Not Knowing (2019)
Schweigen im Schwimmbecken: türkisches Drama über einen gemobbten Schüler und wie er damit umgeht.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der 17-jährige Umut (Emir Ozden) lebt mit seinen Eltern ein türkisches Mittelklasse-Leben. Seine Mutter Selma (Senan Kara) ist Ärztin, sein Vater Sinan (Yurdaer Okur) arbeitet in einer Spedition im Hafen, wo im soeben ein neuer, deutlich jüngerer Chef vor die Nase gesetzt wurde, obwohl Sinan schon Jahrzehnte im Betrieb ist. Von ihren Berufen und Eheproblemen abgelenkt, bekommen die Eltern nicht mit, dass auch ihr Sohn Probleme hat.
Gemeinsam mit seinem besten Freund Tunç (Ulascan Kutlu) ist Umut Teil der Wasserballmannschaft seiner Schule. Dort hat ihn sein Teamkollege Berk (Arda Aranat) auf dem Kieker. Berk setzt das Gerücht in die Welt, Umut sei schwul. Doch Umut weigert sich, sich dazu zu äußern. Selbst als Umuts Trainer Atila (Levent Üzümcü) von der Sache Wind bekommt und Berk und Co. zurechtweist, hört das Mobbing nicht auf. Bis Umut eines Tages spurlos verschwindet.
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Filmkritik
Leyla Yilmaz' Kinodebüt liegt mehr als ein Jahrzehnt zurück. Ihr Beziehungsdrama "Bir Avuç Deniz" (2011) über einen Mann, der nach Jahren in seine Heimatstadt zurückkehrt, ließ Publikum und Kritik gespalten zurück. Manche Reaktionen waren euphorisch, andere vernichtend, dazwischen gab es wenig. Jetzt legt die 1973 geborene Regisseurin mit einem Film nach, in dem ein junger Mann aus seiner Heimatstadt verschwindet. Auch "Not Knowing" dürfte nicht allen gefallen.
Zunächst sind da die im Film verhandelten Themen, die einigen übel aufstoßen dürften. Obwohl Yilmaz eine moderne Mittelklassefamilie in einer modernen Türkei zeigt, grüßt allerorten die Heuchelei. Das fängt im Privaten an und setzt sich in Beruf und Schule fort. Sinans (Yurdaer Okur) Frau Selma (Senan Kara) hat einen höheren Bildungsgrad als ihr Mann. Ohne ihr Gehalt als Ärztin könnte sich die dreiköpfige Familie ihren Lebensstandard nicht leisten. Und doch gibt der Vater zu Hause den Ton an. In der Spedition, für die er arbeitet, hat er hingegen immer weniger zu sagen. Sein neuer Chef heuchelt Harmonie, nur um unliebsame Mitarbeiter wegzurationalisieren. Und in der Wasserballmannschaft des 17-jährigen Sohns Umut (Emir Ozden) geben sie sich gern weltoffen, solange es nur nicht die eigene Mannschaft betrifft. Drei Konfliktherde, dreimal ist die Antwort darauf Schweigen.
Zu guter Letzt sind es Yilmaz' formale Mittel, mit denen sie ihren Film erzählt, die nicht jede/n überzeugen werden. Eine richtige Dramaturgie fehlt diesem Drama. Obwohl sich der Konflikt zwischen Berk (Arda Aranat) und Umut verschärft, spitzt Yilmaz ihn nie vollends zu. Stattdessen kommt diesem Film der Protagonist schlagartig abhanden – und mit seinem Verschwinden kommen auch die übrigen Protagonisten und die Handlung zu einem Halt. Lange Zeit schaut Yilmaz einfach dem Alltag ihrer Figuren zu und enthält ihrem Publikum dabei jede Menge Informationen vor. Genau um dieses Nichtwissen geht es aber – und darum, wie schnell aus einer bloßen Vermutung ein Gerücht entstehen kann.
Fazit: Leyla Yilmaz' zweiter Kinofilm ist ein Drama über Gerüchte und wie sie in die Welt kommen; ein Film über Heuchelei, Intoleranz und über das Schweigen, mal absichtsvoll, mal feige. Ruhig inszeniert und gespielt, enthält die Regisseurin ihrem Publikum bis zum Schluss wichtige Informationen vor. Das dürfte nicht allen gefallen, verfehlt aber nicht seine Wirkung.
Zunächst sind da die im Film verhandelten Themen, die einigen übel aufstoßen dürften. Obwohl Yilmaz eine moderne Mittelklassefamilie in einer modernen Türkei zeigt, grüßt allerorten die Heuchelei. Das fängt im Privaten an und setzt sich in Beruf und Schule fort. Sinans (Yurdaer Okur) Frau Selma (Senan Kara) hat einen höheren Bildungsgrad als ihr Mann. Ohne ihr Gehalt als Ärztin könnte sich die dreiköpfige Familie ihren Lebensstandard nicht leisten. Und doch gibt der Vater zu Hause den Ton an. In der Spedition, für die er arbeitet, hat er hingegen immer weniger zu sagen. Sein neuer Chef heuchelt Harmonie, nur um unliebsame Mitarbeiter wegzurationalisieren. Und in der Wasserballmannschaft des 17-jährigen Sohns Umut (Emir Ozden) geben sie sich gern weltoffen, solange es nur nicht die eigene Mannschaft betrifft. Drei Konfliktherde, dreimal ist die Antwort darauf Schweigen.
Zu guter Letzt sind es Yilmaz' formale Mittel, mit denen sie ihren Film erzählt, die nicht jede/n überzeugen werden. Eine richtige Dramaturgie fehlt diesem Drama. Obwohl sich der Konflikt zwischen Berk (Arda Aranat) und Umut verschärft, spitzt Yilmaz ihn nie vollends zu. Stattdessen kommt diesem Film der Protagonist schlagartig abhanden – und mit seinem Verschwinden kommen auch die übrigen Protagonisten und die Handlung zu einem Halt. Lange Zeit schaut Yilmaz einfach dem Alltag ihrer Figuren zu und enthält ihrem Publikum dabei jede Menge Informationen vor. Genau um dieses Nichtwissen geht es aber – und darum, wie schnell aus einer bloßen Vermutung ein Gerücht entstehen kann.
Fazit: Leyla Yilmaz' zweiter Kinofilm ist ein Drama über Gerüchte und wie sie in die Welt kommen; ein Film über Heuchelei, Intoleranz und über das Schweigen, mal absichtsvoll, mal feige. Ruhig inszeniert und gespielt, enthält die Regisseurin ihrem Publikum bis zum Schluss wichtige Informationen vor. Das dürfte nicht allen gefallen, verfehlt aber nicht seine Wirkung.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Not Knowing"
Land: TürkeiJahr: 2019
Genre: Drama
Länge: 95 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 02.06.2022
Regie: Leyla Yilmaz
Darsteller: Emir Ozden, Senan Kara, Yurdaer Okur, Levent Üzümcü, Çetin Sarikartal
Kamera: Meryem Yavuz
Verleih: Cinemien
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