Corsage (2022)
Spielfilm über die österreichische Kaiserin Elisabeth, die im Alter von 40 Jahren in eine Krise gerät.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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An Weihnachten 1877 feiert Elisabeth (Vicky Krieps), die Kaiserin von Österreich-Ungarn, in Wien ihren 40. Geburtstag. Sie wirkt unglücklich und in sich gekehrt. Als Frau ihrer Epoche gilt sie bereits als alt und sie registriert aufmerksam, ob boshafte Bemerkungen über ihre verlorene Jugend und ihre vielleicht nicht mehr ganz so schlanke Taille gemacht werden. Den frühen Verlust ihrer kleinen Tochter Sophie hat sie nie überwunden, für Sohn Rudolf (Aaron Friesz) und Tochter Valerie (Rosa Hajjaj) hat sie nur spontan Interesse übrig. Die Ehe mit Kaiser Franz Joseph (Florian Teichtmeister) ist abgekühlt, Elisabeth ist der ständigen Repräsentationspflichten überdrüssig. Aber in seine Politik, für die sie sich interessiert, will sie ihr Mann nicht einweihen.
Elisabeth ist unruhig, bricht im Jahr 1878 spontan zu Reisen auf, etwa nach England. Dort trifft die leidenschaftliche Reiterin den Jagdmeister Bay (Colin Morgan) und ihre Schwester Marie (Lilly Marie Tschörtner) verbreitet Gerüchte über diese Beziehung. Elisabeth will ihre Schwester nie wiedersehen. Nach einem Selbstmordversuch besucht sie ihren Cousin, den bayerischen König Ludwig II (Manuel Rubey), mit dem sie sich gut versteht. Aber ihr Wunsch, aus ihrer Rolle auszubrechen, wächst. Sie greift zu radikalen Maßnahmen.
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Filmkritik
Die österreichische Kaiserin Elisabeth hat die Filmwelt schon früh beschäftigt. Unvergessen ist die "Sissi"-Trilogie mit Romy Schneider aus den 1950er Jahren. Im 21. Jahrhundert erzählen Filme anders über das Leben von Monarchinnen und Prinzessinnen, nicht mehr Glanz und naive Idealisierung, sondern das Unglück der in einer unfreien Rolle Gefangenen stehen im Vordergrund. Zu nennen sind da beispielsweise "The Favourite – Intrigen und Irrsinn" von Yorgos Lanthimos über die englische Königin Anne und ihren Hof im 18. Jahrhundert, oder Pablo Larraíns "Spencer" über Prinzessin Diana. Ähnlich wie diese Filme will auch "Corsage" der österreichischen Regisseurin Marie Kreutzer ("Was hat uns bloß so ruiniert") weniger ein Biopic sein, als eine künstlerisch verdichtete Einfühlung aus heutiger Sicht.
Bei Kreutzer bedeutet diese Perspektive zweierlei. Elisabeths Aufgabe, schön zu sein und zu repräsentieren, wird feministisch demontiert. Die sportliche, vielseitig interessierte Kaiserin leidet, weil sie älter wird und weiterhin nichts als eine Staffage sein soll, während ihr Mann sich um die wichtigen Dinge kümmert. Vicky Krieps spielt die stolze und verletzliche Frau als nachdenklich und lässt sie immer abwesender wirken. Da Elisabeth aber nun einmal Kaiserin und nicht die machtloseste Person der Welt ist, erklärt sich ihr Ennui, diese Haltung gekränkter Langeweile, die ihr der Film aufzwingt, nicht wirklich. Dass die echte Elisabeth lohnende Betätigungsfelder fand, fällt unter den Tisch.
Diese Perspektive bedeutet zweitens, dass die Monarchie mit großem Stilwillen als überholt, dem Verfall entgegenstrebend, gezeichnet wird. Die Schlösser können Räume mit verrußten Wänden haben, von denen die Farbe abblättert. Selbst der bayerische Märchenkönig Ludwig II. haust zum Teil in Räumen, die niemals so verwahrlost waren, wie hier herbeifantasiert, um morbiden Charme zu verströmen. Dazu reden die Figuren aber durchaus modern, sie sagen "Alles gut" oder "Du projizierst". Ein melancholisches Popliedchen erklingt, Zeitlupen und Rückblenden werden bemüht, um auf ein inneres Drama zu verweisen. Aber um zu fesseln, ist der ästhetisch durchaus gelungene Film zu wenig radikal, und um zu berühren, zu wenig realitätsnah. Die echte Elisabeth war sicherlich viel lebendiger und vielseitiger, um der traurigen Figur zu ähneln, zu der sie dieser Film erklärt.
