Sibirisch für Anfänger (2022)

Sibirien ist nicht gleich Sibirien. Immerhin erstreckt sich das Gebiet vom Ural bis an den Pazifik und ist größer als China. Wo genau man sich in Sibirien befindet, spielt also durchaus eine Rolle. Und wer sich wundert, dass die Sprache, die in Stepan Burnashevs und Dmitrii Davydovs Episodenfilm gesprochen wird, nicht nach Russisch klingt, liegt richtig. Gedreht hat das Regieduo seinen Film in Jakutien, wo noch knapp 450.000 Menschen die jakutische Sprache beherrschen.

"Jakutisch für Anfänger" müsste der Film also eigentlich heißen, was sich an den Kinokassen aber freilich nicht so gut verkauft. Der Unterhaltung tut das aber keinen Abbruch. Denn Burnashev und Davydov entführen ihr Publikum in einen ausgesprochen amüsanten Kosmos aus nachbarschaftlichen Kleinkriegen und alkoholbefeuerten Gewaltausbrüchen. Verbindendes Element sind die Kälte und der Wodka. Gepaart mit Informationsdefiziten führen sie wiederholt zu verheerenden Kurzschlüssen.

"Sibirisch für Anfänger" wird als "Kaurismäki meets 'Wild Tales'" beworben. Letztlich reicht der sieben Episoden umfassende Film weder an die Qualität des finnischen Lakonikers noch an die von Damián Szifrons Episodenfilm heran, ist aber nicht weit davon entfernt. Die auch inszenatorisch unterschiedlich dargebotenen Häppchen variieren stark in ihrer Qualität, sind aber allesamt von feiner Ironie durchzogen. Und einige von ihnen sind durchaus regimekritisch. Alles in allem ein schillerndes Kaleidoskop.

Fazit: Stepan Burnashev und Dmitrii Davydov entführen ihr Publikum in eine selten im Kino gesehene Gegend, nach Jakutien. Ihr Episodenfilm treibt Alltagssituationen amüsant auf die Spitze. Ein schillerndes Kaleidoskop über eiskalte Nachbarschaftsstreits, korrupte Politik und schnapsselige Diplomatie.