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Menschliche Dinge (2022)

Les choses humaines

In den besten Familien: Yvan Attal hat Karine Tuils gleichnamigen Roman verfilmt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.8 / 5

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Alexandre Farel (Ben Attal), der an der Stanford-Universität in Kalifornien studiert, ist auf Heimaturlaub in Paris. Sein Vater Jean (Pierre Arditi), ein bekannter Fernsehjournalist, wird mit einem Preis geehrt. Bei der Gelegenheit stattet Alexandre auch gleich seiner Mutter Claire (Charlotte Gainsbourg), einer feministischen Intellektuellen, die mit ihrer Haltung zu Sexualstraftaten und Einwanderungspolitik aneckt, einen Besuch ab.

Claire lebt von Jean getrennt und inzwischen mit dem Professor Adam Wizman (Mathieu Kassovitz) zusammen. Bei Alexandres Besuch ist auch Adams 16-jährige Tochter Mila (Suzanne Jouannet) zugegen. Nach dem gemeinsamen Abendessen begleitet Mila Alexandre auf eine Party. Am nächsten Morgen steht die Polizei vor Alexandres Tür. Der Vorwurf lautet auf Vergewaltigung.

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Im Zuge der #MeToo-Debatte wurde hitzig bis polemisch diskutiert, was Männer noch dürften und ob das Flirten nun verboten sei. Dabei ging es dem Grundanliegen hinter dem Hashtag nie um solch harmlose Dinge wie das Flirten, sondern um Schwerwiegendes wie sexuelle Belästigung, sexuelle Übergriffe und sexuellen Missbrauch bis hin zur Vergewaltigung. Mitten hinein in diese Debatte hatte die französische Schriftstellerin Karine Tuil ihren Roman "Les choses humaines" (2019) veröffentlicht, der von einem echten Fall in den USA inspiriert war, den sie aber nach Frankreich übertrug. Ein Jahr später erschien der Roman unter dem Titel "Menschliche Dinge" auch auf Deutsch. Yvan Attal hat ihn verfilmt und zeigt, dass sich die Dinge nicht immer klar in Schwarz und Weiß einteilen lassen.

Tuil erzählt ihren Roman vornehmlich aus der Perspektive der Familie des Beschuldigten. In seiner Adaption hat Attal die Perspektive um die der Familie der Beschuldigenden erweitert. In einem ersten Kapitel erzählt er die Ereignisse aus Sicht des jungen Studenten Alexandre Farel, in einem zweiten dann aus der Sicht der noch jüngeren Schülerin Mila Wizman, bevor ihr komplexer Fall in einem dritten Kapitel schließlich vor Gericht verhandelt und in einem finalen vierten Kapitel die Plädoyers gehalten und das Urteil verkündet wird. Auch wenn Täter- und Opferrollen am Ende klar sind und ein Gerichtsurteil gesprochen ist, überlässt der Regisseur das endgültige Urteil seinem Publikum. War die Strafe angemessen, zu hoch oder zu gering? Und war es von Attal angemessen, beiden Seiten denselben Platz einzuräumen?

Dass er mit seiner ausgewogenen Inszenierung, die den Abend des Tathergangs in kurzen, in die Haupthandlung eingeschobenen und visuell von ihr abgesetzten Rückblenden rekonstruiert, die eigentliche Tat aber bewusst ausblendet, anecken wird, dessen ist sich der 1965 geborene Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur bewusst. "Es ist ein wichtiges Thema, das man ansprechen muss, ohne dabei manichäisch zu sein", sagt Attal über seinen Film. Obwohl sich die Zeugenaussagen von Täter und Opfer nicht widersprächen, beide den Tathergang faktisch also gleich beschreiben würden, würden sie die Ereignisse völlig unterschiedlich interpretieren, so Attal. Dass der Filmemacher das seinem Kinopublikum auch genau so vermittelt, erfordert Mut. Attal ist sich klar, "dass ich einen Film mache, der die Gemüter spaltet. Die einen sind damit versöhnt, die anderen haben eine Debatte darüber eröffnet." Was letztlich eine gute Sache ist, denn nur so bleibt die Diskussion um #MeToo, in der noch lange nicht alles ausdiskutiert ist, am Leben. (Wie viel es hier noch zu diskutieren gölte, deuten etwa die Figuren und Beziehungen des Fernsehmoderators Jean Farel und seiner Ex-Frau Claire Farel an.)

Inszenatorisch schwankt "Menschliche Dinge" zwischen einer hektischen, aufgrund ihrer Aufgesetztheit auf die Nerven gehenden Kameraarbeit in den ersten zwei Kapiteln und einer ruhigen und eleganten Kameraarbeit in den letzten zwei Kapiteln. Das Ensemble ist hingegen durchweg hervorragend. Attals Ehefrau Charlotte Gainsbourg und der gemeinsame Sohn Ben Attal stehen neben Größen wie Pierre Arditi, bekannten Gesichtern wie Mathieu Kassovitz und der Newcomerin Suzanne Jouannet, die groß aufspielt. Ihre Performance ist markerschütternd und macht selbst dem letzten Ignoranten deutlich, dass Nein zu sagen leichter gesagt als getan ist und selbst dann ein Nein bedeutet, wenn es nicht ausgesprochen wird.

Fazit: Yvan Attal hat Karine Tuils gleichnamigen Roman verfilmt und daraus ein packendes Drama gemacht, das die Gemüter spalten dürfte. Im Gegensatz zum Roman kommen bei ihm beide Sichtweisen des Tathergangs (voll) zum Zuge. Herausgekommen ist eine eindringliche Adaption zu einem nach wie vor dringlichen Thema voller beeindruckender bis markerschütternder Darbietungen.




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Besetzung & Crew von "Menschliche Dinge"

Land: Frankreich
Jahr: 2022
Genre: Drama
Originaltitel: Les choses humaines
Länge: 138 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 03.11.2022
Regie: Yvan Attal
Darsteller: Ben Attal als Alexandre Farel, Suzanne Jouannet als Mila, Charlotte Gainsbourg als Claire Farel, Mathieu Kassovitz als Adam, Pierre Arditi als Jean Farel
Kamera: Rémy Chevrin
Verleih: MFA Film

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