Moneyboys (2022)
In No Mood for Love: international produziertes Drama über einen Sexarbeiter zwischen familiärer Verpflichtung und persönlicher Erfüllung.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Fei (Kai Ko) ist ein "Moneyboy", ein Sexarbeiter. Seine Tätigkeit ist in China illegal, für ihn aber die einzige Möglichkeit, genügend Geld zu verdienen, um seine Familie auf dem Land finaziell zu unterstützen. Seine Familie akzeptiert sein Geld, lehnt seine Lebensweise aber ab. Der erfahrene Xiaolai (J.C. Lin) führt Fei in die Branche ein. Die zwei verlieben sich ineinander und leben miteinander, bis die Begegnung mit einem gewalttätigen Freier beider Leben dramatisch verändert.
Fünf Jahre später lebt Fei in einer anderen chinesischen Großstadt und deutlich wohlhabender als zuvor. Aufgrund der ständigen Angst, von den Behörden entdeckt zu werden, verschließt er sich vor der Außenwelt. Als der junge Long (Yufan Bai) aus Feis Heimatdorf vor seiner Tür steht, ist Fei misstrauisch. Was will Long von ihm? Will er von Fei nur in die Branche eingeführt werden, wie es Xiaolai einst mit Fei tat? Oder hat er aufrichtiges Interesse an einer Beziehung mit Fei? Fei muss sich entscheiden. Dann holt ihn die Vergangenheit ein.
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Filmkritik
C.B. Yi ist in China geboren, kam mit 13 Jahren nach Österreich und hat an der Wiener Filmakademie bei Christian Berger und Michael Haneke studiert. Sein erster abendfüllender Spielfilm erinnert aber weniger an die Filme Hanekes und seines Stammkameramanns Berger und mehr an asiatische Vorbilder. "Moneyboys" wirkt so, als hätten Wong Kar-wai, Diao Yi'nan und Apichatpong Weerasethakul gemeinsam einen Film gedreht. Am Ende ist trotzdem etwas ganz Eigenes dabei herausgekommen.
Yi, der das Drehbuch selbst geschrieben hat, erzählt vom Suchen und Finden der Liebe, von deren Flüchtigkeit und deren Unmöglichkeit. Letzteres hat bei ihm verschiedene Gründe. Zum einen sind seine Figuren um den Protagonisten Fei (Kai Ko) zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie verpassen sich, verlieren sich aus den Augen oder – haben sie sich endlich wiedergefunden – stecken in anderen Beziehungen, die sie nicht aufgeben können oder wollen. Zum anderen sind es gesellschaftliche Konventionen, die die Liebe unmöglich machen. Gleich zwei Männer in Yis Film beschreiten den traditionellen Weg und heiraten eine Frau, für die sie ihre Beziehung zu einem Mann opfern. Yi erzählt das Suchen und Finden der Liebe also immer vor einem breiteren sozialen Hintergrund. Bei Fei spielt die Familie, von der er sich erst emanzipieren muss, eine entscheidende Rolle.
Der Regisseur folgt seiner Hauptfigur und dessen privatem Umfeld in langen, oft statischen Einstellungen, denen etwas Theatrales, etwas Bühnenartiges anhaftet. Hier ist nicht jede Szene gelungen. Denn bewegen sich mit der Kamera auch die Figuren kaum, dann ist das Filmset schnell als inszenierter Raum erkennbar und reißt das Publikum aus der filmischen Illusion. In anderen Szenen, etwa bei einem Abendessen mit der Familie in Feis Heimatdorf, gelingt das choreografierte Ballett der Figuren hingegen formidabel.
Yis Kameramann Jean-Louis Vialard fängt die Hitze des Landlebens und den Regen der Großstadt ausgezeichnet ein. Die Farbgebung scheint an der Stimmungslage des Protagonisten orientiert zu sein. Während in den Restaurants, Nachtklubs und Diskotheken Rottöne dominieren, ist Feis Wohnung in kühlen Blautönen gehalten. Trotz eines nur minimalen Musikeinsatzes gerät Feis Leben so zu einer melancholischen Angelegenheit. Yis Hauptfigur leidet stumm. Fei bereitet anderen Vergnügen und stellt das eigene Vergnügen dabei stets hintan. Seine Augen sind der Spiegel seiner Seele.
Kai Ko verkörpert ihn fabelhaft, weil es ihm nicht nur gelingt, dass das Kinopublikum das Innenleben seiner Figur an einem einzigen Blick ablesen kann, Ko macht auch deren Entwicklung nachvollziehbar. Zum Filmbeginn ist Fei so schüchtern und unbedarft, dass man am Ende der 120 Filmminuten kaum glauben kann, tatsächlich denselben Schauspieler vor sich zu haben. Am Anfang wie am Ende ist Fei an der Seite Xiaolais (J.C. Lin) zu sehen, am Ende wirkt Fei jedoch größer, stärker und selbstbewusster. Die Liebe ließ er sich dennoch durch die Lappen gehen. C.B. Yi entlässt sein Kinopublikum aber trotzdem mit einem Happy End oder zumindest mit einem Hoffnungsschimmer. Fei tanzt und ist zum ersten Mal ganz bei sich selbst.
