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Das Licht, aus dem die Träume sind
Das Licht, aus dem die Träume sind
© Neue Visionen

Das Licht, aus dem die Träume sind (2022)

Last Film Show

Kreatives Kopfkino: indisches Drama über einen kleinen Jungen und seine große Liebe zur großen Leinwand.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.2 / 5

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Der neunjährige Samay (Bhavin Rabari) lebt mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester in einem kleinen indischen Dorf. Obwohl sein Vater (Dipen Raval) als Brahmane der höchsten Kaste angehört, verdient er sein Geld als einfacher Teeverkäufer. Seinen Stand hat er an einer nahegelegenen Eisenbahnkreuzung, an der Passagiere aus- und umsteigen. Unreine Dinge wie beispielsweise Kinofilme sind Brahmanen untersagt. Als in der großen Stadt jedoch ein religiöser Film gezeigt wird, macht der Vater eine Ausnahme und nimmt die ganze Familie zu einer Vorstellung mit. Samay ist sofort Feuer und Flamme.

Gemeinsam mit seinen Freunden spielt Samay das im Kino Gesehene nach und denkt sich immer neue Wege aus, sein ganz eigenes kleines Kino ins heimatliche Dorf zu holen. Er schwänzt die Schule, schleicht sich heimlich in den Kinosaal und freundet sich mit dem Filmvorführer Fazal (Bhavesh Shrimali) an. Der Erwachsene und das Kind treffen eine Abmachung: Samay überlässt Fazal das köstliche Essen, das Samays Mutter (Richa Meena) jeden Morgen zubereitet und ihrem Sohn auf den Weg mitgibt, dafür lässt Fazal den Jungen vom Vorführraum aus kostenlos die Filme sehen und bringt ihm alles bei, was man übers Kino wissen muss.

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Der Inhalt dieses Films erinnert an einen anderen Film und sein Titel ruft Erinnerungen an einen weiteren wach. Im Original heißt Pan Nalins neues Drama "The Last Film Show", was unweigerlich an "The Last Picture Show" (dt. "Die letzte Vorstellung", 1971) des kürzlich verstorbenen Peter Bogdanovich (1939-2022) denken lässt. Doch während bei Bogdanovich die letzte Filmvorführung in einem texanischen Kaff lediglich der Schlusspunkt eines langen Abschieds von der Jugend war, in dem das Kino nur eine untergeordnete Rolle spielte, wird der Protagonist in Nalins Geschichte durch das Kino (früh) erwachsen. Wie in Giuseppe Tornatores "Cinema Paradiso" (1988) erzählt auch "Das Licht, aus dem die Träume sind" von einer filmischen Erziehung.

Anders als beim Italiener beschränkt sich der Inder Nalin auf einen überschaubaren Zeitrahamen – und blickt dabei semiautobiografisch auf die eigene Kindheit zurück. Auch wenn Samays Geschichte nicht Nalins Geschichte ist – allein schon, weil sie zeitlich viel später, am Übergang von Zelluloid zur digitalen Technik spielt –, ähneln die beiden einander. Wie seine Hauptfigur wuchs auch der Regisseur als Sohn eines Teeverkäufers in der Nähe eines Eisenbahnknotenpunkts auf. Und wie der aufgeweckte Samay brachte sich auch Pan Nalin das Filmemachen selbst bei. Ob er dabei dieselbe Experimentierfreude und denselben Einfallsreichtum an den Tag legte, ist nicht überliefert.

Nalin, der nach mehreren realisierten Dokumentarfilmen vor etwas mehr als 20 Jahren mit seinem Spielfilmdebüt "Samsara" (2001) aus dem Stand reüssierte, legt in seinem nunmehr fünften fiktionalen Film eine Liebeserklärung ans Kino vor. Sein Blick auf die alte Filmtechnik und all die Filme, die mit der Vernichtung des Zelluloids (im Film werden daraus bunte Armreifen und aus den obsoleten Filmprojektoren wird Besteck) verloren gegangen sind, ist nostalgisch, aber nie hoffnungslos. Schließlich lassen sich auch mit der neuen digitalen Technik tolle Filme machen.

"Das Licht, aus dem die Träume sind" ist das beste Beispiel dafür. Mit Digitalkameras gedreht, sieht Nalins neuer Film wie bestes Analog-Kino aus. Der Thematik entsprechend überwältigt er sein Publikum mit leuchtenden Farben und atemberaubenden Einstellungen, etwa wenn der kleine Samay mit seinen Kumpels Löwen beobachten geht oder ganz am Ende darüber nachdenkt, sich in einen Berg voller Filmrollen zu stürzen.

Das Schauspielensemble begeistert. Der junge Bhavin Rabari ist ein emotionaler Wirbelwind, der als cleveres Kerlchen den Ton in seiner Rasselbande angibt. Sowohl im Zusammenspiel mit Bhavesh Shrimali als väterlichem Freund Fazal als auch an der Seite von Richa Meena, die Samays mitfühlende Mutter gibt, reißt er gleichermaßen mit und rührt zu Tränen.

Pan Nalin ist großes Gefühlskino geglückt. "Das Licht, aus dem die Träume sind" ist ein Coming-of-Age-Drama, das die Unbeschwertheit und Abenteuerlust des Kindseins ebenso feiert wie die Fabulierlust des Kinos. Eine Verbeugung vor der Filmkunst, die selbst große Filmkunst ist.

Fazit: Der neue Film von Pan Nalin ("Samsara", "7 Göttinnen") ist ein cleveres, witziges, mitreißendes und atemberaubend aussehendes Coming-of-Age-Drama, das das Kindseins ebenso feiert wie das Kino. Eine Verbeugung vor der Filmkunst, die selbst große Filmkunst ist.




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Besetzung & Crew von "Das Licht, aus dem die Träume sind"

Land: Indien, Frankreich, USA
Weitere Titel: Das Licht aus dem die Träume sind
Jahr: 2022
Genre: Drama
Originaltitel: Last Film Show
Länge: 110 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 12.05.2022
Regie: Pan Nalin
Darsteller: Richa Meena, Bhavin Rabari als Samay, Rahul Koli als Manu, Tia Sebastian als Leela Mila, Bhavesh Shrimali als Fazal
Kamera: Swapnil S. Sonawane
Verleih: Neue Visionen

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