John Wick: Kapitel 4 (2022)
John Wick: Chapter 4
Aller guten Dinge sind vier? Der Regisseur Chad Stahelski schickt seinen Hauptdarsteller Keanu Reeves ein weiteres und womöglich letztes Mal als Ex-Auftragskiller in den Kampf...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 6 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der ehemalige Auftragskiller John Wick (Keanu Reeves), der einst unfreiwillig aus dem Ruhestand geholt wurde, ist immer noch aktiv. Nachdem er es sich zuletzt mit der Hohen Kammer, einem global agierenden Verbrechersyndikat, dem alle Auftragskiller unterstehen, verscherzt hat, bekommt er es nun mit dem mächtigen Marquis Vincent de Gramont (Bill Skarsgård) zu tun. Erst macht der Marquis das Continental-Hotel in New York unter Leitung des Managers Winston (Ian McShane) dicht. Dann macht er Jagd auf John Wick.
Los geht die Hatz in Osaka, wo Wick im Continental-Hotel von Shimazu (Hiroyuki Sanada) und dessen Tochter Akira (Rina Sawayama) untergetaucht ist. Um Wick in die Finger zu bekommen, schickt der Marquis nicht nur seine eigenen Häscher unter Führung von Chidi (Marko Zaror) los, sondern heuert auch einen Tracker (Shamier Anderson) an und zwingt den Ex-Auftragskiller Caine (Donnie Yen), aus dem Ruhestand zurückzukehren. Unterstützung erhält John Wick abermals vom Bowery King (Laurence Fishburne). Als Überbringer schlechter Nachrichten fungiert derweil Harbinger (Clancy Brown). Die Jagd führt über Berlin bis nach Paris, wo das finale Duell über die Bühne geht.
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Filmkritik
"John Wick: Kapitel 4": Fades Finale
Als die Stars der neuesten Auskoppelung aus dem "John Wick"-Universum bei den Premierenveranstaltungen rund um den Globus über die roten Teppiche schritten, war die Stimmung getrübt. Wenige Tage zuvor war der Schauspieler Lance Reddick, der im Franchise den Concierge Charon spielt, im Alter von nur 60 Jahren gestorben. Keanu Reeves wählte eindringliche Worte, Laurence Fishburne hatte Tränen in den Augen. Der vierte Teil des Actionspektakels wird somit nicht nur zu John Wicks, sondern auch zu Lance Reddicks Vermächtnis. Doch ist dieses finale Kapitel auch ein würdiges?
Everybody was Gun-Fu Fighting
Als Chad Stahelski (an der Seite von David Leitch, der dafür allerdings keinen Credit erhielt) 2014 mit "John Wick" sein Regiedebüt gab, verpasste er dem anämisch gewordenen Actiongenre eine notwendige Bluttransfusion. Stahelski (wie auch Leitch) war zuvor Stuntman und Stunt-Choreograf, was seinem Debüt anzumerken war. Die Actionsequenzen und Kampfszenen sahen nicht nur atemberaubend aus, sie ließen auch den damals bereits 50-jährigen Hauptdarsteller Keanu Reeves wie einen jungen Hüpfer erscheinen. Abseits der rudimentären, comichaft überzeichneten und augenzwinkernd erzählten Story machte vor allem Reeves' ungewöhnlicher Kampfstil Spaß. Die Ursprünge dieser Mischung aus Selbstverteidigung und Schusswaffengebrauch reichen zwar bis ins Hongkong-Kino der 1980er-Jahre zurück, erlangten aber erst in "John Wick" Perfektion. Dem scherzhaft genannten Gun-Fu (ein Kofferwort aus "Kung-Fu" und "Gun") sah man ausgesprochen gern zu.
Doch schon in "John Wick: Kapitel 2", der Fortsetzung aus dem Jahr 2017, ging viel der im Auftaktfilm an den Tag gelegten Leichtigkeit verloren. Gemäß dem ungeschriebenen Gesetz "Schneller, höher, weiter!", demzufolge jeder Nachfolger einer Filmreihe seinen Vorgänger überbieten muss, nahm das Gemetzel Ausmaße an, die an die Grenze des Erträglichen reichten. Die Stunts und die Action waren immer noch erstklassig, mitunter sogar besser als in Teil 1, aber auch so repetitiv, dass beim Zusehen irgendwann ein Abnutzungseffekt einsetzte. Im dritten Teil verhielt es sich ähnlich. Ob es "John Wick: Kapitel 4" besser macht?
In Formelhaftigkeit erstarrt
Die Antwort ist eindeutig Nein. Inzwischen ist dieses Franchise in seiner eigenen Formelhaftigkeit erstarrt. Inhaltsleer und einfallslos wird Setpiece an Setpiece gereiht. In Erinnerung bleibt keines davon, obwohl Titelheld John Wick seine Widersacher abermals an ausgesprochen stylishen Orten – von einem Hotel in Osaka über einen brutalistischen Nachtclub in Berlin bis zu den Pariser Treppen, die hinauf zur Kirche Sacré-Cœur führen – einen Kopf kürzer macht. Einige Kämpfe sehen wie Zwischensequenzen aus Computerspielen aus. Bei einer Autoverfolgungsjagd rund um den Arc de Triomphe stammen so viele Bilder aus dem Rechner, dass die angedachte Kinetik völlig flöten geht. Und so geht das in einem fort.
Was "John Wick: Kapitel 4" aber in erster Linie fehlt, ist der in den ersten drei Kapiteln gezeigte Humor. Dem Protagonisten selbst kommt kaum noch eine Pointe über die Lippen. Die Witzchen, die seine Mitstreiter reißen, sind fad. Und der von Bill Skarsgård verkörperte Oberbösewicht ist von den zwei Drehbuchautoren Michael Finch und Shay Hatten furchtbar schlecht geschrieben. Er funktioniert weder als Karikatur, denn dafür ist er trotz aller Marotten und Manierismen nicht ausreichend überzeichnet, noch als angsteinflößender Fiesling, wofür ihm schlicht die Schwere, Bedeutsamkeit und Glaubwürdigkeit fehlen. Im Vergleich zu seiner Paraderolle des Killer-Clowns Pennywise in der zweiteiligen Stephen-King-Adaption "Es" (2017/2019) bleibt Skarsgård blass.
Lansam, aber sicher zu Grabe getragen
Diese Entwicklung ist nicht neu. Das von Drehbuchautor Derek Kolstad entworfene "John Wick"-Universum wurde von Kapitel zu Kapitel vorhersehbarer, während die Laufzeiten der Filme länger und länger gerieten. Was bleibt, ist ein Filmfranchise, das über die Jahre hinweg selbst anämisch geworden ist und dringend eine Blutauffrischung vertragen könnte. Vielleicht kommt es ja im angedeuteten Spin-off dazu. John Wick wird mit diesem Film begraben und bleibt es hoffentlich auch. Aber wer weiß?! In Hollywood leben Totgesagte bekanntlich länger.
Fazit: "John Wick: Kapitel 4" ist das fade Finale eines Franchise, das seinen Zenit schon lange überschritten hat. Die Action ist zwar einen Zacken schneller, wird dadurch aber nicht besser. Inhaltsleer werden Kampfsequenzen aneinandergereiht, von denen keine einzige einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Bei einer Filmlänge von fast drei Stunden wird das nicht nur schnell repetitiv, sondern ungemein ermüdend. Ein stumpfer Film, der sein Publikum abgestumpft aus dem Kinosaal entlässt.
Als die Stars der neuesten Auskoppelung aus dem "John Wick"-Universum bei den Premierenveranstaltungen rund um den Globus über die roten Teppiche schritten, war die Stimmung getrübt. Wenige Tage zuvor war der Schauspieler Lance Reddick, der im Franchise den Concierge Charon spielt, im Alter von nur 60 Jahren gestorben. Keanu Reeves wählte eindringliche Worte, Laurence Fishburne hatte Tränen in den Augen. Der vierte Teil des Actionspektakels wird somit nicht nur zu John Wicks, sondern auch zu Lance Reddicks Vermächtnis. Doch ist dieses finale Kapitel auch ein würdiges?
Everybody was Gun-Fu Fighting
Als Chad Stahelski (an der Seite von David Leitch, der dafür allerdings keinen Credit erhielt) 2014 mit "John Wick" sein Regiedebüt gab, verpasste er dem anämisch gewordenen Actiongenre eine notwendige Bluttransfusion. Stahelski (wie auch Leitch) war zuvor Stuntman und Stunt-Choreograf, was seinem Debüt anzumerken war. Die Actionsequenzen und Kampfszenen sahen nicht nur atemberaubend aus, sie ließen auch den damals bereits 50-jährigen Hauptdarsteller Keanu Reeves wie einen jungen Hüpfer erscheinen. Abseits der rudimentären, comichaft überzeichneten und augenzwinkernd erzählten Story machte vor allem Reeves' ungewöhnlicher Kampfstil Spaß. Die Ursprünge dieser Mischung aus Selbstverteidigung und Schusswaffengebrauch reichen zwar bis ins Hongkong-Kino der 1980er-Jahre zurück, erlangten aber erst in "John Wick" Perfektion. Dem scherzhaft genannten Gun-Fu (ein Kofferwort aus "Kung-Fu" und "Gun") sah man ausgesprochen gern zu.
