Wettermacher (2021)
Dokumentarfilm über drei Meteorologen in der russischen Arktis und ihre Probleme mit der Isolation.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
In der Abgeschiedenheit der russischen Arktis liegt die Wetterstation Chodowaricha. Hier beobachten Meteorologen seit vielen Jahrzehnten das Wetter und zeichnen ihre Messungen auf. Nur einmal im Jahr kommt ein Versorgungsschiff auf die Halbinsel. Nicht viel häufiger schauen ein paar Nomaden auf ihren Rentierschlitten vorbei. Auf der Wetterstation leben seit zwei Monaten drei Meteorologen in einem Häuschen auf engstem Raum. Sie wurden hierher versetzt, nachdem der frühere Meteorologe psychisch erkrankte. Das Ehepaar Sascha und Alexander sind ein Herz und eine Seele, sie gehen stets liebevoll miteinander um. Der Dritte im Bunde ist der Stationschef Wladimir.
Jeder von ihnen hat eine dramatische Vorgeschichte: Sascha will mit dem gutbezahlten Job die Schulden ihres früheren Mannes abbezahlen, der sich umbrachte. Alexander sucht in der Abgeschiedenheit Heilung von seinem Kriegstrauma aus seiner Zeit als Berufssoldat. Wladimir wurde hierher versetzt, nachdem an seinem früheren Arbeitsplatz eine schwangere Frau auf ominöse Weise zu Tode kam. In der Nähe lebt auch noch ein vierter Mann, der hier aufwuchs und nach einer Erkrankung zurückkam, um den alten Leuchtturm vor dem Einsturz zu bewahren. Auf der Wetterstation bahnen sich unter der ruhigen Oberfläche die nächsten Dramen an.
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Filmkritik
Der Regisseur Stanislaw Mucha ("Kolyma") erwähnt in seinem Off-Kommentar schon früh, dass die arktische Station, die Schauplatz seines Dokumentarfilms ist, übersetzt "Gang des Verrückten" heißt. Hier, am Rande des russischen Polarmeers, wiegt die Einsamkeit besonders schwer und sie fordert immer wieder ihren Tribut. Der Meteorologe, von dem der Dokumentarfilm erzählen sollte, musste die Station wegen psychischer Probleme verlassen, bevor der Dreh begann. Also nahm Mucha seine drei Nachfolger ins Visier, sowie den Einsiedler in unmittelbarer Nachbarschaft.
Zunächst scheint alles seinen geregelten Gang zu laufen, Wetterbeobachtungen, Angeln, die Suche nach gefährlichen Eisbären, das Kochen in der engen Wohnstube. Je mehr man über die Vorgeschichte der Station und der jetzigen Bewohner erfährt, desto klarer scheint ein Drama vorprogrammiert. Die vielen Monate in der Abgeschiedenheit, das arktische Wetter, die Mußestunden auf engstem Raum, all das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Nervenkostüm dieser scheinbar so ruhigen Menschen. Das der Wachhund Jack spurlos verschwindet, wirkt wie ein böses Omen. Irgendwann werden die Vorräte knapp. Und dann, als Alexander einmal zum Zahnarzt muss, was eine Reise von zwei Wochen bedeutet, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Davon erfahren die Zuschauer*innen vor allem aus Muchas Erzählung, die mit nachdenklicher Ironie versetzt ist. Den Bewohnern selbst ist Schweigen offenbar zur zweiten Natur geworden.
Welche Folgen die Isolation und ein Mitbewohner haben kann, mit dem es Konflikte gibt, erzählte schon der grimmige Thriller "Der Leuchtturm" von Dave Eggers. Nun zeigt Muchas Film, dass die Realität von jenem fiktiven Horrorszenario nicht weit weg sein muss. Die Meteorologen und ihr Nachbar wirken wie gestrandet inmitten des weißen Nichts, die Funkversuche nach draußen zur Basis in der Zivilisation bleiben oft erfolglos. Die Technik wirkt altertümlich. Im verlassenen Haus der früheren Station finden die Meteorologen noch jahrzehntealte Wetteraufzeichnungen und das Logbuch von Wassilis Mutter, die einst hier arbeitete. Vor der Kamera fährt niemand aus der Haut, aber der Lauf der Dinge beweist, dass das Ausharrenwollen an diesem erbarmungslosen Ort seinen Preis hat. Die existenziellen Dramen dieses atmosphärisch dichten Films ziehen einen unweigerlich in ihren Bann.
