FBW-Bewertung: Jagdsaison (2022)
Prädikat besonders wertvoll
Jurybegründung: Der Anfang des Films legt sofort die Spur, in der sich die Komödie JAGDSAISON bewegt. Sie ist turbulent und bunt, schreckt vor keiner Steigerung chaotischer Ereignisse zurück und erfreut sich einer gut aufgelegten Riege von Schauspielerinnen und Schauspielern.Wesentlich zum Gelingen des Films trägt natürlich bei, ob die Komik funktioniert, aber auch inwiefern die Hauptdarstellerinnen den Film zu tragen in der Lage sind. Rosalie Thomass spielt Eva bravourös. Besonders hervorgehoben wurde in der Jury, wie es ihr gelingt, eine Frau zu spielen, die in sehr vielfältiger Art und Weise dem entspricht, was im positiven Sinne als ?edgy? bezeichnet wird. Sie ist ausgefallen und schrill, doch nicht nur bezüglich ihrer äußerlichen Erscheinung, sondern auch in ihrem Handeln und in ihren Wertevorstellungen. Sie weicht von vielen weiblichen Stereotypen erfrischend ab. Vielleicht ist die Tollpatschigkeit ein wenig zu stark ausgeprägt, doch daraus resultiert ein Großteil der Situationskomik. Auch Almila Bagriacik und Marie Burchard spielen ihre Parts bravourös, gerade auch deshalb, weil sie nicht nur als ein wenig ernsthafteres Pendant zu Eva fungieren (wie das nicht selten in komischen Figurenpaaren bzw. -trios angelegt wird), sondern ihre eigenen komödiantischen Eigenarten entwickeln.
Der Komik kann dabei nicht vorgeworfen werden, dass sie immer wieder zum Slapstick wird. Schon die Anfangssequenz zeigt ja deutlich, wie weit der Film in seiner überbordenden Komik zu gehen bereit ist. Slapstick ist zudem kein Qualitätsmerkmal. Es handelt sich ja um eine Spielart der Komik. Sie muss nur funktionieren, auch wenn sie derbe Züge annimmt und eine tabubrechende Körperkomik annimmt. Dies ist in JAGDSAISON überwiegend der Fall und kann durchaus als gelungene deutsche Humor-Variante von Filmen à la Judd Apatow betrachtet werden.
In Bezug auf den Humor gab es in der Jury auch unterschiedliche Meinungen. Manche Witze wurden von einzelnen Jurymitgliedern als ?platt? eingeordnet, was aber, so das Ergebnis der Diskussion, bei dem enormen Tempo des Films und der hohen Dichte an komischen Situationen aber verzeihlich ist.
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)