Das Leben ein Tanz (2022)
En corps
Leichtfüßiger Lebens- und Liebesreigen: französische Tragikomödie über eine Ballerina, die sich neu erfinden muss.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die 26-jährige Ballerina Élise Gautier (Marion Barbeau) hat eine aussichtsreiche Karriere vor sich. Doch ausgerechnet am Premierenabend, als sie hinter der Bühne mitansehen muss, wie ihr Freund sie mit einer anderen Tänzerin betrügt, verletzt sie sich schwer. Zu allem Überfluss auch noch vor den Augen ihres Vaters Henri (Denis Podalydès) und ihrer Schwestern. Die Diagnose ist verheerend: mindestens ein Jahr Pause! Einziger Lichtblick sind die Stunden mit ihrem Physiotherapeuten Yann (François Civil), der Élise Mut macht und alsbald mehr von ihr will.
Um sich das Leben im teuren Paris nach ihrer Verletzung weiterhin leisten zu können, braucht Élise einen neuen Job. Ihre Freundin Sabrina (Souheila Yacoub), die sie aus gemeinsamen Tagen auf dem Ballett-Internat kennt, vermittelt Élise einen. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Loïc (Pio Marmaï) betreibt Sabrina einen Food Truck. Damit fahren die drei in die Bretagne, um die Gäste von Josiane (Muriel Robin) zu bekochen. Josiane verwaltet einen alten Gutshof, in dem Künstler aller Art zum Proben einkehren. Gerade ist Hofesh Shechter (Hofesh Shechter; der Choreograf spielt sich selbst) mit seiner Tanztruppe vor Ort. Und für Élise tut sich urplötzlich die Möglichkeit auf, vom klassischen Ballett zum Modern Dance zu wechseln.
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Filmkritik
Cédric Klapisch hegte schon lange den Traum, einen abendfüllenden Spielfilm über Tanz auf die große Leinwand zu bringen. Bereits 2010 drehte er fürs Fernsehen einen Dokumentarfilm über Aurélie Dupont, seinerzeit Primaballerina an der Pariser Oper. Im Anschluss daran war ein Spielfilmprojekt mit Dupont im Gespräch, das aber nie zustande kam. Klapisch blieb dem Thema trotzdem treu und filmte mehrere Aufführungen, die Eingang in den Fernsehfilm "Vier Choreographen an der Pariser Oper" (2018) fanden. Hierbei lernte er Hofesh Shechter kennen, der nun für die fabelhafte Musik und die erstklassigen Choreografien in "Das Leben ein Tanz" verantwortlich zeichnet. Bis Klapisch die nächste Kandidatin gefunden hatte, die für eine Hauptrolle infrage kommt, dauerte es allerdings noch ein wenig. Das Warten hat sich gelohnt.
Es fällt schwer, von Hauptdarstellerin Marion Barbeau nicht begeistert zu sein. Die 1991 geborene Tänzerin agiert vor der Kamera so natürlich, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Ein Blick von ihr genügt, um den Zwiespalt ihrer Figur greifbar zu machen. Ihre Augen strahlen zugleich Unsicherheit und Entschlossenheit aus. Und ein einziges Lächeln versetzt den gesamten Kinosaal in Verzückung. Eine echte Entdeckung! Die perfekt zur Handlung des Films passt.
Klapisch, der das Drehbuch wie bei seinen zwei letzten Kinofilmen "Der Wein und der Wind" (2017) und "Einsam Zweisam" (2019) erneut mit Santiago Amigorena geschrieben hat, erzählt die Geschichte von einem Neuanfang, ja einer Neuerfindung. Wie im Zwiespalt der Hauptfigur bringt die Handlung insgesamt auf den ersten Blick unvereinbar scheinende Dinge zusammen. Es geht um klassisches Ballett und Modern Dance als zwei Ausdrucksformen des Tanzes, die mehr miteinander gemeinsam haben als landläufig angenommen. Es geht um einen Vater, der seine Gefühle nicht artikulieren kann, und eine Tochter, die so übervoll mit Emotionen ist, dass sie diese in ihre Kunstform steckt. Und es geht um die Liebe, die einen manchmal völlig unvermittelt trifft, wenn man am wenigsten damit rechnet.
