Bettina (2022)
Duett mit dem früheren Ich: deutscher Dokumentarfilm über die Liedermacherin Bettina Wegner.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben bislang 0 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Bettina Wegner, 1947 im Westberliner Lichterfelde geboren, wächst in Ostberlin auf. Wie ihre Eltern ist auch die kleine Bettina überzeugte Kommunistin. Als Kind vergöttert sie Stalin. Ungerechtigkeiten nimmt sie aber nicht tatenlos hin. Als sie nach dem Prager Frühling 1968 und der anschließenden Intervention der Sowjetunion anonym Flugblätter gegen die Intervention verteilt und dabei erwischt wird, landet sie vor Gericht und wird wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Davon, weiterhin kritische Texte zu verfassen, hält das Urteil sie nicht ab.
Wegner, die nach einer abgeschlossenen Ausbildung zur Bibliotheksfacharbeiterin und einem angefangenen, aber nicht beendeten Schauspielstudium inzwischen als freischaffende Sängerin arbeitet, steht unter Beobachtung. Auftritte in der DDR werden immer seltener, Konzerte in der BRD nehmen zu. Obwohl Wegner die DDR nicht verlassen möchte und dafür sogar in Kauf nimmt, ihren Beruf als Sängerin aufzugeben und in ihren Beruf als Bibliothekarin zurückzukehren, darf sie nicht bleiben. 1983 wird Wegner ausgebürgert und siedelt nach Berlin-Frohnau über. Im Westen ist sie bis heute nicht angekommen, obwohl sie dort inzwischen länger lebt als im Osten.
Bildergalerie zum Film "Bettina"
Hier streamen
Filmkritik
Bettina Wegners bekanntestes Lied hat sich Lutz Pehnert für den Schluss aufgespart. Erst kurz vor dem Filmende ist "Kinder" (auch bekannt als "Sind so kleine Hände") erstmals zu hören, in einer Montage aus neuen und alten Aufnahmen. Bettina Wegner singt ihren Song quasi im Duett mit sich selbst, als Wechselspiel mit ihrer eigenen Vergangenheit. Pehnerts berührender Dokumentarfilm ist genau das geworden: ein Duett mit dem früheren Ich.
Pehnert, 1961 in Berlin geboren, seit 1995 Filmemacher und Chronist ostdeutschen Lebens, kennt Wegner schon lange. Der Regisseur hat die Musikerin kurz nach dem Mauerfall kennengelernt. Seither hat er sie mehrfach wiedergetroffen. Sein Dokumentarfilm war überfällig. Wenn es um unbequeme bis unzufriedene Künstler geht, die die DDR verlassen mussten oder freiwillig verlassen haben, dann ist allzu oft nur von Männern wie Wolf Biermann, Manfred Krug und Armin Mueller-Stahl die Rede. Pehnerts Porträt gibt nun endlich dieser Liedermacherin eine Stimme, die sich nie in den Vordergrund drängte, dafür aber bis heute viel zu sagen hat.
Wenn Bettina Wegner singt, dann ist sie wie verwandelt. Ihre Stimme ist so kraftvoll, dass sie selbst ohne Mikrofon bis in die hinterste Reihe dringt. Ganz anders, wenn Wegner spricht, wovon nicht nur zahlreiche Archivaufnahmen von ihren Auftritten, sondern auch der Mitschnitt einer Gerichtsverhandlung Zeugnis ablegen. Wenn die damals Anfang 20-jährige Wegner dazu befragt wird, warum sie die Flugblätter verteilt habe, für die sie nun vor Gericht steht, dann wird ihre Stimme ganz klein. Klein macht sich die junge Frau dabei allerdings nie. Selbst im Angesicht der überheblichen Rechtsvertreter steht Wegner für ihre Überzeugungen ein und verdeutlicht, dass sie niemals eine war, die den Sozialismus abschaffen, sondern immer eine war, die ihn mit aufbauen und verbessern wollte.
