Die Magnetischen (2022)
Les magnétiques
Das französische Coming-of-Age-Drama ist an der musikalischen Zeitenwende der frühen 1980er Jahre angesiedelt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 5 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Im Jahr 1981 betreiben zwei Brüder einen Piratensender in einer kleinen Stadt in der Bretagne. Der schüchterne Philippe (Thimotée Robart) ist für die Technik, die Mischung und die experimentellen Klangeffekte zuständig. Er schaut zu seinem älteren Bruder Jérôme (Joseph Olivennes) auf, der die Sendungen moderiert. Jérôme, der ein glühender Fan von Joy Division und ihrem verstorbenen Sänger Ian Curtis ist, gerät wegen seiner wilden, ausschweifenden Lebensweise oft mit dem Vater (Philippe Frécon) aneinander. Die Brüder leben noch daheim und arbeiten auch in der Kfz-Werkstatt des Vaters.
Als Jérôme seine neue Freundin Marianne (Marie Colomb) vorstellt, ist Philippe wie elektrisiert. Der 20-Jährige aber muss zum Wehrdienst und wird nach Westberlin geschickt. Zum Abschied gibt ihm Marianne ein paar selbst aufgenommene Musikkassetten mit Musik deutscher Bands, die gerade in Westberlin angesagt sind. Als Philippe sie in der Kaserne abhört, stößt er auf eine gesprochene Nachricht von Marianne. Nun ist es um ihn geschehen. Im Radiostudio der britischen Armee darf er ein spontanes Sampling für Marianne aufnehmen und überrascht die Anwesenden mit seinem Talent. Von Liebessehnsucht getrieben, fährt er auf eigene Faust nach Hause. Dort haben sich die Dinge nicht zum Besten entwickelt.
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Filmkritik
Das Spielfilmdebüt des französischen Regisseurs Vincent Maël Cardona ist als Coming-of-Age-Drama zugleich eine Huldigung an die musikalische Ära der späten 1970er und frühen 1980er Jahre. Es ist die kurze Epoche der Piratensender und des wilden Experimentierens mit Abspieltechniken, die Songs und Geräusche übereinanderlegen und verfremden. Der Punk ist desillusioniert bis depressiv geworden, der Elektropop noch nicht verbreitet. Auch die beiden Brüder Philippe und Jérôme geraten 1981 in der bretonischen Heimat an einen Scheideweg. Die Zukunft wird, so zeichnet es sich ab, hier nicht mehr stattfinden.
Die Brüder symbolisieren mit ihren unterschiedlichen Wegen die musikalische Zeitenwende und ihre nihilistische Stimmung, aus der Neues erwuchs. Andersherum betrachtet, drückt sich in der fiktiven Geschichte von Philippe und Jérôme das Lebensgefühl der Epoche aus, welches auch die Musik prägte. Eine ungeheure Energie staut sich in der wortkargen Handlung auf. Dabei sorgt die knappe, punktgenaue Erzählweise, welche die Perspektive des jungen Hauptcharakters Philippe einnimmt, für Spannung. Philippe zieht unfreiwillig hinaus in die Welt, in die Großstadt Westberlin. Widerstrebend, voller Sehnsucht nach Marianne, öffnet sich dort sein Horizont. Sein ebenfalls musikbegeisterter Freund Édouard, eine wilde Partynacht in Ostberlin befeuern seinen Spaß am Sampeln. Es erweist sich als gelungener filmischer Einfall, den zurückhaltenden Philippe eine Voice-Over-Erzählung sprechen zu lassen, die er an seinen Bruder richtet. Seine Worte aus dem Off sind eine Huldigung an die gemeinsame Zeit der Träume.
Thimotée Robart spielt Philippe hervorragend als schüchternen, unsicheren jungen Mann. Wenn ihn die Liebe zu sehr plagt, kann er auch mal kurz ungestüm werden, etwas wagen. In seinen stummen Blicken zeigt sich eine Kraft, die sich ihrer selbst noch nicht ganz bewusst ist. Traurigkeit und Aufbruch ringen in dieser Geschichte, in der Philippe trotz seiner emotionalen Nöte irgendwie ein ruhender, stabiler Pol bleibt, um die Hoheit. Es gibt immer wieder Momente trockenen Humors. Die musikalischen Einlagen – von Joy Division über Camera Silens, The Undertones und anderen bis zu Turquoise Days - bleiben kurz und lassen Raum für Stille. Dieser gelungene Film überzeugt mit seiner so stimmigen Doppelnatur als Entwicklungsdrama und Hommage an eine vergangene Musikkultur.