Im Vergleich zu anderen Tanzfilmen macht Klapisch einiges anders. Obwohl es der Auftakt vermuten ließe, kommt sein Blick hinter die Kulissen völlig ohne Ränke, Intrigen und dunkle Machenschaften aus. Ganz im Gegenteil wird sein Film immer witziger, je weiter die Handlung fortschreitet und je mehr die Protagonistin ihr Lachen zurückgewinnt. Mit Pio Marmaï, der als Koch Loïc eine paradetypische Filmsituation nachspielt (inklusive Tomatensoße als Kunstblut), hat "Das Leben ein Tanz" gar eine der lustigsten Szenen zu bieten, die in den vergangenen Jahren auf der Leinwand zu sehen war. Und umwerfende Tanzszenen. Denn das ist der zweite große Punkt, den Klapisch anders macht. Am Ende zahlt es sich aus, auf echte Profis und nicht auf Schauspielende zu setzen, die sich in ihren Tanzszenen doubeln lassen.
Blickt man auf Klapischs bisherige Karriere, dann ließe er sich wohl am ehesten als Regisseur von Feel-good Movies beschreiben. Was ihn dabei von anderen Wohlfühlfilmern unterscheidet, ist das Lebensgefühl einer Generation, aber auch von urbanen Räumen, das er ungemein authentisch einfängt. Barcelona ("L'auberge espagnole"), St. Petersburg ("L'auberge espagnole – Wiedersehen in St. Petersburg"), New York City ("Beziehungsweise New York") und immer wieder Paris, zuletzt etwa im tollen "Einsam Zweisam", kommen bei ihm völlig ohne Postkartenkitsch aus. Bei Klapisch fühlen sich die Metropolen echt an, sind dabei aber dennoch den alles entscheidenden Tick überhöht, dass man beim Zusehen die romantische Vorstellung hegt, selbst einmal dort zu wohnen. Das ist in "Das Leben ein Tanz" nicht anders. Auch dies ist ein gelungener Spagat.
In Bezug auf den Tanz gelingt Klapisch ein noch schwierigerer Spagat. Die Anmut dieser Kunstform geht einen Pas de deux mit der Komik ein. Und dem Film glückt das kleine Kunststück, Tanz in all seinen Ausformungen ernst zu nehmen, ohne dabei den Humor zu verlieren.
Fazit: Auch Cédric Klapischs neue Tragikomödie ist ein waschechter Wohlfühlfilm und noch dazu ein ausgezeichneter. Anders als andere Tanzfilme ist Klapischs Annäherung an diese Kunstform weder düster noch intrigant, sondern bleibt bis zur letzten Minute leichtfüßig. Hofesh Shechters Musik und Choreografien sind Weltklasse, und Hauptdarstellerin Marion Barbeau ist eine Entdeckung. Ein Tanzfilm über das Leben, die Liebe und Leidenschaft. Umwerfend und urkomisch!
Es fällt schwer, von Hauptdarstellerin Marion Barbeau nicht begeistert zu sein. Die 1991 geborene Tänzerin agiert vor der Kamera so natürlich, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Ein Blick von ihr genügt, um den Zwiespalt ihrer Figur greifbar zu machen. Ihre Augen strahlen zugleich Unsicherheit und Entschlossenheit aus. Und ein einziges Lächeln versetzt den gesamten Kinosaal in Verzückung. Eine echte Entdeckung! Die perfekt zur Handlung des Films passt.
