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Der Russe ist Einer, der Birken liebt
Der Russe ist Einer, der Birken liebt
© Port au Prince Pictures GmbH

Der Russe ist Einer, der Birken liebt (2022)

All Russians Love Birch Trees

Heimatlose Weltbürgerin: Pola Beck ("Am Himmel der Tag") hat Olga Grjasnowas Debütroman verfilmt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.3 / 5

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Die angehende Dolmetscherin Mascha (Aylin Tezel) spricht fünf Sprachen fließend und träumt von einer Anstellung bei den Vereinten Nationen. Auch privat läuft alles rund. Seit sie mit ihrem Lebensgefährten Elias (Slavko Popadic) zusammengezogen ist, fühlt sie sich zum ersten Mal heimisch. Über ihre Vergangenheit schweigt Mascha allerdings wie ein Grab, was zu ersten Spannungen mit Elias führt. Als er nach einer harmlos erscheinenden Sportverletzung überraschend stirbt, stürzt Mascha in eine tiefe Krise.

Auf der Suche nach ihren russisch-jüdischen Wurzeln flieht sie nach Israel, macht das Nachtleben in Tel Aviv unsicher und verliebt sich in Tal (Yuval Scharf), die ein mindestens genauso großes Päckchen aus ihrer Vergangenheit mit sich herumschleppt. Maschas bester Freund Cem (Sohel Altan Gol) kommt zu Besuch und versucht vergeblich, sie nach Deutschland zurückzuholen. Bevor sie ein neues Leben beginnen kann, muss sie erst einmal mit ihrem alten abschließen.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Ganz am Ende von Pola Becks zweitem abendfüllenden Spielfilm steht ihre Protagonistin in einem Wald in Israel und umarmt eine Birke. Es ist ein symbolisches Bild dafür, dass die von Aylin Tezel gespielte Mascha Kogan endlich bei sich angekommen ist. (Und es ist ein Wiederaufgreifen des Filmtitels, der sich auf ein in Tel Aviv geführtes Gespräch bezieht.) Maschas Facettenreichtum und ihre Gespaltenheit sind bereits am Filmplakat abzulesen. Darauf ist die Frau, die fließend fünf Sprachen spricht, in fünffacher, farblich voneinander abgesetzter Ausführung zu sehen.

Becks Film ist eine Adaption des gleichnamigen Debütromans von Olga Grjasnowa aus dem Jahr 2012. Grjasnowa, 1984 in Aserbaidschans Hauptstadt Baku in eine russisch-jüdische Familie hineingeboren und mit ihren Eltern Mitte der 1990er als Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen, hat eine Geschichte über eine in Baku geborene und mit ihren Eltern von dort geflohene, angehende Dolmetscherin mit russisch-jüdischen Wurzeln geschrieben. Grjasnowas Roman handelt von Heimat und Heimatlosigkeit, Sprache und Sprachlosigkeit, Tod und Trauer, von Liebe, Sex, Religion und Identität. All das klingt auch in Becks Verfilmung an, bleibt aber weitaus unterkomplexer als in der Vorlage.

Wie schon bei Becks Langfilmdebüt "Am Himmel der Tag" (2012) stammt das Drehbuch aus der Feder von Burkhardt Wunderlich. Der hat die Handlung auf zwei Zeitebenen verteilt – eine vor dem tragischen Tod von Maschas Lebensgefährten, eine danach –, die fließend ineinander übergehen. In gedämpfte Farben getaucht, erzählt dieses Drama die atemlose Geschichte einer heimatlosen Kosmopolitin, die nach Halt sucht, aber nicht zur Ruhe kommen kann.

Das Pfund, mit dem Beck wuchert, ist ihr Ensemble. Während die Handlung aufgrund ihrer bewusst gewählten Offenheit und Lückenhaftigkeit enttäuscht, überzeugen die schauspielerischen Leistungen durchweg. Aylin Tezel, die bei Becks Langfilmdebüt ebenfalls schon mit von der Partie war, brilliert. Sie flirrt und funkelt, ist faszinierend und geheimnisvoll und beweist einmal mehr, dass sie zu den besten (und womöglich unterschätztesten) Schauspielerinnen ihrer Generation zählt. An ihrer Seite beeindruckt Sohel Altan Gol als Maschas lebenslustiger und einfühlsamer bester Freund Cem.

Fazit: Pola Becks zweiter abendfüllender Spielfilm ist die Adaption von Olga Grjasnowas gleichnamigem Roman "Der Russe ist einer, der Birken liebt" (2012). Ihre Verfilmung nimmt sich viele Freiheiten und überzeugt weniger durch die Handlung und mehr durch das hervorragende Ensemble. Hauptdarstellerin Aylin Tezel & Co. brillieren in einem flirrenden Drama über Liebe, Sex, Tod, Trauer und Identität. Ein mehrsprachiger Film über polyglotte Kosmopoliten, die überall zu Hause sein könn(t)en, sich aber nirgends zu Hause fühlen.




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Besetzung & Crew von "Der Russe ist Einer, der Birken liebt"

Land: Deutschland
Jahr: 2022
Genre: Drama
Originaltitel: All Russians Love Birch Trees
Länge: 105 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 03.11.2022
Regie: Pola Schirin Beck
Darsteller: Yuval Scharf, Aylin Tezel, Aleksandar Jovanovic, Heike Hanold-Lynch, Sohel Altan Gol
Kamera: Juan Sarmiento G.
Verleih: Port au Prince Pictures GmbH

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