Die Ruhelosen (2022)

"Die Ruhelosen" ist die neue Arbeit des belgischen Filmemachers Joachim Lafosse ("Die Ökonomie der Liebe"). Das Werk feierte seine Premiere 2021 im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Erzählt wird darin von einem Paar, das versucht, mit der bipolaren Störung des Mannes zurechtzukommen. Inspiriert wurde Lafosse nach eigener Aussage von den Erfahrungen mit seinem bipolaren Vater.

Der Film entwickelt eine ganz besondere Atmosphäre – er setzt auf Nähe, auf äußerst authentisch anmutende Situationen und eine sehr genaue Beobachtung. Zunächst begleiten wir Damien, Le?la und deren gemeinsamen kleinen Sohn Amine durch den Alltag – wie sie den Tag am Strand verbringen, wie sie am Tisch im Freien essen, wie sie ausgelassen und fröhlich miteinander im Auto singen. Die Sinnlichkeit in der Beziehung von Damien und Le?la kommt ebenso zum Ausdruck wie das Konfliktpotenzial. Schmerzhaft ist etwa die Sequenz, in der Le?la mit ihrem Mann zu reden versucht, dieser sich aber zunächst weiterhin nur seinem Gemälde widmet und ausschließlich Ohren für die Musik hat, die laut im Hintergrund zu hören ist: "Mes Amours" von Jean Ferrat. Als Le?la sich bemüht, dass Damien eine Tablette einnimmt, und dieser die Ernsthaftigkeit der Lage nicht erkennt, ist zu spüren, wie belastend der Umgang mit der psychischen Erkrankung für Angehörige oft ist.

Man solle "sich niemals schämen", rät Damien dem kleinen Amine an einer Stelle. Und auch der Film und sein Team werfen sich völlig unerschrocken in die Betrachtung einer schwierigen Konstellation, die alle Beteiligten zunehmend vor mentale und auch körperliche Herausforderungen stellt. Le?la Bekhti ("Ein Prophet") zeigt auf eindringliche Weise, wie ihre Figur sich mit den Stimmungsschwankungen des Ehemanns zu arrangieren und zugleich ihren Sohn zu schützen versucht. Und auch Damien Bonnard ("Die Wütenden – Les Misérables") liefert eine exzeptionelle Darbietung. Der Kern von "Die Ruhelosen" ist die eindrückliche Chemie zwischen dem Paar, die uns hoffen lässt, dass es an den Schwierigkeiten nicht zerbricht.

Fazit: Ein sehr fein beobachteter und glaubhaft interpretierter Film über die Herausforderung, den Alltag mit einer bipolaren Störung als betroffene und als angehörige Person zu bewältigen.