Der Perfekte Chef (2022)

Diese Komödie des spanischen Regisseurs und Drehbuchautors Fernando León de Aranoa ("A Perfect Day") zeigt den Schauspieler Javier Bardem in einer Rolle, die ihm auf den Leib geschnitten zu sein scheint. Es macht ihm sichtlich Spaß, den selbstbewussten Unternehmer zu spielen, der seine Waagenfabrik patriarchalisch führt. Mit der zufriedenen Geste eines Dirigenten, dem alles glückt, regelt er hier etwas, hilft dort den Dingen ins Lot. Der junge arbeitsscheue Sohn eines Betriebshandwerkers braucht einen Job? Er kann für die Boutique von Blancos Frau Botengänge erledigen.

Im Bewusstsein seines Charmes, gesunden Menschenverstandes und des Respekts, den er verdient, sorgt der Chef stets auch eigennützig für sich selbst. Die Haifischmentalität schlummert verdeckt von seinem Lächeln, aber es fehlt nicht viel, um sie zum Vorschein kommen zu lassen. Schöne Praktikantinnen wie Liliana sind doch ideal für ein wenig Spaß nach der Arbeit, meint Blanco. Sie dürfen nur das Eheleben nicht stören und sich keinesfalls an ihn klammern. Bardem spielt den verlegenen Ausdruck, wenn sein Charakter in Bedrängnis kommt, weil er gewisse Komplikationen nicht rechtzeitig bedacht hat, mit dezenter, aber wirkungsvoller Komik. Es sind die kleinen Brüche im Auftreten, die lustig wirken und die oft von Personen verursacht werden, die sich weigern, als Rädchen im Getriebe zu funktionieren. Den lästigen Demonstranten zeigt er bei der Polizei an, allein, es fruchtet nichts. Dass sein Pförtner dem Mann auch noch beim Reimen seiner Protestparolen hilft, kann Blanco auch nicht gefallen.

Diese lustige Ein-Mann-Show Bardems als Unternehmer, der vor allem die erwartete Kommission von seiner Preiswürdigkeit überzeugen will und keinerlei Störung gebrauchen kann, bereitet eine ganze Weile uneingeschränktes Vergnügen. Der Erfolgsverwöhnte stößt an seine Grenzen und verrät dabei, dass er sich selbst überschätzt hat. Seine Methoden werden immer rabiater, die Maske des väterlichen Kümmerers bekommt Risse. Die Komik rutscht ins Schwarzhumorige, aber dabei erhält sie auch einen bitteren Beigeschmack. Blancos Strippenzieherei hat unerwartet mörderische Folgen. Diese dunkle Note verträgt sich nicht so gut mit dem süffig-lockeren Humor, der anfangs vorherrschte. Gegen Ende büßt Blanco gar die Sympathie des Kinopublikums ein und die Komödie erscheint nicht mehr wie aus einem Guss.

Fazit: Javier Bardem spielt als väterlich-gönnerhafter Firmenchef in diesem Film von Regisseur Fernando León de Aranoa sein komödiantisches Talent voll aus. Mit einer erfolgreichen Mischung aus Autorität und Charme führt der Charakter seine Industriewaagenfabrik und fiebert der nächsten Preisverleihung entgegen. Doch dann tanzen ihm einzelne Mitarbeiter plötzlich mit unterschiedlichen Belangen auf der Nase herum und bringen ihn an seine Grenzen. In die anfangs unbeschwerte Komik mischt sich später schwarzer Humor und am Schluss sogar eine bittere Note, die das Filmvergnügen ein Stück weit schmälert.