Inu-Oh (2021)
Gezeichnetes Rock-'n'-Roll-Theater: japanischer Anime, der eine Legende aus dem 14. Jahrhundert mit modernen Klängen aufpeppt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Japan im 14. Jahrhundert: Zwei konkurrierende Kaiserhöfe ringen um die Macht. Auf der Jagd nach den Throninsignien wird der kleine Junge Tomona in Mitleidenschaft gezogen und geblendet. Er schließt sich einem ebenfalls erblindeten Biwa-Spieler an, zieht mit ihm durchs Land und erlernt von ihm dessen Kunst. Stets an Tomonas Seite ist der Geist seines verstorbenen Vaters.
Eines Tages trifft Tomona auf Inu-Oh, den entstellten Sohn eines Nō-Theater-Leiters, der sein Gesicht hinter einer Kürbismaske verstecken muss. Zu den Klängen von Tomonas Instrument entdeckt Inu-Oh seine Tanzkünste. Fortan reisen die zwei gemeinsam durchs Land und ziehen mit ihrer Mischung aus Musik, Tanz und Theater ein immer größeres Publikum an.
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Filmkritik
Der Siegeszug fernöstlicher Zeichenkunst ist unaufhaltsam. In den Buchhandlungen und bei den Verkaufszahlen haben japanische Manga die europäische und US-amerikanische Comickonkurrenz längst hinter sich gelassen. Und auch was deren Bewegtbild-Verwandte, die Anime, anbelangt, belegt diese im Fernsehen und bei den Streaminganbietern inzwischen vordere Ränge. Einzig im Kino bleibt Deutschland nach wie vor Anime-Entwicklungsland.
Nur wenige Anime schaffen es in die deutschen Kinos und wenn, dann meist nur im Zuge einer Anime-Night, also als Event an einem einzigen Spieltermin. Erschwerend hinzu kommt, dass es sich dabei häufig um die x-te Filmauskoppelung einer Animeserie wie etwa "Detective Conan", "Dragon Ball" oder "One Piece" handelt. Wer eigenständige Filme oder gar gänzlich originäre Stoffe sucht, ist auf dem falschen Posten. Zudem ist auch hier die Auswahl beschränkt. Inhaltlich bleibt eigentlich nur die Wahl zwischen putzig-zauberhaften Produktionen im Stile des Studios Ghibli oder Hochglanz-Liebesgeschichten (mit oder ohne Mystery-Scifi-Twist) à la "Your Name." (2016), "Mirai" (2018) und Co. Alles andere, beispielsweise härtere oder schrägere Kost, findet sich in der Regel nur im DVD-Regal (wenn sie überhaupt den Weg nach Deutschland findet). Ab und an verirren sich aber auch Perlen wie Masaaki Yuasas "Inu-Oh" in die deutschen Kinos, den Perlentauchern von Rapid Eye Movies sei Dank.
Ausgefallen an diesem Anime ist nicht nur die Geschichte, die auf einem Roman von Hideo Furukawa beruht und das Publikum tief ins 14. Jahrhundert entführt. Der 1965 geborene Yuasa, der mit "Mind Game" (2004) seinen Durchbruch hatte, wählt für seinen legendenreichen Stoff auch eine ausgefallene Umsetzung. Die Animationen sind vom klaren Stil eines Hayao Miyazaki oder eines Makoto Shinkai weit entfernt. Ihr weicher, ineinanderfließender, flüchtiger Charakter scheint vielmehr von Isao Takahata ("Meine Nachbarn die Yamadas", "Die Legende der Prinzessin Kaguya") und den alten Animationsfilmen Eiichi Yamamotos inspiriert. Dessen "Die Tragödie der Belladonna" (1973) nennt Yuasa denn auch als eine der Inspirationsquellen für seinen Film.
Weitere Einflüsse sind die Animeserie "Dororo"(1968) nach dem gleichnamigen Manga von Osamu Tezuka, George Dunnings Beatles-Animationsfilm "Yellow Submarine" (1968), die von Ken Russell kongenial in Szene gesetzte Rockoper "Tommy" der Band The Who sowie David Lynchs "Der Elefantenmensch" (1980). All diese kreativen Einflüsse sind dem fertigen Film anzumerken, der erfrischend anders ausschaut und sich auch anders anfühlt. "Inu-Oh" wirkt altmodisch und gleichzeitig modern. Dazu tragen vor allem die von Foreigner, Queen und Deep Purple inspirierten Rocksongs bei, die diese uralte Legende zu einem Rockmusical machen. Denn der Musiker Tamona spielt seine Biwa, die birnenförmige Kurzhalslaute, wie eine E-Gitarre, und gibt sich auf der Bühne wie ein echter Rockstar.
