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Märzengrund (2022)

Befreiung am Berg: österreichisches Drama über einen Jungbauern, der sich als Einsiedler von der Welt zurückzieht.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
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Das Zillertal Ende der 1960er-Jahre: Der 18-jährige Elias (Jakob Mader) blickt einer rosigen Zukunft entgegen. Er hat lediglich eine jüngere Schwester, Rosi (Iris Unterberger), und ist somit als Alleinerbe eines wohlhabenden Großbauern ein gemachter Mann. Bald schon soll er den Hof von seinem Vater (Harald Windisch) übernehmen. Viel lieber, als seinen täglichen Pflichten nachzukommen, steckt Elias seine Nase jedoch in Bücher, die ihm seine Mutter (Gerti Drassl) heimlich zusteckt. Beim Ausgehen mit seinen Freunden lernt Elias die etwas ältere Moid (Verena Altenberger) kennen und verliebt sich in sie. Moid ist geschieden und hat ein Kind, weshalb Elias' Eltern ihm den Umgang mit ihr verbieten, was Elias in eine tiefe Depression stürzt.

Anstatt Elias in eine Nervenheilanstalt einzuweisen, schickt sein Vater ihn ein halbes Jahr lang auf die Hochalm Märzengrund. Dort findet der junge Mann zu sich und fasst einen Entschluss. Er will nie wieder zurück ins Tal, sondern noch höher hinaus. Elias bricht mit seiner Familie, kehrt ihr und der Zivilisation den Rücken und errichtet sich oberhalb der Baumgrenze in den Tiroler Alpen eine Hütte. Dort haust er die nächsten 40 Jahre als Einsiedler. Zurück ins Tal zwingt Elias (jetzt: Johannes Krisch) erst eine schwere Erkrankung. Doch selbst diese hält ihn nicht von seinem unbedingten Freiheitsstreben ab.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Als Kind wollte Adrian Goiginger Abenteurer werden und im Grunde ist er das auch geworden. Das Filmemachen an sich ist jedes Mal aufs Neue ein abenteuerliches Unterfangen. Darüber hinaus erzählt der 1991 in Salzburg geborene Regisseur und Drehbuchautor in seinen Dramen abenteuerliche Geschichten. Sein Langfilmdebüt "Die beste aller Welten" (2017) handelte von einem kleinen Jungen, der mit einer drogensüchtigen Mutter aufwächst und sich in Fantasiewelten flüchtet. Die Geschichte war von Goigingers eigener Lebensgeschichte inspiriert. Auch sein zweiter abendfüllender Spielfilm beruht auf wahren Begebenheiten. Er erzählt von einem Jungbauern, der ein Abenteuer in den Bergen sucht.

"Märzengrund" basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Felix Mitterer, der bei dessen Verfilmung als Co-Autor fungierte. Schon Mitterer, der sein Stück als Auftragsarbeit geschrieben hatte, fand, dass der Stoff viel eher auf die große Leinwand als auf die Theaterbühne dränge. Mittels seines Kameramanns Klemens Hufnagl zieht Goiginger denn auch alle Register, um die Erhabenheit der Alpenlandschaft in Szene zu setzen. Im Kontrast zur Enge des bäuerlichen Lebens drunten im Tal wird schnell klar, warum es den Protagonisten in die Höhe zieht. Dass er dort oben, oberhalb der Baumgrenze einsam ist, ist keine Belastung, sondern eine Befreiung. Hier kann er endlich atmen. Hier ist er frei von Zwängen – familiären, beruflichen, gesellschaftlichen.

Dass die Welt im Zillertal der ausgehenden 1960er-Jahre beinahe noch eine archaische war, vermittelt Goiginger in "Märzengrund" glaubwürdig. Von der Aufbruchstimmung ferner Metropolen kommt im Tal allenfalls die Musik an. Das größte Stück Freiheit ist ein altes Buch wie "Robinson Crusoe", das der Protagonist heimlich liest, oder der nagelneue NSU Prinz, mit dem er am Wochenende weg vom väterlichen Hof kommt, um seine Sinne in der Disco im Nachbardorf zu zerstreuen. Der Rest folgt uralten Regeln. Den Hof erbt der älteste Sohn, die übrigen Geschwister gehen leer aus. Eine geschiedene Frau kommt nicht ins Haus! Und eine Krankheit wie die Depression wird als Willensschwäche abgetan.

So gut es Goiginger gelingt, dieses bedrückende Klima wiederzugeben, so sehr krankt sein Film an einem weitverbreiteten Phänomen historischer Filme. In den Passagen, die in den 1960ern spielen, kommt "Märzengrund" allzu museal daher. Ausstattung und Kostüme wirken wie Ausstellungsstücke und nicht wie Räume, in denen tatsächlich gelebt, wie Gegenstände, die tatsächlich benutzt, wie Kleidung, die tatsächlich getragen und in der tatsächlich gearbeitet wird. Dadurch gerät der Film in diesen Passagen stets ein wenig zu glatt und wirft einen beim Zusehen aus der filmischen Illusion.

Eine weitere Schwachstelle ist das Schauspiel. Goiginger erzählt die Geschichte seines Jungbauern, der zum Einsiedler wird, alternierend. Und so gut Johannes Krisch den in die Jahre gekommenen, inzwischen bärbeißig gewordenen Elias spielt, so sehr merkt man Jakob Mader als jungem, sensiblen Elias an, dass es seine erste große Rolle ist. "Märzengrund" ist ein versiert inszeniertes Drama, an die Dichte und Intensität seines Erstlings reicht Adrian Goiginger damit allerdings nicht heran.

Fazit: Auch Adrian Goigingers zweiter abendfüllender Spielfilm erzählt von Abenteuerlichem und basiert auf wahren Begebenheiten. Der in Salzburg geborene Filmemacher hat ein Drama über einen Aussteiger gedreht. "Märzengrund" handelt von Freiheit, die der Protagonist als Einsiedler in der Natur findet. An die Dichte und Intensität von Goigingers Debüt "Die beste aller Welten" reicht das allerdings nicht heran.




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Besetzung & Crew von "Märzengrund"

Land: Österreich
Jahr: 2022
Länge: 110 Minuten
Kinostart: 25.08.2022
Regie: Adrian Goiginger
Darsteller: Verena Altenberger, Gerti Drassl, Johannes Krisch, Jakob Mader, Harald Windisch
Kamera: Klemens Hufnagl, Paul Sprinz
Verleih: Prokino

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