Der Mann, der die Welt ass (2021)
The Man Who Ate the World
Tragikomödie: Ein Mann gerät in eine Existenzkrise, als er sich um seinen Vater kümmern muss.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 5 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Ein namenloser Mann um die 40 (Johannes Suhm) hat gerade seine Festanstellung gekündigt, um sich selbstständig zu machen. Um durchzustarten, muss er sich jedoch erst einmal Geld leihen – das ihm niemand geben will. Er lebt getrennt von seiner Frau Lisa (Maja Schöne) und den gemeinsamen Kindern und hat seit Monaten keinen Unterhalt mehr gezahlt. Seinen jüngeren Bruder Philipp (Max Mauff) versucht er auf Distanz zu halten. Als er seinen an Demenz erkrankten Vater (Hannes Hellmann) bei sich aufnimmt, gerät sein Leben endgültig außer Kontrolle.
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Filmkritik
"Der Mann, der die Welt aß" ist eine Leinwand-Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Nis-Momme Stockmann. Der 1977 geborene Schauspieler Johannes Suhm hat die namenlose Titelrolle bereits auf der Bühne verkörpert – und überträgt das dialoggetriebene Geschehen nun gemeinsam mit seiner Co-Regisseurin Lena Lessing auf das Medium Film.
Schon die Auftaktsequenz ist dabei sehr gelungen: Während der Protagonist durch ein betont glanzloses Berlin hastet, führt er eine Reihe nerviger Telefonate. Schnell ahnen wir als Zuschauende, dass dieser Mann, den wir da begleiten, kein Sympathieträger ist und dass es ihm sein Umfeld nicht gerade leicht macht. Der Vater ist offenbar krank, meidet aber den Arztbesuch – und der jüngere Bruder scheint keinerlei Verantwortung übernehmen zu wollen. Dass wir trotz dieser unangenehmen Ausgangslage dranbleiben, liegt zum einen an der mutigen Rauheit, die sowohl in den heftigen Wortwechseln als auch in den Bildern des Kameramanns Tobias Kaufmann zum Ausdruck kommt – und zum anderen an der uneitlen Darstellung von Suhm. Die Umsetzung lässt an die Low- oder No-Budget-Produktionen der Mumblecore-Bewegung (etwa an die Werke von Andrew Bujalski und der Duplass-Brüder) denken, findet aber ihren ganz eigenen Stil, beispielsweise durch die experimentelle Musik von Dis Fig oder durch einige assoziativ anmutende Passagen.
Der Film erzählt von einer existenziellen Krise – vom (hoffnungslosen) Wunsch nach Freiheit, der sich auf beruflicher Ebene als gefährliche Illusion und auf privater Ebene als purer Egoismus entpuppt. Der Anti-Held will sich von seiner (Ex-)Frau und seinen Kindern lösen, will andere ausnutzen – und sieht sich zugleich mit seinem demenzkranken Vater konfrontiert, der nicht länger für sich selbst sorgen kann (und von Hannes Hellmann wirklich großartig gespielt wird). Das Ganze bleibt bewusst skizzenhaft, ist keine psychologische Studie – aber ein überraschendes Stück Indie-Kino, das uns schonungslos am Scheitern eines Mannes teilhaben lässt.
Fazit: Unabhängiges deutsches Kino voller Wucht und Verve über Freiheitsdrang, Verantwortungslosigkeit und Kontrollverlust, hingebungsvoll interpretiert von Johannes Suhm.
Schon die Auftaktsequenz ist dabei sehr gelungen: Während der Protagonist durch ein betont glanzloses Berlin hastet, führt er eine Reihe nerviger Telefonate. Schnell ahnen wir als Zuschauende, dass dieser Mann, den wir da begleiten, kein Sympathieträger ist und dass es ihm sein Umfeld nicht gerade leicht macht. Der Vater ist offenbar krank, meidet aber den Arztbesuch – und der jüngere Bruder scheint keinerlei Verantwortung übernehmen zu wollen. Dass wir trotz dieser unangenehmen Ausgangslage dranbleiben, liegt zum einen an der mutigen Rauheit, die sowohl in den heftigen Wortwechseln als auch in den Bildern des Kameramanns Tobias Kaufmann zum Ausdruck kommt – und zum anderen an der uneitlen Darstellung von Suhm. Die Umsetzung lässt an die Low- oder No-Budget-Produktionen der Mumblecore-Bewegung (etwa an die Werke von Andrew Bujalski und der Duplass-Brüder) denken, findet aber ihren ganz eigenen Stil, beispielsweise durch die experimentelle Musik von Dis Fig oder durch einige assoziativ anmutende Passagen.
Der Film erzählt von einer existenziellen Krise – vom (hoffnungslosen) Wunsch nach Freiheit, der sich auf beruflicher Ebene als gefährliche Illusion und auf privater Ebene als purer Egoismus entpuppt. Der Anti-Held will sich von seiner (Ex-)Frau und seinen Kindern lösen, will andere ausnutzen – und sieht sich zugleich mit seinem demenzkranken Vater konfrontiert, der nicht länger für sich selbst sorgen kann (und von Hannes Hellmann wirklich großartig gespielt wird). Das Ganze bleibt bewusst skizzenhaft, ist keine psychologische Studie – aber ein überraschendes Stück Indie-Kino, das uns schonungslos am Scheitern eines Mannes teilhaben lässt.
Fazit: Unabhängiges deutsches Kino voller Wucht und Verve über Freiheitsdrang, Verantwortungslosigkeit und Kontrollverlust, hingebungsvoll interpretiert von Johannes Suhm.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Der Mann, der die Welt ass"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Der Mann, der die Welt aß
Jahr: 2021
Genre: Drama
Originaltitel: The Man Who Ate the World
Länge: 80 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 28.04.2022
Regie: Johannes Suhm, Lena Lessing
Darsteller: Johannes Suhm, Hannes Hellmann, Maja Schöne, Max Mauff, Juta Vanaga
Verleih: Barrierifilm