Nope (2022)

In "Get Out" (2017) gelang es Jordan Peele, clever mit Denk- und Darstellungsklischees zu spielen: In einer Mischung aus Satire und Horror lieferte er einen Film, der sowohl witzig als auch spannend ist und zugleich schonungslose Gesellschaftskritik übt. Sein Nachfolger "Wir" (2019) erlaubte sich etwas mehr Pathos und Grimm, kam in seiner Machart aber ebenso virtuos daher. Mit seinem neuen Werk "Nope" hat der US-Autor und -Regisseur, der sich zunächst als Comedian in der Branche etablierte, nun ein weiteres Meisterstück hervorgebracht, das die Stärken von "Get Out" und "Wir" beibehält – und sogar noch etwas mehr Aufruhr zu bieten hat, wenn die rätselhafte Wolke über der kalifornischen Wüste ihre ganze mörderische Wirkung entfaltet.

Auch "Nope" ist einerseits eine Reflexion über soziale Missstände, die uns in bissiger Form vor Augen geführt werden – etwa wenn es um die Repräsentation von Schwarzen geht. Und andererseits ist der Film nicht weniger unterhaltsam als eine klassische Mainstream-Produktion aus Hollywood. Peele vereint den typischen Event-Movie-Bombast so gekonnt mit feinen Beobachtungen und unerwarteten Twists, wie es nur wenige Filme schaffen. Die Wucht und Genre-Leidenschaft des 1970er- und 80er-Jahre-Kinos, das insbesondere von Steven Spielberg und George Lucas geprägt wurde, wird durch einen modernen Blickwinkel ergänzt – wodurch "Nope" sowohl zur klugen Parodie auf Genre-Spektakel wie "Der weiße Hai" (1975) als auch zu einer Hommage voller Herzblut wird.

Was "Nope" neben seiner durchdachten Dramaturgie und seiner perfekten technischen Umsetzung (nicht zuletzt in der Kameraarbeit von Hoyte Van Hoytema) so bemerkenswert macht, ist auch die Zeichnung der Figuren sowie das Schauspiel. Daniel Kaluuya ("Judas and the Black Messiah") gibt einen herrlich wortkargen Outsider, während seine Filmschwester Keke Palmer ("Hustlers") voller Energie agiert. Auch die übrige Besetzung, darunter Steven Yeun ("Minari"), ist fabelhaft.

Fazit: Eine amüsante, gruselige und meisterhaft in Szene gesetzte Neuerfindung des Sommerblockbusters mit überraschender Geschichte und tollen, intensiv gespielten Figuren.

FBW-Bewertung zu "Nope"Jurybegründung anzeigen

Mit seinen politischen Horrorfilmen GET OUT und WIR hat der Komiker Jordan Peele zweifellos Genrefilmgeschichte geschrieben. In seinen ebenso spannenden wie witzigen und originellen Inszenierungen gab er marginalisierten Personen die Hauptrolle und [...mehr]