Fazit: Schon früh bahnen sich unter der nüchternen, ruhigen Oberfläche dieses Dokumentarfilms menschliche Dramen an. Stanislaw Mucha beobachtet auf einer von der Zivilisation abgeschnittenen Wetterstation in der russischen Arktis drei Meteorologen, die auf engstem Raum wohnen und arbeiten, sowie ihren allein lebenden Nachbarn. Schweigsam und hart im Nehmen trotzen diese Menschen dem eisigen Klima, den Entbehrungen und der aus Einsamkeit und Konflikten erwachsenden inneren Not. Der philosophisch-ironische Erzählkommentar des Autors begleitet sich zuspitzende Ereignisse, die zeigen, dass der Mensch in einer solchen Umgebung an seine Grenzen kommt.
Zunächst scheint alles seinen geregelten Gang zu laufen, Wetterbeobachtungen, Angeln, die Suche nach gefährlichen Eisbären, das Kochen in der engen Wohnstube. Je mehr man über die Vorgeschichte der Station und der jetzigen Bewohner erfährt, desto klarer scheint ein Drama vorprogrammiert. Die vielen Monate in der Abgeschiedenheit, das arktische Wetter, die Mußestunden auf engstem Raum, all das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Nervenkostüm dieser scheinbar so ruhigen Menschen. Das der Wachhund Jack spurlos verschwindet, wirkt wie ein böses Omen. Irgendwann werden die Vorräte knapp. Und dann, als Alexander einmal zum Zahnarzt muss, was eine Reise von zwei Wochen bedeutet, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Davon erfahren die Zuschauer*innen vor allem aus Muchas Erzählung, die mit nachdenklicher Ironie versetzt ist. Den Bewohnern selbst ist Schweigen offenbar zur zweiten Natur geworden.
Welche Folgen die Isolation und ein Mitbewohner haben kann, mit dem es Konflikte gibt, erzählte schon der grimmige Thriller "Der Leuchtturm" von Dave Eggers. Nun zeigt Muchas Film, dass die Realität von jenem fiktiven Horrorszenario nicht weit weg sein muss. Die Meteorologen und ihr Nachbar wirken wie gestrandet inmitten des weißen Nichts, die Funkversuche nach draußen zur Basis in der Zivilisation bleiben oft erfolglos. Die Technik wirkt altertümlich. Im verlassenen Haus der früheren Station finden die Meteorologen noch jahrzehntealte Wetteraufzeichnungen und das Logbuch von Wassilis Mutter, die einst hier arbeitete. Vor der Kamera fährt niemand aus der Haut, aber der Lauf der Dinge beweist, dass das Ausharrenwollen an diesem erbarmungslosen Ort seinen Preis hat. Die existenziellen Dramen dieses atmosphärisch dichten Films ziehen einen unweigerlich in ihren Bann.
Fazit: Schon früh bahnen sich unter der nüchternen, ruhigen Oberfläche dieses Dokumentarfilms menschliche Dramen an. Stanislaw Mucha beobachtet auf einer von der Zivilisation abgeschnittenen Wetterstation in der russischen Arktis drei Meteorologen, die auf engstem Raum wohnen und arbeiten, sowie ihren allein lebenden Nachbarn. Schweigsam und hart im Nehmen trotzen diese Menschen dem eisigen Klima, den Entbehrungen und der aus Einsamkeit und Konflikten erwachsenden inneren Not. Der philosophisch-ironische Erzählkommentar des Autors begleitet sich zuspitzende Ereignisse, die zeigen, dass der Mensch in einer solchen Umgebung an seine Grenzen kommt.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Wettermacher"
Land: DeutschlandJahr: 2021
Genre: Dokumentation
Länge: 92 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 18.08.2022
Regie: Stanislaw Mucha
Kamera: Marcus Winterbauer
Verleih: W-Film
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