The Survivor (2022)

Der Regisseur Barry Levinson, Jahrgang 1942, hat bereits diverse moderne Klassiker der Filmgeschichte hervorgebracht – etwa "Der Unbeugsame" (1984) mit Robert Redford, "Good Morning, Vietnam" (1987) mit Robin Williams, "Rain Man" (1988) mit Dustin Hoffman und Tom Cruise oder "Sleepers" (1996) mit einer ganzen Riege von Hollywood-Stars. Stets gelang es ihm dabei, seine namhafte Besetzung zu schauspielerischen Höchstleistungen zu animieren. Die Filme, die Levinson seit den 2000er Jahren in Szene gesetzt hat, vermochten dann nicht mehr an die Stärke seiner früheren Arbeiten anzuknüpfen.

Das auf einer wahren Begebenheit beruhende Drama "The Survivor" steht nun wieder deutlicher in der Tradition von Levinsons früherem Schaffen. Ben Foster, mit dem der Filmemacher auch schon das sehr gelungene Coming-of-Age-Zeitstück "Liberty Heights" (1999) gedreht hat, verkörpert darin Harry Haft (1925-2007) – einen in Polen geborenen, jüdischen Boxer und Überlebenden des KZ Auschwitz. Das von Justine Juel Gillmer verfasste Drehbuch basiert auf der 2009 in Deutschland erschienenen Biografie "Eines Tages werde ich alles erzählen" von Harry Hafts Sohn Alan Scott Haft. Ferner wurde Harry Hafts Lebensgeschichte auch 2011 in Form eines Fortsetzungscomics erzählt, der wiederum die Grundlage für eine Bühnen-Interpretation bildete.

Zu den großen Stärken des Films zählt zweifelsohne die Darbietung Fosters. Wie schon in vielen Projekten zuvor zeigt Foster seine Leidenschaft fürs Method Acting, indem er sich körperlich ganz auf die Herausforderungen der Rolle einlässt. Er spielt die Titelfigur als ambivalente Person – voller Hartnäckigkeit, aber auch belastet durch Schuldgefühle und Selbsthass. Die Erzählstruktur arbeitet mit Rückblenden in Schwarzweiß, um das Trauma des Protagonisten zu visualisieren. Als Biopic und großes Schauspielkino ist "The Survivor" etwa auf maskenbildnerischer Ebene nicht völlig frei von Manierismen und erinnert dabei an ähnlich ambitioniert geschilderte historische Dramen wie "J. Edgar" (2011). Dennoch kann das Werk insgesamt überzeugen, da es in der Behandlung von Hafts Holocaust-Trauma über die nötige Nuanciertheit verfügt. Aus dem weiteren Cast, zu dem auch Peter Sarsgaard ("Garden State") und Danny DeVito zählen, ragt Vicky Kreps ("Corsage") als Hafts spätere Ehefrau heraus.

Fazit: Ein komplex erzähltes Drama nach wahren Ereignissen mit einem wuchtig und beeindruckend aufspielenden Ben Foster.