Verlorene Illusionen (2021)
Illusions perdues
Menschliche Dramen und Komödien: Xavier Giannoli hat einen Roman Honoré de Balzacs mit prominenter Besetzung verfilmt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Frankreich zu Zeiten der Restauration: Der in Angoulême in einer Druckerei arbeitende Lucien Chardon (Benjamin Voisin) möchte Schriftsteller werden. Hierfür hat er als Pseudonym den adeligen Nachnamen seiner Mutter gewählt, den er offiziell nicht tragen darf, und nennt sich Lucien de Rubempré. In Louise de Bargeton (Cécile de France) findet er eine Mäzenin und Geliebte. Als Louises Ehemann von der Affäre erfährt, flieht Lucien mit ihr nach Paris, muss dort jedoch schnell feststellen, dass in den Salons, in denen Louises Cousine, die Marquise d'Espard (Jeanne Balibar), verkehrt, für einen Bürgerlichen wie ihn kein Platz ist.
Um über die Runden zu kommen, heuert Lucien bei einer der neu entstandenen kleinen Zeitungen an. Der Journalist und spätere Chefredakteur Etienne Lousteau (Vincent Lacoste) wird zu Luciens Förderer. Bald schon ist Lucien ein gefürchteter Kritiker, der die Welt des Theaters und der Literatur rund um den Verleger Dauriat (Gérard Depardieu) und dessen Star-Schriftsteller Nathan d'Anastazio (Xavier Dolan) mit seinen Artikeln in Angst und Schrecken versetzt. Auch privat scheint sich alles zum Besten zu fügen. Lucien verliebt sich in die Boulevardschauspielerin Coralie (Salomé Dewael). Doch dann wendet sich das Blatt, und Lucien muss erkennen, dass in der Pariser Gesellschaft jeder nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist.
Bildergalerie zum Film "Verlorene Illusionen"
Hier streamen
Filmkritik
Honoré de Balzac (1799–1850) war ein ungemein produktiver Autor. Sein Hauptwerk, das der Schriftsteller in Anlehnung an Dante Alighieris (1265–1321) "Göttliche Komödie" "La Comédie humaine", also "Die menschliche Komödie" nannte, umfasst mehr als 80 Werke (die Zählweise variiert) und versuchte, ein Sittenbild der französischen Gesellschaft zu zeichnen. Eines davon ist der zwischen 1837 und 1843 entstandene Roman "Les Illusions perdues", den Balzacs Landsmann Xavier Giannoli nun verfilmt hat.
Giannoli ("Chanson d'amour"), in Deutschland zuletzt mit dem Glaubens-Drama "Die Erscheinung" (2018) in den Kinos, kennt sich mit süffisant in Szene gesetzten historischen Stoffen aus. Seine Tragikomödie "Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne", deren Hauptfigur von Florence Foster Jenkins inspiriert ist, ist eine Lehrstunde in tragikomischem Filmemachen. In "Verlorene Illusionen" schöpft der 1970 geborene Regisseur und Drehbuchautor erneut aus dem Vollen.
Seine Adaption, die sich auf den zweiten Teil von Balzacs Roman konzentriert, ist opulent ausgestattet, grandios gespielt – allen voran der bereits in François Ozons "Sommer 85" aufgefallene Benjamin Voisin liefert eine umwerfende Leistung ab – und mit Blick auf unsere Gegenwart inszeniert. Giannoli erzählt mit epischem Atem und mal mit feiner Ironie, mal spöttisch vom Aufstieg und Fall eines naiven Landeis, und er erzählt davon, welche Rolle die zeitgenössischen Medien dabei spielten. Verweise in unsere heutige Zeit sind beabsichtigt.
Der sich eröffnende Blick in die adeligen Salons und die gesellschaftlichen Grabenkämpfe zwischen Revolution und Restauration begeistert, weil Giannoli die von einem Erzähler dargebotene Geschichte ungemein schwungvoll und detailverliebt auf die Leinwand wirft. Wer ein Herz für unscheinbare Kleinigkeiten hat, dem wird das Herz bereits dann aufgehen, wenn der von der Provinz nach Paris gekommene Protagonist zum ersten Mal versucht, in der französischen Hauptstadt eine Straße zu überqueren. So wie bei Giannoli hat das Kinopublikum das noch nie gesehen.
Fazit: Prominent besetzt, herausragend gespielt und süffisant inszeniert ist Xavier Giannoli eine umwerfende Balzac-Verfilmung geglückt. Das Ergebnis überzeugte auch die Mitglieder der Académie des Arts et Techniques du Cinéma, die jedes Jahr über die Vergabe der französischen Filmpreise abstimmen. "Verlorene Illusionen" war für eine Rekordzahl von 15 Preisen nominiert und nahm am Ende sieben Césars mit nach Hause.
Giannoli ("Chanson d'amour"), in Deutschland zuletzt mit dem Glaubens-Drama "Die Erscheinung" (2018) in den Kinos, kennt sich mit süffisant in Szene gesetzten historischen Stoffen aus. Seine Tragikomödie "Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne", deren Hauptfigur von Florence Foster Jenkins inspiriert ist, ist eine Lehrstunde in tragikomischem Filmemachen. In "Verlorene Illusionen" schöpft der 1970 geborene Regisseur und Drehbuchautor erneut aus dem Vollen.
Seine Adaption, die sich auf den zweiten Teil von Balzacs Roman konzentriert, ist opulent ausgestattet, grandios gespielt – allen voran der bereits in François Ozons "Sommer 85" aufgefallene Benjamin Voisin liefert eine umwerfende Leistung ab – und mit Blick auf unsere Gegenwart inszeniert. Giannoli erzählt mit epischem Atem und mal mit feiner Ironie, mal spöttisch vom Aufstieg und Fall eines naiven Landeis, und er erzählt davon, welche Rolle die zeitgenössischen Medien dabei spielten. Verweise in unsere heutige Zeit sind beabsichtigt.
Der sich eröffnende Blick in die adeligen Salons und die gesellschaftlichen Grabenkämpfe zwischen Revolution und Restauration begeistert, weil Giannoli die von einem Erzähler dargebotene Geschichte ungemein schwungvoll und detailverliebt auf die Leinwand wirft. Wer ein Herz für unscheinbare Kleinigkeiten hat, dem wird das Herz bereits dann aufgehen, wenn der von der Provinz nach Paris gekommene Protagonist zum ersten Mal versucht, in der französischen Hauptstadt eine Straße zu überqueren. So wie bei Giannoli hat das Kinopublikum das noch nie gesehen.
Fazit: Prominent besetzt, herausragend gespielt und süffisant inszeniert ist Xavier Giannoli eine umwerfende Balzac-Verfilmung geglückt. Das Ergebnis überzeugte auch die Mitglieder der Académie des Arts et Techniques du Cinéma, die jedes Jahr über die Vergabe der französischen Filmpreise abstimmen. "Verlorene Illusionen" war für eine Rekordzahl von 15 Preisen nominiert und nahm am Ende sieben Césars mit nach Hause.
Falk Straub
Besetzung & Crew von "Verlorene Illusionen"
Land: Frankreich, BelgienJahr: 2021
Genre: Drama, Romantik
Originaltitel: Illusions perdues
Länge: 149 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 22.12.2022
Regie: Xavier Giannoli
Darsteller: Benjamin Voisin als Lucien Chardon, dit Lucien de Rubempré, Cécile De France als Louise de Bargeton, Vincent Lacoste als Etienne Lousteau, Xavier Dolan als Nathan d'Anastazio, Salomé Dewaels als Coralie
Kamera: Christophe Beaucarne
Verleih: Cinemien