The Drover's Wife - Die Legende von Molly Johnson (2021)
The Drover's Wife
Das australische Western-Drama erinnert an die Gewalt gegen Aborigines und gegen Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Im Jahr 1893 erwartet Molly Johnson (Leah Purcell), die Frau eines Viehtreibers, wieder ein Kind. Sobald sie ein Geräusch hört, holt sie ihr Gewehr aus dem einsamen Holzhaus im australischen Outback, in dem sie wie so oft mit ihren Kindern allein ist. Traumatische frühere Erlebnisse huschen durch ihren Geist. Der junge Sergeant Nate Clintoff (Sam Reid) kommt mit seiner Frau Louisa (Jessica De Gouw) auf dem Weg nach Everton vorbei. In der kleinen Stadt wird er den Posten des militärischen Polizeichefs bekleiden. Das Paar zeigt sich beeindruckt von der starken Persönlichkeit Mollys, sorgt sich aber bald auch um ihre Sicherheit.
Denn Nate muss einen flüchtigen Täter finden, der sechs Menschen umgebracht haben soll. Der steckbrieflich gesuchte Mann taucht derweil bei Molly auf und hilft ihr bei der Entbindung und bei der Beerdigung ihres Neugeborenen. Der Aborigine heißt Yadaka (Rob Collins) und sagt Molly, dass er allein wegen seiner Hautfarbe gejagt wird. Molly legt ihr Misstrauen gegen ihn nur zögerlich ab, bemerkt aber, wie gut sich Yadaka mit ihrem ältesten Sohn Danny (Malachi Dower-Roberts) versteht. Sie öffnet sich dem Aborigine im Gespräch und beichtet ihm auch ihr größtes Geheimnis. Nate aber beginnt, Molly eines Verbrechens zu verdächtigen.
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Filmkritik
Western müssen nicht immer in den USA spielen, sondern können auch im australischen Hinterland angesiedelt sein. Auch dort gibt es im ausgehenden 19. Jahrhundert weiße Farmer und Viehtreiber, die ihre Familien und ihr Hab und Gut mit der Waffe verteidigen. Oft genug sind es Frauen, die diese Aufgabe übernehmen, wenn ihre Männer fort sind. Die Regisseurin Leah Purcell nahm sich die Kurzgeschichte "The Drover’s Wife" von Henry Lawson aus dem Jahr 1892 zur Vorlage und interpretierte sie aus indigener und feministischer Sicht neu. "Wir müssen unsere Geschichten weitererzählen" erklärt die Filmemacherin, die dazu beitragen will, die Indigenen stärker in das kollektive historische Bewusstsein des Landes hereinzuholen. Das Westerndrama ist der erste australische Spielfilm einer Regisseurin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin indigener Abstammung.
Purcell gibt der Titelfigur eine Geschichte, die den klassischen Westernmythos mit den heldenhaften weißen Männern gegen den Strich bürstet. Zwar schleudert die wehrhafte Molly dem Aborigine Yadaka, der vor ihrem Haus aufkreuzt, ihren Rassismus entgegen: "Ein gebildeter Schwarzer, eine Gefahr in sich!" Aber diese scheinbar so fest in der Tradition der Siedler verankerte Frau hat schlagende, vergewaltigende weiße Männer erlebt. Dafür, wie sie sich wehrt, hat letztlich weniger der ritterliche Sergeant Nate Verständnis, als seine Frau Louisa, die für Frauenrechte kämpft. Interessant ist auch die Figur des 12-jährigen Sohnes Danny, der mehr über seine Mutter weiß, als diese ahnt.
