Wer wir gewesen sein werden (2022)

Der Dokumentarfilm "Wer wir gewesen sein werden" ist ein sehr persönliches Werk. Es ist der Versuch, den Verlust eines geliebten Menschen auf audiovisuellem Wege zu erfassen. "Ich möchte meine Geschichte nutzen, um dem Thema Trauer gesellschaftlich einen Raum zu geben und es aus der Verdrängung zu holen", schreibt Erec Brehmer in seiner Director's Note. Er nennt seine 2019 im Alter von 29 Jahren bei einem Autounfall verstorbene Freundin Angelina Zeidler als Co-Regisseurin. Das Ergebnis ist ein Film, der im Grunde aus diesen beiden Menschen besteht – der ihre Verbindung zueinander einfängt und dadurch den Schmerz begreiflich macht, den Angelinas Tod verursacht hat.

"Wer wir gewesen sein werden" teilt sich in drei Abschnitte. Es gibt das "Davor" – also jene Zeit, die Erec und Angelina zusammen als Paar verbracht haben. 2015 lernten sie sich über die Dating-App Tinder kennen. Anhand von Chatverläufen, Sprachnachrichten, Handyfotos und vor allem Videoaufnahmen wird die Entstehung und Entwicklung der Paarbeziehung gezeigt. Wir sehen die beiden auf Urlaubsreisen, in der Natur, bei Unternehmungen und schließlich in der neuen gemeinsamen Wohnung. Durch die nachdenklichen Worte, die der Regisseur via Voice-over einspricht, und durch die Auswahl von Momenten mit unterschiedlichen Stimmungen ist das Ganze weit entfernt von der aufgehübschten Hochglanz-Inszenierung des Lebens auf Instagram. Es sind ehrliche Einblicke in ein Dasein zu zweit.

Und auch der zweite Abschnitt, das "Danach", wirkt nicht verfälscht, etwa durch Kitsch oder Plattitüden, sondern wie ein sehr aufrichtiger Umgang mit all den komplizierten Gefühlen, die der Verlust mit sich bringt. Am Ende ist der Film im "Hier und Jetzt" angekommen und wagt einen leise optimistischen Blick nach vorn. Wir begleiten Erec dabei. Ein überaus eindringliches Erlebnis!

Fazit: Ein absolut bewundernswertes Projekt, das auf mitreißende Weise von Verlust und Trauer erzählt und dabei auch Hoffnung zu schenken vermag.