Das Blau des Kaftans (2022)
Le bleu du caftan
Drama: Ein verheirateter Schneider in Marokko lebt heimlich sein Begehren für Männer aus.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 6 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Das langjährige Ehepaar Halim (Saleh Bakri) und Mina (Lubna Azabal) betreibt gemeinsam eine Schneiderei in der Altstadt von Salé. Da es immer schwieriger wird, zu zweit das Pensum zu erfüllen, stellen die beiden den Lehrling Youssef (Ayoub Missioui) ein, der sich als überaus begabt erweist. Mina stellt rasch fest, dass sich Halim zu dem jungen Mann hingezogen fühlt. Zudem muss sie sich mit ihrer Krebserkrankung auseinandersetzen.
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Filmkritik
"Das Blau des Kaftans": Ein Liebesdreieck in Marokko
Die marokkanische Regisseurin Maryam Touzani, die bereits mit "Adam" (2019) ein eindrückliches Langfilmdebüt vorlegte, schildert in ihrem neuen Werk "Das Blau des Kaftans" auf angenehm leise und feinfühlige Art die Geschichte eines Ehepaares. Ihre Inszenierung gleicht über weite Strecken einem Kammerspiel – zentraler Handlungsort ist eine traditionelle Schneiderei in der Medina von Salé. Hier gehen die Hauptfiguren Halim und Mina mit großer Präzision und absoluter Hingabe ihrer Arbeit, der Anfertigung von aufwendigen Kaftanen, nach. Auf Nähmaschinen als Hilfsmittel wird dabei bewusst verzichtet.
Die Hand auf feinem Stoff
Mit ihrer Kamerafrau Virginie Surdej ("Innen Leben") fängt Touzani in vielen schönen Detailaufnahmen ein, wie sorgfältig in dem kleinen Betrieb mit Schere, Nadel und Faden umgegangen wird – und welche Sinnlichkeit das Handwerk der Schneiderei bedeuten kann. Ähnlich einfühlsam hatte das Duo Touzani und Surdej auch schon in "Adam" die Abläufe in einer Bäckerei in Bilder gefasst. Überdies wird deutlich, dass sich Halim und Mina dadurch einen sicheren Raum geschaffen haben, in dem nur ihre eigenen Regeln gelten.
Alsbald erkennen wir als Publikum, dass die beiden ein unkonventionelles Ehepaar sind – da Halim in erster Linie Männer begehrt und Mina davon weiß. Durch den Lehrling Youssef kommt es so zu einer Dreiecksbeziehung. Während eine vergleichbare Konstellation etwa in dem französischen Film "Eine saubere Affäre" (1997) von Anne Fontaine zur emotionalen Katastrophe führt, wird in "Das Blau des Kaftans" ganz behutsam von einer Leidenschaft erzählt, die unsichtbar bleiben muss – weil Homosexualität in Marokko noch immer eine Straftat ist.
Intensives Schauspiel
Die Darstellung des zentralen Trios ist überwiegend zurückhaltend, entwickelt aber gerade in diesem Modus der spürbaren Unterdrückung eine enorme Wucht. Insbesondere in der Blickdramaturgie vermitteln sich die Gefühle, die oft nicht ausgesprochen und ausgelebt werden dürfen. Saleh Bakri ("Wajib") und Lubna Azabal ("Die Frau, die singt – Incendies") können als Ehepaar ihre glaubhafte Chemie perfekt ausspielen. Wir beobachten Figuren, die dem Schicksal trotzen und von Liebe und Loyalität zueinander erfüllt sind.
Fazit: Ein seelenvoll gespieltes Drama mit bedachter Bildsprache und einem guten Gespür für Blicke und Zwischentöne.
Die marokkanische Regisseurin Maryam Touzani, die bereits mit "Adam" (2019) ein eindrückliches Langfilmdebüt vorlegte, schildert in ihrem neuen Werk "Das Blau des Kaftans" auf angenehm leise und feinfühlige Art die Geschichte eines Ehepaares. Ihre Inszenierung gleicht über weite Strecken einem Kammerspiel – zentraler Handlungsort ist eine traditionelle Schneiderei in der Medina von Salé. Hier gehen die Hauptfiguren Halim und Mina mit großer Präzision und absoluter Hingabe ihrer Arbeit, der Anfertigung von aufwendigen Kaftanen, nach. Auf Nähmaschinen als Hilfsmittel wird dabei bewusst verzichtet.
Die Hand auf feinem Stoff
Mit ihrer Kamerafrau Virginie Surdej ("Innen Leben") fängt Touzani in vielen schönen Detailaufnahmen ein, wie sorgfältig in dem kleinen Betrieb mit Schere, Nadel und Faden umgegangen wird – und welche Sinnlichkeit das Handwerk der Schneiderei bedeuten kann. Ähnlich einfühlsam hatte das Duo Touzani und Surdej auch schon in "Adam" die Abläufe in einer Bäckerei in Bilder gefasst. Überdies wird deutlich, dass sich Halim und Mina dadurch einen sicheren Raum geschaffen haben, in dem nur ihre eigenen Regeln gelten.
Alsbald erkennen wir als Publikum, dass die beiden ein unkonventionelles Ehepaar sind – da Halim in erster Linie Männer begehrt und Mina davon weiß. Durch den Lehrling Youssef kommt es so zu einer Dreiecksbeziehung. Während eine vergleichbare Konstellation etwa in dem französischen Film "Eine saubere Affäre" (1997) von Anne Fontaine zur emotionalen Katastrophe führt, wird in "Das Blau des Kaftans" ganz behutsam von einer Leidenschaft erzählt, die unsichtbar bleiben muss – weil Homosexualität in Marokko noch immer eine Straftat ist.
Intensives Schauspiel
Die Darstellung des zentralen Trios ist überwiegend zurückhaltend, entwickelt aber gerade in diesem Modus der spürbaren Unterdrückung eine enorme Wucht. Insbesondere in der Blickdramaturgie vermitteln sich die Gefühle, die oft nicht ausgesprochen und ausgelebt werden dürfen. Saleh Bakri ("Wajib") und Lubna Azabal ("Die Frau, die singt – Incendies") können als Ehepaar ihre glaubhafte Chemie perfekt ausspielen. Wir beobachten Figuren, die dem Schicksal trotzen und von Liebe und Loyalität zueinander erfüllt sind.
Fazit: Ein seelenvoll gespieltes Drama mit bedachter Bildsprache und einem guten Gespür für Blicke und Zwischentöne.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Das Blau des Kaftans"
Land: MarokkoJahr: 2022
Genre: Drama
Originaltitel: Le bleu du caftan
Länge: 118 Minuten
Kinostart: 16.03.2023
Regie: Maryam Touzani
Darsteller: Lubna Azabal als Mina, Saleh Bakri als Halim, Ayoub Missioui als Youssef
Kamera: Virginie Surdej
Verleih: Arsenal