Der anatolische Leopard (2022)

Die Tragikomödie "Der anatolische Leopard" ist das Langfilmdebüt des türkischen Drehbuchautors und Regisseurs Emre Kayiş (Jahrgang 1984). Im Mittelpunkt steht ein Anti-Held, der mit ungewöhnlichen Methoden um seine Existenz kämpft. Das Werk erzeugt in vielen Momenten eine melancholische Stimmung, lässt in diversen absurden Situationen aber auch einen trockenen Humor erkennen.

Der Zoodirektor Fikret, der von Uğur Polat ("Ummah – Unter Freunden") auf treffend lakonische Art und Weise verkörpert wird, will den Ort, an dem er mehr als zwei Dekaden lang gewirkt hat, nicht einfach aufgeben, obwohl dieser deutlich aus der Zeit gefallen ist. In überaus atmosphärischen Aufnahmen fangen Kayiş und dessen Kameramann Nick Cooke die Tristesse der Umgebung in Grau und Braun, bei permanent nasskaltem Wetter ein. Der Film lebt von langen, perfekt komponierten Einstellungen – etwa wenn der wortkarge Protagonist immer wieder am Tresen einer Kneipe sitzt und recht einsam und verloren anmutet, während sich im Hintergrund das Treiben auf einer Eisbahn beobachten lässt.

Mit dem von Investoren geplanten Umbau des alten Zoos zu einem modernen Vergnügungspark befasst sich "Der anatolische Leopard" mit den Veränderungen durch den Kapitalismus und wie die Menschen damit umzugehen versuchen. Der sich anbahnende Krimi-Plot unterläuft Genre-Erwartungen; das Skript und dessen Umsetzung sind letztlich mehr an der Beobachtung als an einem klaren Ziel interessiert.

Fazit: Ein Film, der gekonnt Melancholie und leisen Humor kombiniert – eingefangen in stimmungsvollen Bildern und mit einem wunderbaren Hauptdarsteller.