge: 119 Minuten
Kinostart: 26.01.2023
Regie: Davy Chou
Darsteller: Park Ji-Min als Frédérique Benoît AKA Freddie, Kwang-rok Oh als Freddies koreanischer Vater, Guka Han als Tena, Kim Sun-young als Koreanische Tante, Yoann Zimmer als Maxime
Kamera: Thomas Favel
Verleih: Rapid Eye Movies
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