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Alles was man braucht
Alles was man braucht
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Alles was man braucht (2022)

Dokumentarfilm über Hofläden und Initiativen zur Lebensmittelversorgung in norddeutschen Dörfern.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.7 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Zuerst starben die Tante-Emma-Läden, dann schlossen auch die kleinen Supermärkte in vielen deutschen Dörfern. Denn die Konkurrenz in Form von Discountern auf der grünen Wiese im Umkreis von rund zehn Kilometern wurde zu groß. Jüngere Leute, die auf dem Land wohnen, fahren mit dem Auto zur Arbeit und kaufen auch auswärts ein. Aber brauchen die Menschen wirklich das breite Angebot der großen Einkaufsmärkte? Und woher beziehen die alten Leute ihre Lebensmittel? Die Bewohner der Hallig Langeneß werden von einem Supermarkt auf dem Festland jede Woche beliefert. In Christiansholm in Schleswig-Holstein wird ein kleiner Lebensmittel-Automat aufgestellt.

In Delve/Dithmarschen hat eine Genossenschaft der Dorfbewohner*innen einen Dorfladen gegründet, der von einem Ehepaar betrieben wird. Dort treffen sich Kundinnen und Kunden auch gerne zum Kaffeetrinken und sogar zum Würfelspiel an Tischen im Foyer. In Müden in der Lüneburger Heide haben Dorfbewohner*innen als stille Teilhaber den "Tante Hanna Laden" gegründet. In Rothenklempenow in Vorpommern ist auf dem Anwesen einer früheren LPG eine Höfegemeinschaft entstanden, die Biolandwirtschaft und einen Hofladen betreibt. In Wallmow hat eine ehemalige Verkaufsleiterin des Konsum-Ladens aus DDR-Zeiten das Geschäft übernommen und führt es weiter.

Bildergalerie zum Film "Alles was man braucht"

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Zum Leben braucht der Mensch nicht nur Brot und Wasser, sondern auch Gemeinschaft. Diese Botschaft versteckt sich im Titel des Dokumentarfilms von Antje Hubert ("Von Bananenbäumen träumen"). Denn wenn in einem Dorf der letzte Lebensmittelladen schließt, gibt es womöglich auch keinen Ort der Begegnung mehr. Hubert hat zwischen 2018 und 2020 in Norddeutschland nach alternativen lokalen Initiativen gesucht. Sie fand einige vielversprechende Initiativen, die zum Teil mit Beteiligung der Dorfbewohner*innen entstanden. Die Betreiber*innen bringen viel Idealismus mit, werden aber auch belohnt durch die sinnvolle Tätigkeit. Mit den Billigpreisen der Discounter können sie nicht konkurrieren, dafür bieten sie auch andere Waren aus regionaler Produktion an und geben dem Ort ein kleines Zentrum.

Als nach der Wende die Konsumläden im Osten Deutschlands schließen mussten, weil sie sich nicht rentierten, schwamm eine Verkäuferin in Wallmow gegen den Strom. Vor ihrem kleinen Laden sitzen die Leute auf Bänken beim Feierabendbier. Reich wird man mit solchen Dorfläden nach Auskunft der Betreiber nicht. Auch der Supermarkt, der bestellte Lebensmittel mit der Fähre auf die Hallig Langeneß bringen lässt, macht mit diesem Service kein Riesengeschäft. Aber Bürgermeister oder Dorfgemeinschaften müssen sich etwas einfallen lassen, wenn es im Ort keine Lebensmittelläden mehr gibt. Dörfer ohne Marktladen wirken im Film verschlafen oder halb verlassen. Die Kamera fährt Häuser entlang, die aufgelassen sind, schaut durch Fenster in Verkaufsräume, in denen noch die Regale von früher stehen.

Wenn Ladenbetreiber wie Berit und Knut Thomsen in Delve auch selbstgebackenen Kuchen servieren, kommen die Dorfbewohner sogar in den zusätzlichen Genuss eines Café-Besuchs. Am leichtesten scheinen es die größeren Kooperativen wie die Höfegemeinschaft in Rothenklempenow zu haben, sich dauerhaft zu etablieren. Denn es braucht Zeit, bis eine wachsende Kundschaft nachhaltige, gesunde Lebensmittel schätzen lernt, die vor Ort gekauft werden können. Die Kommentare der Filmemacherin wirken verhalten optimistisch. Die Landschaftsaufnahmen, die den Übergang von einem Ort zum nächsten markieren, verwandeln sich auf kreative Weise in Aquarelle mit animierten Tieren oder Gegenständen. Auf dem flachen weiten Land mit seinen Dörfern beginnt sich hier und da etwas zu regen.

Fazit: Der Dokumentarfilm von Antje Hubert widmet sich der Frage, wie es in norddeutschen Dörfern nach der Schließung der letzten Lebensmittelläden aussieht. Vom Aufstellen eines Automaten bis zum Dorfladen einer Höfegemeinschaft reicht das Spektrum lokaler Initiativen, die gegen den Strom schwimmen. Vor allem ältere Bewohner*innen schätzen sie, denn sie können nicht mit dem Auto zu den Discountern am Rande benachbarter Orte fahren. Mit verhaltenem Optimismus zeigt der Film, dass der Ideenreichtum und Idealismus örtlicher Ladengründer*innen auch dringend gefragt ist, weil Dörfer einen sozialen Treffpunkt brauchen.




Besetzung & Crew von "Alles was man braucht"

Land: Deutschland
Jahr: 2022
Genre: Dokumentation
Länge: 98 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 28.04.2022
Regie: Antje Hubert
Verleih: imFilm, die thede



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