Doch schon in "John Wick: Kapitel 2", der Fortsetzung aus dem Jahr 2017, ging viel der im Auftaktfilm an den Tag gelegten Leichtigkeit verloren. Gemäß dem ungeschriebenen Gesetz "Schneller, höher, weiter!", demzufolge jeder Nachfolger einer Filmreihe seinen Vorgänger überbieten muss, nahm das Gemetzel Ausmaße an, die an die Grenze des Erträglichen reichten. Die Stunts und die Action waren immer noch erstklassig, mitunter sogar besser als in Teil 1, aber auch so repetitiv, dass beim Zusehen irgendwann ein Abnutzungseffekt einsetzte. Im dritten Teil verhielt es sich ähnlich. Ob es "John Wick: Kapitel 4" besser macht?
In Formelhaftigkeit erstarrt
Die Antwort ist eindeutig Nein. Inzwischen ist dieses Franchise in seiner eigenen Formelhaftigkeit erstarrt. Inhaltsleer und einfallslos wird Setpiece an Setpiece gereiht. In Erinnerung bleibt keines davon, obwohl Titelheld John Wick seine Widersacher abermals an ausgesprochen stylishen Orten – von einem Hotel in Osaka über einen brutalistischen Nachtclub in Berlin bis zu den Pariser Treppen, die hinauf zur Kirche Sacré-Cœur führen – einen Kopf kürzer macht. Einige Kämpfe sehen wie Zwischensequenzen aus Computerspielen aus. Bei einer Autoverfolgungsjagd rund um den Arc de Triomphe stammen so viele Bilder aus dem Rechner, dass die angedachte Kinetik völlig flöten geht. Und so geht das in einem fort.
Was "John Wick: Kapitel 4" aber in erster Linie fehlt, ist der in den ersten drei Kapiteln gezeigte Humor. Dem Protagonisten selbst kommt kaum noch eine Pointe über die Lippen. Die Witzchen, die seine Mitstreiter reißen, sind fad. Und der von Bill Skarsgård verkörperte Oberbösewicht ist von den zwei Drehbuchautoren Michael Finch und Shay Hatten furchtbar schlecht geschrieben. Er funktioniert weder als Karikatur, denn dafür ist er trotz aller Marotten und Manierismen nicht ausreichend überzeichnet, noch als angsteinflößender Fiesling, wofür ihm schlicht die Schwere, Bedeutsamkeit und Glaubwürdigkeit fehlen. Im Vergleich zu seiner Paraderolle des Killer-Clowns Pennywise in der zweiteiligen Stephen-King-Adaption "Es" (2017/2019) bleibt Skarsgård blass.
Lansam, aber sicher zu Grabe getragen
Diese Entwicklung ist nicht neu. Das von Drehbuchautor Derek Kolstad entworfene "John Wick"-Universum wurde von Kapitel zu Kapitel vorhersehbarer, während die Laufzeiten der Filme länger und länger gerieten. Was bleibt, ist ein Filmfranchise, das über die Jahre hinweg selbst anämisch geworden ist und dringend eine Blutauffrischung vertragen könnte. Vielleicht kommt es ja im angedeuteten Spin-off dazu. John Wick wird mit diesem Film begraben und bleibt es hoffentlich auch. Aber wer weiß?! In Hollywood leben Totgesagte bekanntlich länger.
Fazit: "John Wick: Kapitel 4" ist das fade Finale eines Franchise, das seinen Zenit schon lange überschritten hat. Die Action ist zwar einen Zacken schneller, wird dadurch aber nicht besser. Inhaltsleer werden Kampfsequenzen aneinandergereiht, von denen keine einzige einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Bei einer Filmlänge von fast drei Stunden wird das nicht nur schnell repetitiv, sondern ungemein ermüdend. Ein stumpfer Film, der sein Publikum abgestumpft aus dem Kinosaal entlässt.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "John Wick: Kapitel 4"
Land: USAJahr: 2022
Genre: Action, Thriller, Krimi
Originaltitel: John Wick: Chapter 4
Länge: 169 Minuten
Kinostart: 23.03.2023
Regie: Chad Stahelski
Darsteller: Keanu Reeves als John Wick, Donnie Yen als Caine, Bill Skarsgård als Marquis, Laurence Fishburne als Bowery King, Hiroyuki Sanada als Shimazu
Kamera: Dan Laustsen
Verleih: Leonine Distribution
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