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Bastard in Mind (2019)

Tanz mit dem Tod: Dokumentarfilm-Essay über eine Erkrankung und wie der Regisseur damit umgeht.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.5 / 5

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Am 28. Juli 2014 wird bei Sobo Swobodnik ein Aneurysma im Gehirn entdeckt. Ob und wie man es behandeln kann, ist zunächst unklar. Platzt es, gehen die Überlebenschancen gegen null. Die Diagnose wirft den in Berlin lebenden Kreativen aus der Bahn. Er erstarrt jedoch nicht, sondern begegnet ihr mit Kreativität und denkt über sein bisheriges Leben und sein drohendes Ableben nach.

Lange nach der erfolgreichen Operation hat er die zwei Monate von der Erstdiagnose bis zur OP in der Rückschau rekonstruiert. Bei all dem Nachdenken über den Sinn des Lebens ist Swobodnik nur eins klar: Zu beten fängt er deshalb nicht an und ein Pfarrer hat auf seiner Beerdigung nichts verloren.

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Schon in seinem vorigen Dokumentarfilm wurde es persönlich. In "Klassenkampf" (2021) nahm Sobo Swobodnik seine Herkunft unter die Lupe. Nicht irgendwie, sondern experimentell, selbstironisch, dabei aber stets erhellend. In seinem neuen Dokumentarfilm, der bereits 2019 fertiggestellt wurde, legt sich der Regisseur nun unters Messer. Eine experimentelle Form hat auch dieser Film. Und seinen Humor lässt sich Swobodnik selbst im Angesicht des drohenden Todes nicht verbieten. "Bastard in Mind" ist ein irrer Ritt auf der Rasierklinge.

Warum Swobodnik diesen Film erst jetzt und erst nach "Klassenkampf" in die Kinos bringt, obwohl das Aneurysma, um das sich alles dreht, bereits 2014 entdeckt und erfolgreich behandelt wurde, ist nicht überliefert. Vermutlich liegt's an Corona. Vielleicht war ihm das Thema aber auch zu persönlich oder kam ihm zu selbstverliebt vor. Eine Aussage über seinen Film deutet zumindest darauf hin: "Ehrlich: wenn es in diesem Film nur um mich und mein kleines, beschissenes Leben ginge, wäre er völlig banal, überflüssig und mitnichten relevant. Da er aber, wie ich finde, um die wichtigsten Themen, nämlich der Frage nach dem Tod, der Angst und um die Endlichkeit, kreist, scheint er emblematisch für jedwedes Leben zu stehen."

So weit wie Swobodnik muss man nicht einmal gehen. Klar können alle, die schon einmal mehr als zwei Minuten über Leben und Tod und den Sinn oder Unsinn des Ganzen nachgedacht haben, an diesen Film andocken, eigene Schlüsse ziehen und, wenn schon nicht mit einem Erkenntnisgewinn, so zumindest mit genügend Denkantsößen nach Hause gehen. "Bastard in Mind" funktioniert aber auch fabelhaft für all jene, denen der Sinn des Lebens und die eigene Sterblichkeit vollkommen schnuppe sind, nämlich als gnadenlose Nabelschau eines Menschen in der Krise.

Der in der schwäbischen Provinz geborene und seit Jahrzehnten in Berlin lebende Filmemacher, Autor, Musiker und Maler Swobodnik weiß, wie er sein Publikum bei Laune hält. Mit nur 86 Minuten ist sein neuer Dokumentarfilm erfrischend kurz. Aus der Ich-Perspektive erzählt, denkt Swobodnik in druckreifen Aphorismen über das eigene und das Leben im Allgemeinen nach. Schauspieler stellen Ärzte und Schwestern nach und adressieren das Publikum direkt, so als verkündeten sie Swobodnik die unfrohe Botschaft. Zwischendurch erzählt ein Psychiater Psychiater-Witze. Und Elias Gottsteins Musik trällert mit "Bailando"-Anklängen fröhlich dazu.

Am Ende weiß man jede Menge über Aneurysmen, ist aber keinen Deut schlauer, ob das Leben einen Sinn hat. Filme wie diese bereichern es zumindest. Garantiert keine Lebenszeitverschwendung!

Fazit: Auf den "Klassenkampf" folgt der "Bastard in Mind". Nach der eigenen Herkunft nimmt Regisseur Sobo Swobodnik das eigene Hirn, ein darin entstandenes Aneurysma und – wenn er schon dabei ist – den Sinn und Unsinn des Lebens unter die Lupe. Experimentell, selbstironisch, erkenntnisreich und komisch. Garantiert keine Lebenszeitverschwendung!




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Besetzung & Crew von "Bastard in Mind"

Land: Deutschland
Jahr: 2019
Genre: Dokumentation, Experimentalfilm
Kinostart: 02.06.2022
Regie: Sobo Swobodnik
Darsteller: Sobo Swobodnik
Kamera: Sobo Swobodnik
Verleih: Partisan Filmverleih

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