Fazit: Masaaki Yuasas neuer Anime, der seine Weltpremiere in der Sektion "Orizzonti" bei den 78. Internationalen Filmfestspielen von Venedig feierte, macht aus einer uralten Legende eine taufrisches Rock-'n'-Roll-Theater. Die Kombination aus flüchtigen Zeichnungen und krachender Musik wirkt altmodisch und modern zugleich. Ein außergewöhnlicher Animationsfilm und ein sinnliches Erlebnis für Augen und Ohren.
Nur wenige Anime schaffen es in die deutschen Kinos und wenn, dann meist nur im Zuge einer Anime-Night, also als Event an einem einzigen Spieltermin. Erschwerend hinzu kommt, dass es sich dabei häufig um die x-te Filmauskoppelung einer Animeserie wie etwa "Detective Conan", "Dragon Ball" oder "One Piece" handelt. Wer eigenständige Filme oder gar gänzlich originäre Stoffe sucht, ist auf dem falschen Posten. Zudem ist auch hier die Auswahl beschränkt. Inhaltlich bleibt eigentlich nur die Wahl zwischen putzig-zauberhaften Produktionen im Stile des Studios Ghibli oder Hochglanz-Liebesgeschichten (mit oder ohne Mystery-Scifi-Twist) à la "Your Name." (2016), "Mirai" (2018) und Co. Alles andere, beispielsweise härtere oder schrägere Kost, findet sich in der Regel nur im DVD-Regal (wenn sie überhaupt den Weg nach Deutschland findet). Ab und an verirren sich aber auch Perlen wie Masaaki Yuasas "Inu-Oh" in die deutschen Kinos, den Perlentauchern von Rapid Eye Movies sei Dank.
Ausgefallen an diesem Anime ist nicht nur die Geschichte, die auf einem Roman von Hideo Furukawa beruht und das Publikum tief ins 14. Jahrhundert entführt. Der 1965 geborene Yuasa, der mit "Mind Game" (2004) seinen Durchbruch hatte, wählt für seinen legendenreichen Stoff auch eine ausgefallene Umsetzung. Die Animationen sind vom klaren Stil eines Hayao Miyazaki oder eines Makoto Shinkai weit entfernt. Ihr weicher, ineinanderfließender, flüchtiger Charakter scheint vielmehr von Isao Takahata ("Meine Nachbarn die Yamadas", "Die Legende der Prinzessin Kaguya") und den alten Animationsfilmen Eiichi Yamamotos inspiriert. Dessen "Die Tragödie der Belladonna" (1973) nennt Yuasa denn auch als eine der Inspirationsquellen für seinen Film.
Weitere Einflüsse sind die Animeserie "Dororo"(1968) nach dem gleichnamigen Manga von Osamu Tezuka, George Dunnings Beatles-Animationsfilm "Yellow Submarine" (1968), die von Ken Russell kongenial in Szene gesetzte Rockoper "Tommy" der Band The Who sowie David Lynchs "Der Elefantenmensch" (1980). All diese kreativen Einflüsse sind dem fertigen Film anzumerken, der erfrischend anders ausschaut und sich auch anders anfühlt. "Inu-Oh" wirkt altmodisch und gleichzeitig modern. Dazu tragen vor allem die von Foreigner, Queen und Deep Purple inspirierten Rocksongs bei, die diese uralte Legende zu einem Rockmusical machen. Denn der Musiker Tamona spielt seine Biwa, die birnenförmige Kurzhalslaute, wie eine E-Gitarre, und gibt sich auf der Bühne wie ein echter Rockstar.
Fazit: Masaaki Yuasas neuer Anime, der seine Weltpremiere in der Sektion "Orizzonti" bei den 78. Internationalen Filmfestspielen von Venedig feierte, macht aus einer uralten Legende eine taufrisches Rock-'n'-Roll-Theater. Die Kombination aus flüchtigen Zeichnungen und krachender Musik wirkt altmodisch und modern zugleich. Ein außergewöhnlicher Animationsfilm und ein sinnliches Erlebnis für Augen und Ohren.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Inu-Oh"
Land: JapanJahr: 2021
Genre: Animation
Länge: 91 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 17.11.2022
Regie: Masaaki Yuasa
Darsteller: Mirai Moriyama, Kenjirô Tsuda, Yutaka Matsushige, Tasuku Emoto
Verleih: Rapid Eye Movies
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