Mit der Bekanntschaft des Aborigines Yadaka knüpft Molly an ihre eigene Familiengeschichte an, die sie stets verdrängt hatte. Denn die Liebe ihres weißen Vaters und ihrer schwarzen Mutter durfte in der rassistischen Gesellschaft nicht sein. Die Regisseurin Purcell verwendet kurze Rückblicke, Erinnerungsfetzen Mollys und traumähnliche Stimmen, um die Macht der Familienwurzeln zu demonstrieren, die in den Geschichten der Aborigines eine zentrale Rolle spielen. Auch knüpft sie an die Tradition der Songlines an, der Lieder, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und unsichtbare Wanderwege durch das Land markieren. Das Ergebnis ist ein berührendes Drama, in dem viel Trauer über den mörderischen Rassismus der weißen australischen Siedler des 19. Jahrhunderts steckt. Die engagierte Haltung Purcells wiegt eine gelegentliche Steifheit der Inszenierung auf.
Fazit: Die australische Regisseurin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Leah Purcell sorgt dafür, dass dieses Westerndrama nach der Vorlage von Henry Lawson aus dem Jahr 1892 eine indigene und feministische Perspektive erhält. Im Mittelpunkt steht eine Frau im australischen Hinterland, die sich gegen männliche Gewalt verteidigt und sich ihrer verdrängten Aborigine-Wurzeln bewusst wird. Der Filmemacherin indigener Abstammung gelingt es, an die Erzähltradition der Aborigines anzuknüpfen und deren Geschichte mit diesem Film mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Purcell gibt der Titelfigur eine Geschichte, die den klassischen Westernmythos mit den heldenhaften weißen Männern gegen den Strich bürstet. Zwar schleudert die wehrhafte Molly dem Aborigine Yadaka, der vor ihrem Haus aufkreuzt, ihren Rassismus entgegen: "Ein gebildeter Schwarzer, eine Gefahr in sich!" Aber diese scheinbar so fest in der Tradition der Siedler verankerte Frau hat schlagende, vergewaltigende weiße Männer erlebt. Dafür, wie sie sich wehrt, hat letztlich weniger der ritterliche Sergeant Nate Verständnis, als seine Frau Louisa, die für Frauenrechte kämpft. Interessant ist auch die Figur des 12-jährigen Sohnes Danny, der mehr über seine Mutter weiß, als diese ahnt.
Mit der Bekanntschaft des Aborigines Yadaka knüpft Molly an ihre eigene Familiengeschichte an, die sie stets verdrängt hatte. Denn die Liebe ihres weißen Vaters und ihrer schwarzen Mutter durfte in der rassistischen Gesellschaft nicht sein. Die Regisseurin Purcell verwendet kurze Rückblicke, Erinnerungsfetzen Mollys und traumähnliche Stimmen, um die Macht der Familienwurzeln zu demonstrieren, die in den Geschichten der Aborigines eine zentrale Rolle spielen. Auch knüpft sie an die Tradition der Songlines an, der Lieder, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und unsichtbare Wanderwege durch das Land markieren. Das Ergebnis ist ein berührendes Drama, in dem viel Trauer über den mörderischen Rassismus der weißen australischen Siedler des 19. Jahrhunderts steckt. Die engagierte Haltung Purcells wiegt eine gelegentliche Steifheit der Inszenierung auf.
Fazit: Die australische Regisseurin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Leah Purcell sorgt dafür, dass dieses Westerndrama nach der Vorlage von Henry Lawson aus dem Jahr 1892 eine indigene und feministische Perspektive erhält. Im Mittelpunkt steht eine Frau im australischen Hinterland, die sich gegen männliche Gewalt verteidigt und sich ihrer verdrängten Aborigine-Wurzeln bewusst wird. Der Filmemacherin indigener Abstammung gelingt es, an die Erzähltradition der Aborigines anzuknüpfen und deren Geschichte mit diesem Film mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Bianka Piringer
Besetzung & Crew von "The Drover's Wife - Die Legende von Molly Johnson"
Land: AustralienJahr: 2021
Genre: Drama
Originaltitel: The Drover's Wife
Länge: 109 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 10.11.2022
Regie: Leah Purcell
Darsteller: Gregg Arthur als Wealthy Landowner, Craig Bourke als The Hangman, Anthony Cogin als Robert Parsons (as Tony Cogin), Rob Collins als Yadaka, Jessica De Gouw als Louisa
Kamera: Mark Wareham
Verleih: Cinemien