Fazit: C.B. Yi legt mit "Moneyboys" ein beachtliches Debüt vor. Der Erstling, der in diesem Jahr unter anderem den Max-Ophüls-Preis erhielt, ist erstaunlich reif. Yi erzählt melancholisch vom Suchen und Finden der Liebe vor dem Hintergrund familiärer Verpflichtungen und gesellschaftlicher Konventionen. Stark gespielt und versiert in Szene gesetzt, ist "Moneyboys" eine echte Entdeckung.
Yi, der das Drehbuch selbst geschrieben hat, erzählt vom Suchen und Finden der Liebe, von deren Flüchtigkeit und deren Unmöglichkeit. Letzteres hat bei ihm verschiedene Gründe. Zum einen sind seine Figuren um den Protagonisten Fei (Kai Ko) zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie verpassen sich, verlieren sich aus den Augen oder – haben sie sich endlich wiedergefunden – stecken in anderen Beziehungen, die sie nicht aufgeben können oder wollen. Zum anderen sind es gesellschaftliche Konventionen, die die Liebe unmöglich machen. Gleich zwei Männer in Yis Film beschreiten den traditionellen Weg und heiraten eine Frau, für die sie ihre Beziehung zu einem Mann opfern. Yi erzählt das Suchen und Finden der Liebe also immer vor einem breiteren sozialen Hintergrund. Bei Fei spielt die Familie, von der er sich erst emanzipieren muss, eine entscheidende Rolle.
Der Regisseur folgt seiner Hauptfigur und dessen privatem Umfeld in langen, oft statischen Einstellungen, denen etwas Theatrales, etwas Bühnenartiges anhaftet. Hier ist nicht jede Szene gelungen. Denn bewegen sich mit der Kamera auch die Figuren kaum, dann ist das Filmset schnell als inszenierter Raum erkennbar und reißt das Publikum aus der filmischen Illusion. In anderen Szenen, etwa bei einem Abendessen mit der Familie in Feis Heimatdorf, gelingt das choreografierte Ballett der Figuren hingegen formidabel.
Yis Kameramann Jean-Louis Vialard fängt die Hitze des Landlebens und den Regen der Großstadt ausgezeichnet ein. Die Farbgebung scheint an der Stimmungslage des Protagonisten orientiert zu sein. Während in den Restaurants, Nachtklubs und Diskotheken Rottöne dominieren, ist Feis Wohnung in kühlen Blautönen gehalten. Trotz eines nur minimalen Musikeinsatzes gerät Feis Leben so zu einer melancholischen Angelegenheit. Yis Hauptfigur leidet stumm. Fei bereitet anderen Vergnügen und stellt das eigene Vergnügen dabei stets hintan. Seine Augen sind der Spiegel seiner Seele.
Kai Ko verkörpert ihn fabelhaft, weil es ihm nicht nur gelingt, dass das Kinopublikum das Innenleben seiner Figur an einem einzigen Blick ablesen kann, Ko macht auch deren Entwicklung nachvollziehbar. Zum Filmbeginn ist Fei so schüchtern und unbedarft, dass man am Ende der 120 Filmminuten kaum glauben kann, tatsächlich denselben Schauspieler vor sich zu haben. Am Anfang wie am Ende ist Fei an der Seite Xiaolais (J.C. Lin) zu sehen, am Ende wirkt Fei jedoch größer, stärker und selbstbewusster. Die Liebe ließ er sich dennoch durch die Lappen gehen. C.B. Yi entlässt sein Kinopublikum aber trotzdem mit einem Happy End oder zumindest mit einem Hoffnungsschimmer. Fei tanzt und ist zum ersten Mal ganz bei sich selbst.
Fazit: C.B. Yi legt mit "Moneyboys" ein beachtliches Debüt vor. Der Erstling, der in diesem Jahr unter anderem den Max-Ophüls-Preis erhielt, ist erstaunlich reif. Yi erzählt melancholisch vom Suchen und Finden der Liebe vor dem Hintergrund familiärer Verpflichtungen und gesellschaftlicher Konventionen. Stark gespielt und versiert in Szene gesetzt, ist "Moneyboys" eine echte Entdeckung.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Moneyboys"
Land: Österreich, Frankreich, Belgien, TaiwanJahr: 2022
Genre: Drama
Länge: 120 Minuten
Kinostart: 28.07.2022
Regie: C.B. Yi
Darsteller: Kai Ko als Liang Fei, Chloe Maayan als Lu Lu / Liang Hong / Li Yu, Yufan Bai als Liang Long, J.C. Lin als Xiaolai, Qiheng Sun als Chen Wei
Kamera: Jean-Louis Vialard
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH
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