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The Banshees of Inisherin
The Banshees of Inisherin
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

The Banshees of Inisherin (2022)

Banshees of Inisherin

Trennung mit Hindernissen: irische Tragikomödie, in der ein Mann einem anderen aus heiterem Himmel die Freundschaft aufkündigt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.4 / 5

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Irland 1923: Der ledige Landwirt Pádraic Súilleabháin (Colin Farrell) lebt gemeinsam mit seiner ebenfalls unverheirateten Schwester Siobhán (Kerry Condon) auf der Insel Inisherin vor der irischen Westküste. Während die mit Intelligenz gesegnete Siobhán von einer anspruchsvollen Arbeit auf dem Festland träumt, ist Pádraic ein schlichtes Gemüt und gibt sich mit wenig zufrieden. Seine Tiere um seine geliebte Esel-Dame Jenny und der tägliche Pub-Besuch mit seinem besten Freund, dem Musiker Colm Doherty (Brendan Gleeson), genügen, um aus Pádraic einen glücklichen Menschen zu machen. Doch dann kündigt Colm Pádraic aus heiterem Himmel und mit fadenscheiniger Begründung die Freundschaft einfach auf.

Colm möchte der Nachwelt etwas Bleibendes hinterlassen. Um sich besser auf die Komposition neuer Folksongs konzentrieren zu können, will er seine freie Zeit nicht länger mit dem langweiligen Pádraic verschwenden. Der Dorftrottel Dominic (Barry Keoghan), Sohn des gewalttätigen und übergriffigen Polizisten Peadar Kearney (Gary Lydon), sieht seine Chance gekommen, sich mit Pádraic anzufreunden und mit Siobhán anzubandeln. Weil Pádraic die Freundschaft zu Colm aber nicht ohne Weiteres aufgeben will, ergreift Colm drastische Mittel.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse5 / 5

Dass mit diesem Mann nicht zu spaßen ist, verrät bereits sein entschlossener Blick. Als er seinem besten Freund von heute auf morgen die Freundschaft aufkündigt, verzieht er dabei keine Miene. Brendan Gleeson spielt diesen Mann, den Musiker Colm Doherty, einmal mehr mit stoischer Gelassenheit, von der Ungeheuerlichkeit, die er seinem Freund in der Folge androht und zum Erstaunen und Entsetzen des Kinopublikums auch in die Tat umsetzt, völlig unbeeindruckt.

Gleeson gegenüber hat mit Colin Farrell ein alter Bekannter Platz genommen. Farrell, wie Gleeson Ire und in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Dublin geboren und aufgewachsen, stand mit seinem Landsmann bereits in "Brügge sehen... und sterben?" (2008) unter Martin McDonaghs Regie gemeinsam vor der Kamera. Schon damals übernahm er den einfältigen Part. Sein Landwirt Pádraic Súilleabháin hat nun allerdings ein noch schlichteres Gemüt als seinerzeit der Auftragskiller Ray. Farrell legt Pádraic mit der ihm eigenen lausbübischen Unbedarftheit an.

Komplettiert wird das Duo von Kerry Condon, die Pádraics Schwester Siobhán resolut und robust spielt, einfach wunderbar; von Barry Keoghan, der abermals sein Talent für kauzige, stets ein wenig furchteinflößende Außenseiter beweist, sowie von einem Ensemble, in dem es jedem noch so kleinen Nebendarsteller – von Pat Shortt als Pub-Besitzer, über Gary Lydon als Polizist und David Pearse als Priester bis zu Bríd Ní Neachtain als Inhaberin eines Tante-Emma-Ladens – gelingt, die jeweils perfekt zugeschnittene Rolle in wenigen Momenten mit Leben zu füllen. Die tollste Nebenrolle hat indessen Sheila Flitton inne. Als Mrs. McCormick geistert sie in einen langen schwarzen Umhang gehüllt über die Insel wie eine "Banshee", also wie eine der Todesfeen aus der irischen Folklore, die sich hinter dem kryptischen Filmtitel verbergen. Und wer weiß, vielleicht ist sie am Ende auch eine?!

