Alles über Martin Suter. Ausser die Wahrheit. (2022)
Fakten und Fiktion: Schweizer Dokumentarfilm über einen der bekanntesten zeitgenössischen Schweizer Autoren.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Martin Suter, 1948 in Zürich geboren, zählt zu den erfolgreichsten Schweizer Schriftstellern aller Zeiten. Romane wie "Die dunkle Seite des Mondes" (2000) verkaufen sich nicht nur im deutschsprachigen Raum prächtig. Dabei kam Suter, der zunächst als Werbetexter, Drehbuchautor und dann als Kolumnist arbeitete, erst spät zur Schriftstellerei. Bei der Veröffentlichung seines ersten Romans "Small World" (1997) war er fast 50 Jahre alt. Inzwischen hat er elf Romane und sechs weitere in seiner Krimi-Reihe "Allmen" veröffentlicht.
Regisseur André Schäfer hat den Erfolgsautor mit Unterbrechungen vier Jahre lang begleitet, trifft dabei auch prominente Weggefährten Suters wie den deutschen Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre und mischt Fakten und Fiktion.
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Filmkritik
Wie viel Wahrheit steckt in Dokumentarfilmen? Diese Frage begleitet die Gattung seit ihren Anfängen, spätestens jedoch, seit Robert J. Flaherty in "Nanook of the North" (1922) Szenen aus dem Alltag des porträtierten Inuit nachstellen ließ und Fakten dramaturgisch zurechtbog. Wie viel Wahrheit in dokumentarischen Porträts berühmter Persönlichkeiten steckt, ist eine Frage von einem ganz anderen Kaliber, denn wie alle Menschen neigen Berühmtheiten wohl noch ein wenig mehr dazu, beim Blick auf ihr Leben zu flunkern. Regisseur André Schäfer macht aus dieser Grundproblematik keinen Hehl. Das lässt sich bereits am Filmtitel – vom Porträtierten übrigens selbst gewählt – ablesen.
Schäfers ("Lenin kam nur bis Lüdenscheid", 2008) lange Filmografie ist voll von Porträts. Fürs Kino und Fernsehen hat er schon Dokumentarfilme über Rock Hudson, Hanna Schygulla und Willy Brandt sowie über die Schriftsteller Ian Fleming, Agatha Christie und John Irving gedreht. Der Wunsch, auch einen Film über Martin Suter zu machen, erwuchs, nachdem Schäfer Suters Roman "Die Zeit, die Zeit" (2012) gelesen hatte. "Da war einerseits eine sinnliche Faszination für die Bilder dieses Romans", erinnert sich Schäfer. Und dann war da der Plot, in dem zwei Männer versuchen, ihre verstorbenen Frauen durch eine exakte Rekonstruktion der Vergangenheit wieder zum Leben zu erwecken. "Wie kommt ein Künstler auf solche Ideen? Wieso berührt Martin Suter mit solchen komplexen Plots und Geschichten so viele Menschen?"
Um die Antwort auf diese und weitere Fragen zu finden, hat André Schäfer Martin Suter vier Jahre lang begleitet. Er zeigt ihn am Schreibtisch seines Zürcher Domizils und begleitet ihn nach Marrakesch, wo Suter und seine Frau ein Riad, ein traditionelles Haus mit Innenhof, besitzen und einige Zeit im Jahr verbringen. Daneben besucht der Schriftsteller das Haus seiner Kindheit in Zürich-Oerlikon oder geht mit einem alten Bekannten in Freiburg im Üechtland, wo Suter später zur Schule ging, am metaphorischen Röstigraben entlang. So weit, so von anderen dokumentarischen Porträts gewohnt. Doch Schäfer zieht noch eine weitere Ebene ein, durch die Realität und Fiktion zunehmend verwischen.
Die Orte von Martins Suters Jugend sind auch immer Orte aus seinen Romanen, da er wie die meisten Schriftsteller nicht alles völlig frei erfindet, sondern aus seinen Erinnerungen und seiner Lebenserfahrung schöpft. An diesen Orten lässt der Regisseur Szenen aus den Romanen des Autors nachstellen. Aus dem Off werden Textpassagen vorgelesen. Martin Suter ist mal stummer, mal kommentierender Zeuge und betritt durch dieses filmische Verfahren quasi wie ein Museumsbesucher seine eigenen Romane.
Wie viel ist also echt, wie viel ausgedacht in diesem Film, in den Romanen Martin Suters und in seinem Leben? André Schäfer lässt es offen, und doch hat man am Ende das Gefühl, dem Schriftsteller ein gutes Stück nähergekommen zu sein.
Fazit: "Alles über Martin Suter. Ausser die Wahrheit." ist ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm, der Fakten mit nachgestellten Szenen aus Suters Romanen vermischt. Wie viel davon wahr und wie viel geflunkert ist, bleibt der Vorstellungskraft des Publikums überlassen. Aber "die Fantasie stimmt ja meistens mehr als die Realität", meint Martin Suter dazu.
Schäfers ("Lenin kam nur bis Lüdenscheid", 2008) lange Filmografie ist voll von Porträts. Fürs Kino und Fernsehen hat er schon Dokumentarfilme über Rock Hudson, Hanna Schygulla und Willy Brandt sowie über die Schriftsteller Ian Fleming, Agatha Christie und John Irving gedreht. Der Wunsch, auch einen Film über Martin Suter zu machen, erwuchs, nachdem Schäfer Suters Roman "Die Zeit, die Zeit" (2012) gelesen hatte. "Da war einerseits eine sinnliche Faszination für die Bilder dieses Romans", erinnert sich Schäfer. Und dann war da der Plot, in dem zwei Männer versuchen, ihre verstorbenen Frauen durch eine exakte Rekonstruktion der Vergangenheit wieder zum Leben zu erwecken. "Wie kommt ein Künstler auf solche Ideen? Wieso berührt Martin Suter mit solchen komplexen Plots und Geschichten so viele Menschen?"
Um die Antwort auf diese und weitere Fragen zu finden, hat André Schäfer Martin Suter vier Jahre lang begleitet. Er zeigt ihn am Schreibtisch seines Zürcher Domizils und begleitet ihn nach Marrakesch, wo Suter und seine Frau ein Riad, ein traditionelles Haus mit Innenhof, besitzen und einige Zeit im Jahr verbringen. Daneben besucht der Schriftsteller das Haus seiner Kindheit in Zürich-Oerlikon oder geht mit einem alten Bekannten in Freiburg im Üechtland, wo Suter später zur Schule ging, am metaphorischen Röstigraben entlang. So weit, so von anderen dokumentarischen Porträts gewohnt. Doch Schäfer zieht noch eine weitere Ebene ein, durch die Realität und Fiktion zunehmend verwischen.
Die Orte von Martins Suters Jugend sind auch immer Orte aus seinen Romanen, da er wie die meisten Schriftsteller nicht alles völlig frei erfindet, sondern aus seinen Erinnerungen und seiner Lebenserfahrung schöpft. An diesen Orten lässt der Regisseur Szenen aus den Romanen des Autors nachstellen. Aus dem Off werden Textpassagen vorgelesen. Martin Suter ist mal stummer, mal kommentierender Zeuge und betritt durch dieses filmische Verfahren quasi wie ein Museumsbesucher seine eigenen Romane.
Wie viel ist also echt, wie viel ausgedacht in diesem Film, in den Romanen Martin Suters und in seinem Leben? André Schäfer lässt es offen, und doch hat man am Ende das Gefühl, dem Schriftsteller ein gutes Stück nähergekommen zu sein.
Fazit: "Alles über Martin Suter. Ausser die Wahrheit." ist ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm, der Fakten mit nachgestellten Szenen aus Suters Romanen vermischt. Wie viel davon wahr und wie viel geflunkert ist, bleibt der Vorstellungskraft des Publikums überlassen. Aber "die Fantasie stimmt ja meistens mehr als die Realität", meint Martin Suter dazu.
Falk Straub
TrailerAlle "Alles über Martin Suter. Ausser die Wahrheit."-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Alles über Martin Suter. Ausser die Wahrheit."
Land: SchweizJahr: 2022
Genre: Dokumentation
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 06.10.2022
Regie: André Schäfer
Darsteller: Stephan Eicher, Alec Rosenthal, Martin Suter
Verleih: DCM GmbH