Sundown - Geheimnisse in Acapulco (2022)

"Sundown – Geheimnisse in Acapulco" ist das neue Werk des in Mexico City geborenen Drehbuchautors und Regisseurs Michel Franco ("New Order – Die neue Weltordnung"). Der Film beginnt als Studie über das dekadent-hedonistische Luxusleben der Reichen: Die Geschwister Neil und Alice Bennett, die an der Spitze eines Londoner Schweineproduktions- und Schlachthofunternehmens stehen, machen mit den jugendlichen Kindern von Alice Urlaub in Acapulco. Wir beobachten das Quartett beim Schwimmen, bei der Massage, beim Genießen des lokalen Unterhaltungsprogramms und wie es vom Hotelpersonal Margaritas an die Liege am Pool geliefert bekommt. Die Kamera von Yves Cape, der unter anderem auch die einzigartigen Bilder von Leos Carax' "Holy Motors" (2012) schuf, fängt die leuchtenden Farben des Badeortes an der mexikanischen Pazifikküste ein – und doch stellt sich (ganz bewusst) keine Wärme, kein Wohlgefühl ein; alles wirkt künstlich und trügerisch.

Nachdem "Sundown" zunächst eine Abzweigung in Richtung Familiendrama zu nehmen scheint, entwickelt sich der Film bald in eine Geschichte über einen Aussteiger: Neil bleibt unter einem Vorwand in Acapulco zurück, während die restliche Familie aufgrund eines Todesfalls wieder nach London fliegt. Ob Neil einfach nur kalt und gleichgültig ist, ob wir ihn als Egoisten wahrnehmen sollen oder erkennen müssen, dass er ein Mensch ist, der seinen Lebenswillen verloren hat – all dies hält Franco gekonnt in der Schwebe. Tim Roth ("The Hateful 8") verkörpert Neil sehr reduziert; der Protagonist scheint selbst nur ein stoischer Zeuge seines raschen Niedergangs zu sein. Als Kontrast liefert Charlotte Gainsbourg ("Nymphomaniac") als Alice eine emotional-wuchtige Darbietung.

Überwiegend in seinem letzten Drittel lässt der Film Thriller-Elemente einfließen; die Genre-Konventionen werden dabei jedoch auf interessante Weise unterlaufen. "Sundown" zeigt das bizarre Nebeneinanderliegen von Arm und Reich, von touristischer Scheinidylle und brutalem Alltag. In der 82-minütigen Laufzeit wirkt Francos Werk wie die Verdichtung einer anspruchsvollen Serienstaffel im Stil von "Die Sopranos" (1999-2007) oder "Succession" (seit 2018) – und ist dabei fraglos faszinierend.

Fazit: Eine dicht erzählte Geschichte über den Untergang eines reichen Mannes, mit spannenden Bildern und einem eindrücklich-zurückhaltenden Tim Roth in der Hauptrolle.