Ein grosses Versprechen (2022)
Die Grosse Freiheit
Drama über ein alterndes Ehepaar, das den Alltag nicht mehr zusammen bewältigen kann.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Juditha (Dagmar Manzel) und Eric (Rolf Lassgård) sind seit 30 Jahren glücklich verheiratet. Das Paar, dessen erwachsene Tochter Sarah (Anna Blomeier) in Erics Heimat Schweden lebt, freut sich auf den dritten Lebensabschnitt. Genauer gesagt, freut sich vor allem Juditha darauf, dass Eric nun in Rente geht und endlich mehr Zeit für sie haben wird. Der Universitätsprofessor aber hofft, in Malmö eine neue Stelle zu bekommen. Als sich die Hoffnung zerschlägt, beginnt er ein Studium. Der Alltag zu zweit mit seiner Frau, die Multiple Sklerose hat, schnürt ihm die Brust zu, er erleidet Panikattacken.
Juditha geht immer gebeugter, fällt manchmal hin und ist schließlich auf den Rollstuhl angewiesen. Zornig und hartnäckig lehnt sie jegliche Pflege- oder auch nur Haushaltshilfe ab, die ihr Eric vorschlägt. Selbst bauliche Veränderungen, die ihr die Arbeit im Haushalt erleichtern würden, will sie nicht. Eric, der sich verpflichtet fühlt, ihr zuhause beizustehen, setzt der Stress enorm zu. Er wird vergesslich und fahrig. Eines Tages kommt es zwischen Juditha und Eric zum Eklat.
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Filmkritik
Das Drama, mit dem die Regisseurin Wendla Nölle und die Drehbuchautorin Greta Lorez ihr Spielfilmdebüt geben, mutet ganz schön erwachsen an. Das Glück lässt sich nicht planen, vor einer Ehekrise schützt auch eine jahrzehntelang funktionierende Beziehung nicht. Zuerst lassen die Liebkosungen, die Eric und Juditha austauschen, sogar an frisch Verliebte denken. Nun, mit der Pensionierung des Universitätsprofessors, soll der dritte und schönste Lebensabschnitt beginnen! Aber das Leben ist komplizierter, es wird für beide beschwerlicher und die kleinen Risse in der Beziehung wachsen sich nach und nach zu tiefen Gräben aus.
Für ihre Not finden Juditha und Eric keine Worte, zu lange gab es zwischen ihnen stillschweigende Übereinkünfte, die auf keinen Fall ins Wanken geraten dürfen. Je mehr sich Judithas Rücken krümmt, desto stärker wird ihre Abwehr jeglicher Hilfe. Zugleich leidet sie sehr darunter, dass Eric so oft wie nur möglich das Haus verlässt und ihre Liebe für den Garten, seine Blumen und Vögel nicht teilt. Dagmar Manzel spielt Juditha mit einer fesselnden Intensität, die sehr glaubwürdig wirkt, gerade weil sie die Figur nicht gefällig und sympathisch um jeden Preis anlegt.
Eric ist ein liebevoller, Judith sehr zugewandter Mensch. Ein wenig mutet es schon holprig an, wie die Geschichte die beiden Eheleute erst so innig verbunden zeigt, um sie dann recht schnell in die gegenseitige Entfremdung zu treiben. Aber Rolf Lassgård spielt die wachsende Überforderung Erics auch sehr glaubhaft. Einerseits scheint ihm das Berufsleben zu fehlen, die Abwechslung, das Unter-Menschen-Sein. Andererseits macht ihm Judithas körperlicher Verfall auf eine Weise zu schaffen, die ihm selbst vielleicht nicht einmal ganz bewusst ist. Eric, der Unternehmungslustige, Fröhliche, verwandelt sich in den Schatten seiner selbst.
Eric und Juditha sind zu schwach, vielleicht auch zu verschieden, um die Zweisamkeit, der sie sich im Geiste verschrieben haben, zu schaffen. Das Drama wirkt auch wiederum erwachsen, indem es die Liebe zwischen Juditha und Eric nicht erlöschen lässt, sondern auf vereinfachende Eindeutigkeit verzichtet. Es gibt hier kein Entweder-oder der Gefühle, sondern vielmehr ein Sowohl-als-auch.
