Das Pfauenparadies (2021)
Il paradiso del pavone
Familienfeste und andere Nichtigkeiten: italienisches Drama, das am Geburtstag einer Matriarchin über die Bühne geht.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Das Familienoberhaupt Nena (Dominique Sanda) hat zum Geburtstag in ihre Wohnung am Strand geladen, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Umberto (Carlo Cerciello), ihrer Haushälterin Lucia (Maddalena Crippa) und deren verstummter Tochter Grazia (Ludovica Alvazzi Del Frate) bewohnt. Nenas Sohn Vito (Leonardo Lidi) ist mit seiner Lebensgefährtin Adelina (Alba Rohrwacher) und der gemeinsamem Tochter Alma (Carolina Michelangeli) gekommen. Adelina hatte mit psychischen Problemen zu kämpfen. Jetzt, da es ihr wieder besser geht, planen Vito und sie zu heiraten. Doch dafür benötigen sie eine kleine Finanzspritze von der Familie.
Auch Nenas Tochter Caterina (Maya Sansa) und ihre Großcousine Isabella (Yle Vianello) haben Sorgen im Gepäck. Die junge Isabella hat Liebeskummer, weil sich ihre erste große Liebe mehr für ihre beste Freundin denn für sie interessiert. Caterina hat sich von ihrem Ex Manfredi (Fabrizio Ferracane) zur Geburtstagsfeier fahren lassen. Dass sich das Paar getrennt hat, weiß die Familie noch nicht. Also macht Manfredi gute Miene zum bösen Spiel, während seine neue Freundin Joana (Tihana Lazovic) unten auf der Straße im Auto wartet. Und dann ist da noch Paco, ein Pfau, den Alma als Haustier hält und von zu Hause zur Feier mitgebracht hat, auf der das Tier für Unruhe sorgt.
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Filmkritik
Dass bei Filmfestivals nicht zwangsläufig die besten Filme eines Jahrgangs zu sehen sind, davon können fleißige Festivalgänger ein Lied singen. Gute Filme sind rar und die Konkurrenz um diese Filme ist groß. Wer die gewünschten Filme nicht ergattern kann, muss das Programm mit anderen auffüllen. Laura Bispuris dritter abendfüllender Spielfilm scheint solch ein Lückenfüller zu sein. Das Kammerspiel startete im vergangenen Jahr bei den 78. Internationalen Filmfestspiele von Venedig in der Wettbewerbssektion Orizzonti. Qualitativ hatte es dort nichts verloren. Denn Bispuris neues Drama ist freundlich formuliert durch und durch durchschnittlich – was durchaus verwundert.
"Das Pfauenparadies" ist nicht mehr als eine mittelmäßige Fingerübung. Das war nicht zu erwarten. Bislang führte der Karriereweg der 1977 in Rom geborenen Filmemacherin stetig nach oben. Nach mehreren preisgekrönten Kurzfilmen legte Bispuri 2015 mit "Sworn Virgin" (OT: "Vergine giurata") ein ungewöhnliches Drama über eine Frau vor, die jahrelang wie ein Mann lebte, um spät in ihrem Leben ihr Frausein zu entdecken. Der Film konkurrierte bei der 65. Berlinale um den Goldenen Bären, heimste gute Kritiken ein und räumte unter anderem beim San Fransicso International Film Festival Preise ab. Auch Bispuris nächster Film "Meine Tochter" (2018; OT: "Figlia mia") startete im Wettbewerb der Berlinale und kam bei der Kritik gut an. Auch dieses Drama über Mutterschaft war dicht und intensiv inszeniert und toll fotografiert. Davon ist in ihrem dritten Langfilm nichts mehr zu finden.
Bispuris Stammkameramann Vladan Radovic hat seine vormals wohlkomponierten und eleganten Einstellungen in Bispuris neuem Film gegen verwackelte Bilder eingetauscht. Seine nervöse Handkamera soll vermutlich die Nervosität der Familienmitglieder während der Geburtstagsfeier spiegeln, nervt allerdings nur. Nötig ist dieses Stilmittel zudem nur deshalb, weil es dem Drehbuch aus Bispuris und Silvana Tammas Feder nicht gelingt, die Anspannung der Figuren adäquat über die Handlung zu transportieren. Ihre skizzenhafte, unoriginelle und plakativ symbolisch aufgeladene Geschichte wirkt wie ein hastig zusammengeklaubter Abklatsch eines Tschechow-Stücks, dem jedwede Dringlichkeit fehlt. Denn so sehr alle Versatzstücke, wenn schon nicht für eine Familientragödie, dann zumindest für ein ordentliches Drama im ersten Akt auch ausgebreitet werden, sie fügen sich bis zuletzt nie dramatisch genug zusammen.