Fazit: Das Spielfilmdebüt des französischen Regisseurs Vincent Maël Cardona huldigt als kraftvoll-verhaltene Coming-of-Age-Geschichte eines jungen Mannes Anfang der 1980er Jahre zugleich der musikalischen Zeitenwende jener Epoche. In der Provinz betreiben der Hauptcharakter und sein älterer Bruder einen Piratensender, doch dann trennen sich ihre Wege. Wie die Musik dieser Jahre schwankt auch der Filmheld zwischen Traurigkeit, Experimentierfreude und Aufbruch. Die wortkarge, verknappte Inszenierung und das hervorragende Spiel Thimotée Robarts verleihen dem Drama eine gut dosierte Spannung.
Die Brüder symbolisieren mit ihren unterschiedlichen Wegen die musikalische Zeitenwende und ihre nihilistische Stimmung, aus der Neues erwuchs. Andersherum betrachtet, drückt sich in der fiktiven Geschichte von Philippe und Jérôme das Lebensgefühl der Epoche aus, welches auch die Musik prägte. Eine ungeheure Energie staut sich in der wortkargen Handlung auf. Dabei sorgt die knappe, punktgenaue Erzählweise, welche die Perspektive des jungen Hauptcharakters Philippe einnimmt, für Spannung. Philippe zieht unfreiwillig hinaus in die Welt, in die Großstadt Westberlin. Widerstrebend, voller Sehnsucht nach Marianne, öffnet sich dort sein Horizont. Sein ebenfalls musikbegeisterter Freund Édouard, eine wilde Partynacht in Ostberlin befeuern seinen Spaß am Sampeln. Es erweist sich als gelungener filmischer Einfall, den zurückhaltenden Philippe eine Voice-Over-Erzählung sprechen zu lassen, die er an seinen Bruder richtet. Seine Worte aus dem Off sind eine Huldigung an die gemeinsame Zeit der Träume.
Thimotée Robart spielt Philippe hervorragend als schüchternen, unsicheren jungen Mann. Wenn ihn die Liebe zu sehr plagt, kann er auch mal kurz ungestüm werden, etwas wagen. In seinen stummen Blicken zeigt sich eine Kraft, die sich ihrer selbst noch nicht ganz bewusst ist. Traurigkeit und Aufbruch ringen in dieser Geschichte, in der Philippe trotz seiner emotionalen Nöte irgendwie ein ruhender, stabiler Pol bleibt, um die Hoheit. Es gibt immer wieder Momente trockenen Humors. Die musikalischen Einlagen – von Joy Division über Camera Silens, The Undertones und anderen bis zu Turquoise Days - bleiben kurz und lassen Raum für Stille. Dieser gelungene Film überzeugt mit seiner so stimmigen Doppelnatur als Entwicklungsdrama und Hommage an eine vergangene Musikkultur.
Fazit: Das Spielfilmdebüt des französischen Regisseurs Vincent Maël Cardona huldigt als kraftvoll-verhaltene Coming-of-Age-Geschichte eines jungen Mannes Anfang der 1980er Jahre zugleich der musikalischen Zeitenwende jener Epoche. In der Provinz betreiben der Hauptcharakter und sein älterer Bruder einen Piratensender, doch dann trennen sich ihre Wege. Wie die Musik dieser Jahre schwankt auch der Filmheld zwischen Traurigkeit, Experimentierfreude und Aufbruch. Die wortkarge, verknappte Inszenierung und das hervorragende Spiel Thimotée Robarts verleihen dem Drama eine gut dosierte Spannung.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Die Magnetischen"
Land: Frankreich, DeutschlandJahr: 2022
Genre: Drama
Originaltitel: Les magnétiques
Länge: 98 Minuten
Kinostart: 28.07.2022
Regie: Vincent Maël Cardona
Darsteller: Thimotée Robart, Marie Colomb, Joseph Olivennes, Fabrice Adde, Louise Anselme
Verleih: Port au Prince Pictures GmbH
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