Fazit: Eigentlich sollte der dritte Lebensabschnitt das Eheglück von Juditha und Eric vollenden, aber stattdessen steuert das langjährige Paar auf eine Krise zu. Das Spielfilmdebüt der Regisseurin Wendla Nölle und der Drehbuchautorin Greta Lorez schildert auf emotional fesselnde Weise, wie nachlassende Kräfte und Krankheit zwei Menschen zusetzen, die sich davor fürchten, miteinander überfordert zu sein. Das Drama über zwei alternde Menschen in Not, die keine Sprache für die unerwünschten Veränderungen finden, wirkt sehr erwachsen. Dagmar Manzel und Rolf Lassgård spielen das Ehepaar, das in verschiedene Richtungen strebt und doch aneinanderklebt, glaubhaft und berührend.
Für ihre Not finden Juditha und Eric keine Worte, zu lange gab es zwischen ihnen stillschweigende Übereinkünfte, die auf keinen Fall ins Wanken geraten dürfen. Je mehr sich Judithas Rücken krümmt, desto stärker wird ihre Abwehr jeglicher Hilfe. Zugleich leidet sie sehr darunter, dass Eric so oft wie nur möglich das Haus verlässt und ihre Liebe für den Garten, seine Blumen und Vögel nicht teilt. Dagmar Manzel spielt Juditha mit einer fesselnden Intensität, die sehr glaubwürdig wirkt, gerade weil sie die Figur nicht gefällig und sympathisch um jeden Preis anlegt.
Eric ist ein liebevoller, Judith sehr zugewandter Mensch. Ein wenig mutet es schon holprig an, wie die Geschichte die beiden Eheleute erst so innig verbunden zeigt, um sie dann recht schnell in die gegenseitige Entfremdung zu treiben. Aber Rolf Lassgård spielt die wachsende Überforderung Erics auch sehr glaubhaft. Einerseits scheint ihm das Berufsleben zu fehlen, die Abwechslung, das Unter-Menschen-Sein. Andererseits macht ihm Judithas körperlicher Verfall auf eine Weise zu schaffen, die ihm selbst vielleicht nicht einmal ganz bewusst ist. Eric, der Unternehmungslustige, Fröhliche, verwandelt sich in den Schatten seiner selbst.
Eric und Juditha sind zu schwach, vielleicht auch zu verschieden, um die Zweisamkeit, der sie sich im Geiste verschrieben haben, zu schaffen. Das Drama wirkt auch wiederum erwachsen, indem es die Liebe zwischen Juditha und Eric nicht erlöschen lässt, sondern auf vereinfachende Eindeutigkeit verzichtet. Es gibt hier kein Entweder-oder der Gefühle, sondern vielmehr ein Sowohl-als-auch.
Fazit: Eigentlich sollte der dritte Lebensabschnitt das Eheglück von Juditha und Eric vollenden, aber stattdessen steuert das langjährige Paar auf eine Krise zu. Das Spielfilmdebüt der Regisseurin Wendla Nölle und der Drehbuchautorin Greta Lorez schildert auf emotional fesselnde Weise, wie nachlassende Kräfte und Krankheit zwei Menschen zusetzen, die sich davor fürchten, miteinander überfordert zu sein. Das Drama über zwei alternde Menschen in Not, die keine Sprache für die unerwünschten Veränderungen finden, wirkt sehr erwachsen. Dagmar Manzel und Rolf Lassgård spielen das Ehepaar, das in verschiedene Richtungen strebt und doch aneinanderklebt, glaubhaft und berührend.
Bianka Piringer
FBW-Bewertung zu "Ein grosses Versprechen"Jurybegründung anzeigen
Die Jury zeigte sich sehr beeindruckt von dieser berührenden Geschichte um ein Ehepaar, das durch Krankheit und Alter bedingt mehr und mehr in eine Krise der Veränderungen gleitet. Ein präzises Drehbuch mit glaubhaften Dialogen führt uns zunächst in [...mehr]TrailerAlle "Ein grosses Versprechen"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Ein grosses Versprechen"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Quiet Freedom, Ein großes Versprechen
Jahr: 2022
Genre: Drama
Originaltitel: Die Grosse Freiheit
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 09.06.2022
Regie: Wendla Nölle
Darsteller: Dagmar Manzel, Rolf Lassgård, Anna Blomeier, Wolfram Koch, Stephan Schad
Kamera: Nikolai von Graevenitz
Verleih: Filmperlen