Geblieben sind Bispuris Stammschauspielerin Alba Rohrwacher, die diesmal als psychisch angeknackste Adelina allerdings ebenso wenig überzeugen kann wie der Rest des Ensembles, sowie das Thema. Auch in ihrem dritten abendfüllenden Spielfilm erforscht Laura Bispuri Formen der Weiblichkeit und was es bedeutet, ein Mädchen, eine Frau, eine Tochter und eine Mutter zu sein. Dieses Mal geht sie sogar noch einen Schritt weiter, weil es in der vorgeführten Familienkonstellation immer auch um diverse sexuelle Beziehungskonstellationen und geistige Verfassungen geht. Leider bleibt all das so vage und oberflächlich, dass es einen weder mitreißt noch einen maßgeblichen Debattenbeitrag zur Rolle der Frau in der Gesellschaft leistet.
Fazit: Laura Bispuris dritter abendfüllender Spielfilm ist eine Enttäuschung. Das Familiendrama liefert quer durch alle Gewerke allenfalls mittelmäßige Qualität ab. Uninspiriert geschrieben und solide dargebracht, fehlt es diesem Kammerspiel in erster Linie an Dringlichkeit.
"Das Pfauenparadies" ist nicht mehr als eine mittelmäßige Fingerübung. Das war nicht zu erwarten. Bislang führte der Karriereweg der 1977 in Rom geborenen Filmemacherin stetig nach oben. Nach mehreren preisgekrönten Kurzfilmen legte Bispuri 2015 mit "Sworn Virgin" (OT: "Vergine giurata") ein ungewöhnliches Drama über eine Frau vor, die jahrelang wie ein Mann lebte, um spät in ihrem Leben ihr Frausein zu entdecken. Der Film konkurrierte bei der 65. Berlinale um den Goldenen Bären, heimste gute Kritiken ein und räumte unter anderem beim San Fransicso International Film Festival Preise ab. Auch Bispuris nächster Film "Meine Tochter" (2018; OT: "Figlia mia") startete im Wettbewerb der Berlinale und kam bei der Kritik gut an. Auch dieses Drama über Mutterschaft war dicht und intensiv inszeniert und toll fotografiert. Davon ist in ihrem dritten Langfilm nichts mehr zu finden.
Bispuris Stammkameramann Vladan Radovic hat seine vormals wohlkomponierten und eleganten Einstellungen in Bispuris neuem Film gegen verwackelte Bilder eingetauscht. Seine nervöse Handkamera soll vermutlich die Nervosität der Familienmitglieder während der Geburtstagsfeier spiegeln, nervt allerdings nur. Nötig ist dieses Stilmittel zudem nur deshalb, weil es dem Drehbuch aus Bispuris und Silvana Tammas Feder nicht gelingt, die Anspannung der Figuren adäquat über die Handlung zu transportieren. Ihre skizzenhafte, unoriginelle und plakativ symbolisch aufgeladene Geschichte wirkt wie ein hastig zusammengeklaubter Abklatsch eines Tschechow-Stücks, dem jedwede Dringlichkeit fehlt. Denn so sehr alle Versatzstücke, wenn schon nicht für eine Familientragödie, dann zumindest für ein ordentliches Drama im ersten Akt auch ausgebreitet werden, sie fügen sich bis zuletzt nie dramatisch genug zusammen.
Geblieben sind Bispuris Stammschauspielerin Alba Rohrwacher, die diesmal als psychisch angeknackste Adelina allerdings ebenso wenig überzeugen kann wie der Rest des Ensembles, sowie das Thema. Auch in ihrem dritten abendfüllenden Spielfilm erforscht Laura Bispuri Formen der Weiblichkeit und was es bedeutet, ein Mädchen, eine Frau, eine Tochter und eine Mutter zu sein. Dieses Mal geht sie sogar noch einen Schritt weiter, weil es in der vorgeführten Familienkonstellation immer auch um diverse sexuelle Beziehungskonstellationen und geistige Verfassungen geht. Leider bleibt all das so vage und oberflächlich, dass es einen weder mitreißt noch einen maßgeblichen Debattenbeitrag zur Rolle der Frau in der Gesellschaft leistet.
Fazit: Laura Bispuris dritter abendfüllender Spielfilm ist eine Enttäuschung. Das Familiendrama liefert quer durch alle Gewerke allenfalls mittelmäßige Qualität ab. Uninspiriert geschrieben und solide dargebracht, fehlt es diesem Kammerspiel in erster Linie an Dringlichkeit.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Das Pfauenparadies"
Land: Deutschland, ItalienJahr: 2021
Genre: Drama
Originaltitel: Il paradiso del pavone
Länge: 89 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 07.07.2022
Regie: Laura Bispuri
Darsteller: Dominique Sanda als Nena, Alba Rohrwacher als Adelina, Maya Sansa als Caterina, Carlo Cerciello, Fabrizio Ferracane als Manfredi
Kamera: Vladan Radovic
Verleih: Real Fiction