Klapisch, der das Drehbuch wie bei seinen zwei letzten Kinofilmen "Der Wein und der Wind" (2017) und "Einsam Zweisam" (2019) erneut mit Santiago Amigorena geschrieben hat, erzählt die Geschichte von einem Neuanfang, ja einer Neuerfindung. Wie im Zwiespalt der Hauptfigur bringt die Handlung insgesamt auf den ersten Blick unvereinbar scheinende Dinge zusammen. Es geht um klassisches Ballett und Modern Dance als zwei Ausdrucksformen des Tanzes, die mehr miteinander gemeinsam haben als landläufig angenommen. Es geht um einen Vater, der seine Gefühle nicht artikulieren kann, und eine Tochter, die so übervoll mit Emotionen ist, dass sie diese in ihre Kunstform steckt. Und es geht um die Liebe, die einen manchmal völlig unvermittelt trifft, wenn man am wenigsten damit rechnet.
Im Vergleich zu anderen Tanzfilmen macht Klapisch einiges anders. Obwohl es der Auftakt vermuten ließe, kommt sein Blick hinter die Kulissen völlig ohne Ränke, Intrigen und dunkle Machenschaften aus. Ganz im Gegenteil wird sein Film immer witziger, je weiter die Handlung fortschreitet und je mehr die Protagonistin ihr Lachen zurückgewinnt. Mit Pio Marmaï, der als Koch Loïc eine paradetypische Filmsituation nachspielt (inklusive Tomatensoße als Kunstblut), hat "Das Leben ein Tanz" gar eine der lustigsten Szenen zu bieten, die in den vergangenen Jahren auf der Leinwand zu sehen war. Und umwerfende Tanzszenen. Denn das ist der zweite große Punkt, den Klapisch anders macht. Am Ende zahlt es sich aus, auf echte Profis und nicht auf Schauspielende zu setzen, die sich in ihren Tanzszenen doubeln lassen.
Blickt man auf Klapischs bisherige Karriere, dann ließe er sich wohl am ehesten als Regisseur von Feel-good Movies beschreiben. Was ihn dabei von anderen Wohlfühlfilmern unterscheidet, ist das Lebensgefühl einer Generation, aber auch von urbanen Räumen, das er ungemein authentisch einfängt. Barcelona ("L'auberge espagnole"), St. Petersburg ("L'auberge espagnole – Wiedersehen in St. Petersburg"), New York City ("Beziehungsweise New York") und immer wieder Paris, zuletzt etwa im tollen "Einsam Zweisam", kommen bei ihm völlig ohne Postkartenkitsch aus. Bei Klapisch fühlen sich die Metropolen echt an, sind dabei aber dennoch den alles entscheidenden Tick überhöht, dass man beim Zusehen die romantische Vorstellung hegt, selbst einmal dort zu wohnen. Das ist in "Das Leben ein Tanz" nicht anders. Auch dies ist ein gelungener Spagat.
In Bezug auf den Tanz gelingt Klapisch ein noch schwierigerer Spagat. Die Anmut dieser Kunstform geht einen Pas de deux mit der Komik ein. Und dem Film glückt das kleine Kunststück, Tanz in all seinen Ausformungen ernst zu nehmen, ohne dabei den Humor zu verlieren.
Fazit: Auch Cédric Klapischs neue Tragikomödie ist ein waschechter Wohlfühlfilm und noch dazu ein ausgezeichneter. Anders als andere Tanzfilme ist Klapischs Annäherung an diese Kunstform weder düster noch intrigant, sondern bleibt bis zur letzten Minute leichtfüßig. Hofesh Shechters Musik und Choreografien sind Weltklasse, und Hauptdarstellerin Marion Barbeau ist eine Entdeckung. Ein Tanzfilm über das Leben, die Liebe und Leidenschaft. Umwerfend und urkomisch!
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Das Leben ein Tanz"
Land: Frankreich, BelgienJahr: 2022
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: En corps
Länge: 117 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 08.09.2022
Regie: Cédric Klapisch
Darsteller: Marion Barbeau als Elise Gautier, Hofesh Shechter als Hofesh, Denis Podalydès als Henri Gautier, Muriel Robin als Josiane, Pio Marmaï als Lo?c
Kamera: Alexis Kavyrchine
Verleih: Studiocanal
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