Effigie - Das Gift und die Stadt (2019)
Drama über die Ermittlungen gegen die Bremer Serienmörderin Gesche Gottfried im Jahr 1828.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Im Jahr 1828 nimmt die junge Cato Böhmer (Elisa Thiemann) aus Göttingen eine neue Stelle in Bremen an. Es ist die Arbeit als Protokollantin am Kriminalgericht für Senator Droste (Christoph Gottschalch). Droste fällt aus allen Wolken, er wusste nicht, dass der neue Protokollant weiblichen Geschlechts ist – eine damals unerhörte Sache! Aber Cato Böhmer bleibt unbeirrt und der Senator merkt bald, dass er diese genaue und engagierte Mitarbeiterin gut gebrauchen kann. Denn in der Stadt mehren sich Gerüchte über Giftmorde. Gesche Gottfried (Suzan Anbeh), die einem Witwer den Haushalt führt, sagt, es sei Mäusebutter verschwunden. Mit einem solchen Gemisch aus Schmalz und Arsen wurden Nagetiere bekämpft.
Gesche gilt in Bremen als Wohltäterin, die Armen gerne etwas zusteckt. Aber es gibt auch Leute, die behaupten, Gesche habe Menschen vergiftet. Gesche taucht im Stadthaus beim Kriminalgericht auf und sucht Unterschlupf, womit sie andeutet, zuhause sei vielleicht ihr Leben in Gefahr. Sie bezieht im Stadthaus eine Kammer. Als sie dort Cato Böhmer freundlich mit Tee bewirtet, fallen der Protokollantin merkwürdige Flecken auf dem Getränk auf und sie spuckt aus. Die nächsten beiden Besucher Gesches sterben jedoch in ihrem Zimmer, vergiftet. Wie viele Menschen hat diese Frau auf dem Gewissen – aus ihrer eigenen Familie und ihrem Bekanntenkreis? Cato Böhmer versucht, die mittlerweile Inhaftierte zu einem Geständnis zu bewegen.
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Filmkritik
Zu Lebzeiten galt Gesche Gottfried eine Weile als wohltätiger "Engel von Bremen", doch in die Geschichte sollte sie als Deutschlands erste Serienmörderin eingehen. Vor ihrer Verhaftung im Jahr 1828 hatte sie 15 Menschen mit Arsen ins Jenseits befördert und 20 weitere zu vergiften versucht. Unter ihren Opfern waren ihre Eltern und Ehemänner, ein Bruder, eigene Kinder, eine Freundin. Über die Motive dieser Frau, die 1831 als letzter Mensch in Bremen öffentlich hingerichtet wurde, herrscht immer noch Unklarheit. Theaterstücke, Filme, Hörspiele, eine Oper, Bücher befassten sich bereits mit dieser Biografie. Auch Udo Flohrs Regiedebüt basiert auf einem Theaterstück, "Die Verhöre der Gesche Gottfried" von Peer Meter. Flohr setzt auf eine interessante Mischung aus Authentizität und Fiktion. Viele Worte, die Gesche Gottfried spricht, sind den Gerichtsprotokollen entnommen. Aus dem in Wahrheit männlichen Protokollanten ist bei Flohr jedoch eine junge Frau, Cato Böhmer, geworden.
Zwei gegensätzliche Frauen opponieren auf ihre Weise gegen eine Gesellschaft, die ihnen wenig Spielraum lässt. Cato Böhmer darf als Frau nicht studieren, sie eignete sich ihre juristischen Kenntnisse inoffiziell, als Tochter eines Professors, an. In der Stadt Bremen dieses historischen Kostümfilms fahren die Kutschen, über den Bau einer Linie für die Eisenbahn wird noch eifrig debattiert. Cato Böhmer, von Elisa Thiemann als unerschrockene Frau mit kühlem Kopf gespielt, wirkt mit ihrem Ziel beruflicher Selbstverwirklichung wie eine Botin aus der Zukunft. Obwohl Senator Droste sie anfangs wie einen Marsmenschen beäugt, lässt er sie doch erstaunlich rasch gewähren.
Cato Böhmer und der frische, unbekümmerte Ton dieser Geschichte bilden ein Gegengewicht zu den grausigen Taten Gesche Gottfrieds. Von Suzan Anbeh als attraktive, lebhafte Frau gespielt, wirkt Gesche Gottfried auch im Augenblick der Tat nicht besonders furchteinflößend. Die Morde geschehen geradezu beiläufig. Nur manchmal, wenn Gesche Gottfried in ein-zwei Sätzen zu erkennen gibt, dass ihr das Töten irgendwie Freude bereitet, kommt etwas Grusel auf. Flohr verzichtet darauf, sie vor allem als Opfer weiblicher Unterdrückung durch ihren Vater und ihren ersten Ehemann zu zeichnen, auch wenn sie solche Erfahrungen offenbar stark geprägt haben. Das Publikum ist vielmehr eingeladen, selbst über die Motive und den Geisteszustand dieser sprunghaften, schillernden Figur zu spekulieren.
Fazit: In seinem ersten Spielfilm nimmt sich Regisseur Udo Flohr der alten Geschichte der 1831 hingerichteten Serienmörderin Gesche Gottfried an. Dabei setzt er gleichermaßen auf Authentizität und den frischen Wind einer fiktionalen Idee. So weht mit der erfundenen Figur einer jungen Protokollantin am Gericht ein Hauch Feminismus durch das historische Szenario. Atmosphärisch halten sich ein optimistischer, unbekümmerter Grundton bei den Ermittlungen und deren schaurige Ergebnisse die Waage. Die Giftmischerin mutet auf spannende Weise undurchsichtig an.
Zwei gegensätzliche Frauen opponieren auf ihre Weise gegen eine Gesellschaft, die ihnen wenig Spielraum lässt. Cato Böhmer darf als Frau nicht studieren, sie eignete sich ihre juristischen Kenntnisse inoffiziell, als Tochter eines Professors, an. In der Stadt Bremen dieses historischen Kostümfilms fahren die Kutschen, über den Bau einer Linie für die Eisenbahn wird noch eifrig debattiert. Cato Böhmer, von Elisa Thiemann als unerschrockene Frau mit kühlem Kopf gespielt, wirkt mit ihrem Ziel beruflicher Selbstverwirklichung wie eine Botin aus der Zukunft. Obwohl Senator Droste sie anfangs wie einen Marsmenschen beäugt, lässt er sie doch erstaunlich rasch gewähren.
Cato Böhmer und der frische, unbekümmerte Ton dieser Geschichte bilden ein Gegengewicht zu den grausigen Taten Gesche Gottfrieds. Von Suzan Anbeh als attraktive, lebhafte Frau gespielt, wirkt Gesche Gottfried auch im Augenblick der Tat nicht besonders furchteinflößend. Die Morde geschehen geradezu beiläufig. Nur manchmal, wenn Gesche Gottfried in ein-zwei Sätzen zu erkennen gibt, dass ihr das Töten irgendwie Freude bereitet, kommt etwas Grusel auf. Flohr verzichtet darauf, sie vor allem als Opfer weiblicher Unterdrückung durch ihren Vater und ihren ersten Ehemann zu zeichnen, auch wenn sie solche Erfahrungen offenbar stark geprägt haben. Das Publikum ist vielmehr eingeladen, selbst über die Motive und den Geisteszustand dieser sprunghaften, schillernden Figur zu spekulieren.
Fazit: In seinem ersten Spielfilm nimmt sich Regisseur Udo Flohr der alten Geschichte der 1831 hingerichteten Serienmörderin Gesche Gottfried an. Dabei setzt er gleichermaßen auf Authentizität und den frischen Wind einer fiktionalen Idee. So weht mit der erfundenen Figur einer jungen Protokollantin am Gericht ein Hauch Feminismus durch das historische Szenario. Atmosphärisch halten sich ein optimistischer, unbekümmerter Grundton bei den Ermittlungen und deren schaurige Ergebnisse die Waage. Die Giftmischerin mutet auf spannende Weise undurchsichtig an.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Effigie - Das Gift und die Stadt"
Land: DeutschlandJahr: 2019
Genre: Krimi, Historie
Länge: 85 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 20.01.2022
Regie: Udo Flohr
Darsteller: Suzan Anbeh als Gesche Gottfried, Elisa Thiemann als Cato Böhmer, Christoph Gottschalch, Roland Jankowsky, Uwe Bohm
Kamera: Thomas Kist
Verleih: Filmdisposition Wessel