Fazit: Die österreichische Regisseurin und Drehbuchautorin Marie Kreutzer verpasst der Kaiserin Elisabeth eine moderne Deutung, wonach sie im Alter von 40 Jahren ihre Rolle und ihren Wirkungskreis als unglücklich und einengend empfand. Im Jahr 1878 will sie ausbrechen, reist herum und verweigert sich ihren repräsentativen Aufgaben. Vicky Krieps spielt sie als stolze, unausgefüllte und in Nachdenklichkeit versinkende Frau. Die feministische Perspektive des Films wird mit einem Stilwillen gepaart, der die Schlösser der Epoche in halbe Ruinen mit morbidem Charme verwandelt und auf Realitätsferne mit künstlerischem Anspruch verweist.
Bei Kreutzer bedeutet diese Perspektive zweierlei. Elisabeths Aufgabe, schön zu sein und zu repräsentieren, wird feministisch demontiert. Die sportliche, vielseitig interessierte Kaiserin leidet, weil sie älter wird und weiterhin nichts als eine Staffage sein soll, während ihr Mann sich um die wichtigen Dinge kümmert. Vicky Krieps spielt die stolze und verletzliche Frau als nachdenklich und lässt sie immer abwesender wirken. Da Elisabeth aber nun einmal Kaiserin und nicht die machtloseste Person der Welt ist, erklärt sich ihr Ennui, diese Haltung gekränkter Langeweile, die ihr der Film aufzwingt, nicht wirklich. Dass die echte Elisabeth lohnende Betätigungsfelder fand, fällt unter den Tisch.
Diese Perspektive bedeutet zweitens, dass die Monarchie mit großem Stilwillen als überholt, dem Verfall entgegenstrebend, gezeichnet wird. Die Schlösser können Räume mit verrußten Wänden haben, von denen die Farbe abblättert. Selbst der bayerische Märchenkönig Ludwig II. haust zum Teil in Räumen, die niemals so verwahrlost waren, wie hier herbeifantasiert, um morbiden Charme zu verströmen. Dazu reden die Figuren aber durchaus modern, sie sagen "Alles gut" oder "Du projizierst". Ein melancholisches Popliedchen erklingt, Zeitlupen und Rückblenden werden bemüht, um auf ein inneres Drama zu verweisen. Aber um zu fesseln, ist der ästhetisch durchaus gelungene Film zu wenig radikal, und um zu berühren, zu wenig realitätsnah. Die echte Elisabeth war sicherlich viel lebendiger und vielseitiger, um der traurigen Figur zu ähneln, zu der sie dieser Film erklärt.
Fazit: Die österreichische Regisseurin und Drehbuchautorin Marie Kreutzer verpasst der Kaiserin Elisabeth eine moderne Deutung, wonach sie im Alter von 40 Jahren ihre Rolle und ihren Wirkungskreis als unglücklich und einengend empfand. Im Jahr 1878 will sie ausbrechen, reist herum und verweigert sich ihren repräsentativen Aufgaben. Vicky Krieps spielt sie als stolze, unausgefüllte und in Nachdenklichkeit versinkende Frau. Die feministische Perspektive des Films wird mit einem Stilwillen gepaart, der die Schlösser der Epoche in halbe Ruinen mit morbidem Charme verwandelt und auf Realitätsferne mit künstlerischem Anspruch verweist.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Corsage"
Land: Frankreich, Österreich, DeutschlandJahr: 2022
Genre: Drama, Biopic
Länge: 114 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 07.07.2022
Regie: Marie Kreutzer
Darsteller: Colin Morgan als Bay Middleton, Vicky Krieps als Kaiserin Elisabeth, Finnegan Oldfield als Louis Le Prince, Aaron Friesz, Alma Hasun als Fanny Feifalik
Kamera: Judith Kaufmann
Verleih: Alamode Film
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