Pehnert hat seinen Film simpel, aber effektiv aufgebaut. Ein langes, in Schwarz-Weiß gefilmtes Interview, das er mit Bettina Wegner in deren Wohnzimmer geführt hat, bildet das Grundgerüst, an dem er die Rückblicke aufhängt. Aufnahmen vergangener Konzerte korrespondieren mit den Proben zu einem anstehenden Konzert. Wegners Lied "Gebote" dient als erzählerisch-moralischer Leitfaden, der Leben wie Film gliedert. Lässig auf dem Sofa sitzend und eine Zigarette nach der anderen rauchend plaudert Wegner frank und frei und in Berliner Schnauze über ihr Leben und verflossene Liebe(n). Stets klug und reflektiert, nie sentimental. Einfach erfrischend!
Fazit: Dieser Dokumentarfilm war überfällig! Filmemacher Lutz Pehnert porträtiert die Liedermacherin Bettina Wegner. Herausgekommen ist ein intimes Porträt einer Entwurzelten, die sich nicht unterkriegen lässt und bis heute viel zu sagen hat. Eine kraftvolle Stimme im gesellschaftlichen Diskurs.
Pehnert, 1961 in Berlin geboren, seit 1995 Filmemacher und Chronist ostdeutschen Lebens, kennt Wegner schon lange. Der Regisseur hat die Musikerin kurz nach dem Mauerfall kennengelernt. Seither hat er sie mehrfach wiedergetroffen. Sein Dokumentarfilm war überfällig. Wenn es um unbequeme bis unzufriedene Künstler geht, die die DDR verlassen mussten oder freiwillig verlassen haben, dann ist allzu oft nur von Männern wie Wolf Biermann, Manfred Krug und Armin Mueller-Stahl die Rede. Pehnerts Porträt gibt nun endlich dieser Liedermacherin eine Stimme, die sich nie in den Vordergrund drängte, dafür aber bis heute viel zu sagen hat.
Wenn Bettina Wegner singt, dann ist sie wie verwandelt. Ihre Stimme ist so kraftvoll, dass sie selbst ohne Mikrofon bis in die hinterste Reihe dringt. Ganz anders, wenn Wegner spricht, wovon nicht nur zahlreiche Archivaufnahmen von ihren Auftritten, sondern auch der Mitschnitt einer Gerichtsverhandlung Zeugnis ablegen. Wenn die damals Anfang 20-jährige Wegner dazu befragt wird, warum sie die Flugblätter verteilt habe, für die sie nun vor Gericht steht, dann wird ihre Stimme ganz klein. Klein macht sich die junge Frau dabei allerdings nie. Selbst im Angesicht der überheblichen Rechtsvertreter steht Wegner für ihre Überzeugungen ein und verdeutlicht, dass sie niemals eine war, die den Sozialismus abschaffen, sondern immer eine war, die ihn mit aufbauen und verbessern wollte.
Pehnert hat seinen Film simpel, aber effektiv aufgebaut. Ein langes, in Schwarz-Weiß gefilmtes Interview, das er mit Bettina Wegner in deren Wohnzimmer geführt hat, bildet das Grundgerüst, an dem er die Rückblicke aufhängt. Aufnahmen vergangener Konzerte korrespondieren mit den Proben zu einem anstehenden Konzert. Wegners Lied "Gebote" dient als erzählerisch-moralischer Leitfaden, der Leben wie Film gliedert. Lässig auf dem Sofa sitzend und eine Zigarette nach der anderen rauchend plaudert Wegner frank und frei und in Berliner Schnauze über ihr Leben und verflossene Liebe(n). Stets klug und reflektiert, nie sentimental. Einfach erfrischend!
Fazit: Dieser Dokumentarfilm war überfällig! Filmemacher Lutz Pehnert porträtiert die Liedermacherin Bettina Wegner. Herausgekommen ist ein intimes Porträt einer Entwurzelten, die sich nicht unterkriegen lässt und bis heute viel zu sagen hat. Eine kraftvolle Stimme im gesellschaftlichen Diskurs.
Falk Straub
Besetzung & Crew von "Bettina"
Land: DeutschlandJahr: 2022
Genre: Dokumentation
Länge: 107 Minuten
Kinostart: 19.05.2022
Regie: Lutz Pehnert
Darsteller: Bettina Wegner
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH