The Card Counter (2021)
US Thriller von Paul Schrader: Ein vom Militärdienst traumatisierter Casino-Kartenspieler nimmt einen jungen Mann mit Rachegedanken unter seine Fittiche.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der unscheinbare Kartenspieler, der von Casino zu Casino durchs Land zieht, nennt sich William Tell (Oscar Isaac). Anonymität ist sein Markenzeichen und er vermeidet Aufmerksamkeit, indem er sich mit kleinen bis mittleren Gewinnsummen zufrieden gibt. William hat achteinhalb Jahre in einem Militärgefängnis gesessen. Dort studierte er eingehend Kartenspiele wie Poker und Black Jack und wie sich die begrenzte Wahrscheinlichkeit, zu gewinnen, optimal nutzen lässt. William trägt eine traumatische Vergangenheit mit sich herum. Er gehörte zu den Soldaten, die im vom amerikanischen Militär geführten Gefängnis Abu Ghraib im Irak Häftlinge folterten und höhnisch vor der Kamera posierten. Im Gegensatz zu ihm kam sein Vorgesetzter Gordo (Willem Dafoe) nie vor ein Gericht, denn er war auf keinem der berüchtigten Fotos zu sehen.
Auf diesen Gordo hat es der junge Cirk (Tye Sheridan) abgesehen: Er will ihn foltern und töten, um den Selbstmord seines Vaters, der auch in Abu Ghraib diente, zu rächen. Cirk spricht William bei einem Vortrag Gordos, der als technischer Berater arbeitet, an. William lädt den verschuldeten und perspektivlosen Cirk ein, ihn auf seinen Casino-Reisen zu begleiten. Und er geht plötzlich auf das Angebot der Spieleragentin La Linda (Tiffany Haddish) ein, an einem hochdotierten Pokerturnier teilzunehmen. Was führt William wirklich im Schilde und was hat er mit Cirk vor?
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Filmkritik
Der 75-jährige Regisseur Paul Schrader ("Ein Mann für gewisse Stunden") hat schon mehrere einprägsam düstere Sittenbilder der amerikanischen Gesellschaft für das Kino geschaffen. Berühmt wurde er bereits 1976 als Drehbuchautor von "Taxi Driver" über einen traumatisierten, nach Rache sinnenden Vietnamveteran. In seinem neuen Film hangelt sich der Kartenspieler William von Casinos zu Motels in einem persönlichen postapokalyptischen Szenario. Für ihn als ehemaligem militärischen Folterknecht von Abu Ghraib geht es trotz abgesessener Strafe nur noch ums pure mentale Überleben, nicht mehr um das Streben nach Glück. Früher war dieser Mann nach eigenen Angaben ein Frauenschwarm. Nun sitzt er blass und wortlos an Spieltischen und geht mit kleinem Gewinn, bevor jemand auf die Idee käme, ihn sich näher anzuschauen.
Zwei Leute bringen Bewegung in dieses Schattendasein. Tiffany Haddish spielt die patente, gut aufgelegte Agentin, die nichts über seine Vergangenheit weiß. Darf sich William für die Liebe öffnen oder steht ihm keine mehr zu? Hieße Liebe nicht, sich wie durch göttliche Kraft neu zu erfinden? Schrader zitiert im Bild tatsächlich einmal genüsslich "Die Erschaffung Adams" von Michelangelo. Der junge Cirk wiederum, der mit dem Wunsch nach Rache an William herantritt, weckt in ihm ein Interesse, das lange zwiespältig anmutet.
Trotz seiner grauen Erscheinung besitzt der von Oscar Isaac fesselnd gespielte Charakter etwas Lauerndes. Er scheint auf den Tag zu warten, an dem er mit eisiger Präzision zur Tat schreiten kann, als brillanter Spieler, vielleicht aber auch als Mörder. In dieser Schwebe entsteht die Spannung eines Noir-Thrillers. Schrader beweist Stilwillen, indem er Williams Erinnerungen an die Folterkeller gekrümmte Perspektiven verleiht und in anderen Szenen sein Gesicht beinahe aus dem Raum herausragen lässt. Williams Welt würde jeden sprachlichen Dialog sprengen. Dennoch nutzt der Mann die ordnende Kraft der Worte, beim Schreiben und als Voice-Over-Erzähler.
In das trostlose Film-Noir-Universum passen sogar die Casinos. Die Turnierspieler sind weder elegant gekleidet, noch glamourös. Sie kommen aus der Mitte einer Gesellschaft, die in der künstlichen, stets etwas billig wirkenden Glitzerwelt die Erfüllung sucht, die sonst nirgends wartet. Für William laufen am Kartentisch die Dinge wieder einmal wie sie sollten, als die Welt von draußen an sein Ohr dringt. Sie beschert ihm, daran lässt Oscar Isaacs Miene wenig Zweifel, einen Moment der Entzauberung.
Fazit: Als geübter Pokerspieler lässt sich der Held in Paul Schraders düsterem Thrillerdrama nicht in die Karten schauen. Der frühere Soldat, der Häftlinge folterte, führt ein einsames Schattendasein. Der großartige Oscar Isaac verleiht ihm eine lauernde Kraft, die sich am Casino-Spieltisch oder auch in mörderischer Rache entladen könnte. Zwischen Noir-Elementen und atmosphärischer Spannung entsteht im Hintergrund das Bild einer korrumpierten Gesellschaft, die sich in billige Scheinwelten flüchtet.
Zwei Leute bringen Bewegung in dieses Schattendasein. Tiffany Haddish spielt die patente, gut aufgelegte Agentin, die nichts über seine Vergangenheit weiß. Darf sich William für die Liebe öffnen oder steht ihm keine mehr zu? Hieße Liebe nicht, sich wie durch göttliche Kraft neu zu erfinden? Schrader zitiert im Bild tatsächlich einmal genüsslich "Die Erschaffung Adams" von Michelangelo. Der junge Cirk wiederum, der mit dem Wunsch nach Rache an William herantritt, weckt in ihm ein Interesse, das lange zwiespältig anmutet.
Trotz seiner grauen Erscheinung besitzt der von Oscar Isaac fesselnd gespielte Charakter etwas Lauerndes. Er scheint auf den Tag zu warten, an dem er mit eisiger Präzision zur Tat schreiten kann, als brillanter Spieler, vielleicht aber auch als Mörder. In dieser Schwebe entsteht die Spannung eines Noir-Thrillers. Schrader beweist Stilwillen, indem er Williams Erinnerungen an die Folterkeller gekrümmte Perspektiven verleiht und in anderen Szenen sein Gesicht beinahe aus dem Raum herausragen lässt. Williams Welt würde jeden sprachlichen Dialog sprengen. Dennoch nutzt der Mann die ordnende Kraft der Worte, beim Schreiben und als Voice-Over-Erzähler.
In das trostlose Film-Noir-Universum passen sogar die Casinos. Die Turnierspieler sind weder elegant gekleidet, noch glamourös. Sie kommen aus der Mitte einer Gesellschaft, die in der künstlichen, stets etwas billig wirkenden Glitzerwelt die Erfüllung sucht, die sonst nirgends wartet. Für William laufen am Kartentisch die Dinge wieder einmal wie sie sollten, als die Welt von draußen an sein Ohr dringt. Sie beschert ihm, daran lässt Oscar Isaacs Miene wenig Zweifel, einen Moment der Entzauberung.
Fazit: Als geübter Pokerspieler lässt sich der Held in Paul Schraders düsterem Thrillerdrama nicht in die Karten schauen. Der frühere Soldat, der Häftlinge folterte, führt ein einsames Schattendasein. Der großartige Oscar Isaac verleiht ihm eine lauernde Kraft, die sich am Casino-Spieltisch oder auch in mörderischer Rache entladen könnte. Zwischen Noir-Elementen und atmosphärischer Spannung entsteht im Hintergrund das Bild einer korrumpierten Gesellschaft, die sich in billige Scheinwelten flüchtet.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "The Card Counter"
Land: USAJahr: 2021
Genre: Thriller, Drama, Krimi
Länge: 122 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 03.03.2022
Regie: Paul Schrader
Darsteller: Oscar Isaac als William Tell, Tiffany Haddish als La Linda, Tye Sheridan als Cirk, Willem Dafoe als Gordo, Alexander Babara als Mr. USA
Kamera: Alexander Dynan
Verleih: Weltkino Filmverleih
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