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FBW-Bewertung: Die Mucklas ... und wie sie zu Pettersson und Findus kamen (2022)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Als Buch sind Sven Nordqvists Geschichten von Pettersson und Findus seit Jahren ein Erfolg. Das liegt zum Einen an den ziemlich lustigen Erlebnissen des alten Mannes und seines virilen Katers Findus, das liegt aber auch an den faszinierenden Bildern. Auf jeder Seite gibt es viel zu entdecken. Wie Wimmelbilder wirkt das, was dort zu sehen ist und überall wuseln winzige Kerlchen herum, die mit irgendwelchen Sachen irgendeinen Schabernack treiben: Die Mucklas.

Mit DIE MUCKLAS ...UND WIE SIE ZU PETTERSSON UND FINDUS KAMEN kommt sozusagen das Prequel zu den bislang verfilmten Abenteuern von Pettersson und Findus auf die Leinwand. Wie seine Vorgänger ist das Abenteuer als Hybrid-Produktion aus Animations- und Realfilm gedreht worden, auch wenn das Publikum auf den Auftritt Petterssons und dessen Nachbarin Beda diesmal bis zum Schluss warten muss. Auch diesmal ist das Crossover gelungen und auch diesmal gibt es für große und kleine Zuschauer jede Menge Sachen zum Lachen. Allerdings, so zeigte sich in der Diskussion, ist DIE MUCKLAS ...UND WIE SIE ZU PETTERSSON UND FINDUS KAMEN hin und wieder fast schon ein wenig zu spannend für vielleicht gerade mal sechsjährige Zuschauer:innen.

Als der Inhaber des Kramladens, in dem die Mucklas einst ein Zuhause hatten, stirbt, steht es schlecht um deren Zukunft. Karl, der neue Ladenbesitzer, ist nicht nur ein pedantischer Aufräumer, sondern auch ein radikaler Kammerjäger. Natürlich ist der bald schon den Mucklas auf den Fersen. Mit Giftgas, Kreissäge und Staubsauger rückt er ihnen immer näher. Da bleibt den armen Mucklas nichts anderes übrig, als sich eine neue Bleibe zu suchen.

Ordnung mag vielleicht das (halbe) Leben von Kammerjäger Karl sein, aber, wie der Film nicht müde wird zu erwähnen, die Mucklas brauchen das Chaos. Zielgerichtetes Handeln ist definitiv nicht ihr Ding und so ist es sogar ein wenig unlogisch, dass sie nicht alle Hals-über-Kopf aufbrechen, sondern mit Svunja, Tjorben und Smartö, ein dreiköpfiges Forscherteam mit der Suche nach einem neuen Heim beauftragen. Wie viele Auskopplungen, so hat auch DIE MUCKLAS ...UND WIE SIE ZU PETTERSSON UND FINDUS KAMEN mit den Problemen zu kämpfen, die auftreten, wenn ursprüngliche Sidekicks einen ganzen Film bestreiten müssen. Dass dies nicht ohne Sprache gelingen kann, ist verzeihlich, auch wenn die Mucklas ursprünglich nicht sprechen. Der jüngste der Forschergruppe ?Der Auserwählte? trägt nicht nur autistische Züge, er kommuniziert in einem so lustigen Kauderwelsch, dass sicherlich auch die Minions ihre Freude an ihm hätten.

Bis die Drei schließlich bei Pettersson und Findus eintreffen, haben sie allerlei Abenteuer in einer vielgestalten Außenwelt zu bestehen. Ob in der Kanalisation, einer Bäckerei oder in einem selbstgebauten Heißluftballon, an allen Stationen ihrer Suche zeigt sich, wie hochwertig die hybride Bilderwelt gestaltet ist. Live-Action und animierte Charaktere ergänzen sich aufs Beste. Und neben dem bewährten Cast haben Ali Samadi Ahadi und Markus Dietrich mit Uwe Ochsenknecht eine geradezu ideale Besetzung für die Rolle des Kammerjägers gefunden. Mit nur wenigen Worten, dafür umso ausdrucksstärkerer Mimik, wird er im Film zum Inbegriff des cholerischen Reinlichkeitsfanatikers. Dass der in einer Nebenhandlung sogar das Haus einer guten Bekannten ungestraft in Schutt und Asche legen darf, spricht umso mehr für dessen Charisma.

Natürlich sind alle Figuren herzhaft überzeichnet, doch es spricht für den Film, dass er sich über niemanden lustig macht. Slapstick, Blödeleien und groteske Scherze sind nicht im Drehbuch vorgesehen. Allen Figuren wird so viel Background mit auf den Weg gegeben, dass ihre Handlungen nachvollziehbar bleiben. Die Jury fühlte sich so gut unterhalten, dass sie DIE MUCKLAS ...UND WIE SIE ZU PETTERSSON UND FINDUS KAMEN gerne das Prädikat ?besonders wertvoll? verleiht.



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