Dass mit Martin McDonagh hervorragend zu spaßen ist, verrät ein Blick in seine übersichtliche Filmografie. Neben seinem Kurzfilm "Six Shooter" (2004), für den er einen Oscar erhielt, und dem bereits erwähnten "Brügge sehen... und sterben?" sind dort "7 Psychos" (2012) und "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" (2017) notiert. Wer die Filme kennt, weiß allerdings, mit welcher Art Späße man bei McDonagh rechnen muss. Die Filme des 1970 in London geborenen, aus Irland stammenden Regisseurs, der seine Karriere am Theater begann und diesem bis heute die Treue gehalten hat, sind schräg und rabenschwarz. Oft erinnern sie (wie die Filme seines drei Jahre älteren Bruders John Michael McDonagh, der ebenfalls mit Vorliebe Brendan Gleeson besetzt) an eine einen Anstrich schwärzere Version eines Films der Coen-Brüder, mit denen McDonagh den Komponisten Carter Burwell teilt.

Burwell hat nun auch die Musik für die "Banshees of Inisherin" komponiert und hatte dabei von seinem Regisseur nur eine einzige Vorgabe: keine irische Folkmusik! Stattdessen hat er einen Score geschaffen, der sich mit seiner seltsamen Verbindung aus Celesta-, Harfen-, Flöten- und Gamelan-Klängen wunderbar mit der zugleich kargen und schönen Landschaft ergänzt. Auch der Rest ist auf dem von Martin McDonaghs Filmen gewohnt hohen Niveau. Die von Kameramann Ben Davis eingefangenen Bilder sind wohl komponiert und kadriert und setzen gezielt warme Farbtupfer in der vorwiegend kühlen Farbpalette. Die von McDonagh geschriebene Handlung ist überraschend und wendungsreich, seine Figuren sind wie immer ambivalent. Colm, der zunächst grausam und eiskalt erscheint, entpuppt sich im Verlauf des Films als gequälte Künstlerseele, die ihr Mitgefühl unter einem Mantel aus Schweigen versteckt. Pádraic wiederum zeigt neben seiner verletzlichen auch eine unerwartet rabiate Seite.

All das macht "The Banshees of Inisherin" bereits zu einem guten Film. Es ist seine Bedeutungsoffenheit, die ihn zu einem sehr guten und zu einem heißen Oscar-Kandidaten macht. Denn wie immer bei Martin McDonagh, der die Idee zu dieser Geschichte bereits 1994 zu einem (nie aufgeführten) Theaterstück verarbeitete und sie für seinen Film nun mehrfach umgearbeitet hat, lässt sich dieser auf mehrfache Art interpretieren. "The Banshees of Inisherin" ist ein Film über das Ende einer Freundschaft, das sich auch als Allegorie für den Trennungsschmerz am Ende einer Liebesbeziehung oder als Allegorie auf den erst später heraufziehenden, aber sich bereits ankündigenden Nordirlandkonflikt lesen lässt. Und nicht zuletzt ist es ein Film über den Tod, dem McDonagh auf typisch irische Weise mit Galgenhumor begegnet.

Fazit: Martin McDonagh ist auch mit seinem vierten abendfüllenden Spielfilm eine Mischung aus Kultfilm und Meisterwerk geglückt. Seine quer durch alle Gewerke herausragende Tragikomödie ist ein Film über tiefschwarzen Trennungsschmerz – und ein heißer Oscar-Kandidat.




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Besetzung & Crew von "The Banshees of Inisherin"

Land: USA
Jahr: 2022
Genre: Drama
Originaltitel: Banshees of Inisherin
Länge: 115 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 05.01.2023
Regie: Martin McDonagh
Darsteller: Colin Farrell als Pádraic Súilleabháin, Brendan Gleeson als Colm Doherty, Kerry Condon als Siobhán Súilleabháin, Pat Shortt als Jonjo Devine, Gary Lydon
Kamera: Ben Davis
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

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