Mehr denn je (2022)

"Mehr denn je" ist das neue Werk der 1973 geborenen Regisseurin Emily Atef ("Das Fremde in mir", "3 Tage in Quiberon"). Das Drehbuch schrieb sie zusammen mit Lars Hubrich. Darin wird die Geschichte einer Frau erzählt, die eine tödliche Lungenkrankheit hat und trotz der Bedenken ihres Lebenspartners eine Reise nach Norwegen antritt. Im Zentrum stehen dabei nicht das Sterben und der Tod, sondern die persönlich erfüllende Gestaltung des letzten Lebensabschnitts.

Die Schönheit der norwegischen Landschaft, die Ruhe der Natur und die angenehme Wirkung der Fjorde werden nicht als Kitschmittel eingesetzt. Dafür sorgen zum einen die sensible Inszenierung und die Kameraarbeit von Yves Cape, die sich ganz auf die Perspektive und das Empfinden der Protagonistin Hélène einlassen und keine überzogene Melodramatik heraufbeschwören müssen, um uns als Publikum mitzureißen. Zum anderen ist es das intensive, aber auch bedacht anmutende Spiel von Hauptdarstellerin Vicky Krieps ("Der seidene Faden", "Corsage"), das dem Film in jedem Augenblick Würde verleiht. Die Gespräche, die Hélène mit dem ebenfalls todkranken, von Bjørn Floberg ("Pferde stehlen") verkörperten Blogger Bent alias Mister führt, berühren – insbesondere nachdem zu Beginn der Handlung die Entfremdung und das Unverständnis gezeigt werden, die Hélène innerhalb ihres Umfeldes zu Hause in Bordeaux verspürt.

Nicht zuletzt ist "Mehr denn je" eine feinfühlig geschilderte Liebesgeschichte über das Respektieren der Wünsche des geliebten Gegenübers und über das Loslassen dieses Menschen. Gaspard Ulliel ("Saint Laurent", "Einfach das Ende der Welt") ist hierbei ein großartiger Leinwandpartner. Die Tatsache, dass der Schauspieler im Januar 2022 im Alter von 37 Jahren bei einem Skiunfall gestorben ist, gibt dem Ganzen leider eine zusätzliche Tragik – und ist zugleich eine zutiefst beeindruckende Abschiedsvorstellung.

Fazit: Ein empathisch erzähltes Drama mit hervorragenden Leistungen von Vicky Krieps und Gaspard Ulliel.