W. - was von der Lüge bleibt (2021)
W. What remains of the lie
Dokumentarfilm: Ein angeblich autobiografisches Buch über eine Kindheit in einem Konzentrationslager wird als Fälschung entlarvt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Im Jahre 1995 veröffentlicht der Berufsmusiker Bruno Wilkomirski unter dem Namen Binjamin Wilkomirski das Buch "Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948" – nach eigener Aussage eine Autobiografie. Er beschreibt darin, wie er angeblich in einem jüdischen Viertel im lettischen Riga zur Welt kam, ehe er mit seinen älteren Brüdern nach Polen flüchten musste, als die deutschen Truppen die Stadt einnahmen. Er sei in zwei polnische Konzentrationslager gekommen, bevor er über Krakau nach Basel gelangt sei.
Wilkomirski wird für sein Buch mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ein paar Jahre später stellt sich jedoch heraus, dass die Schilderungen in "Bruchstücke" nicht der Wahrheit entsprechen. Der 1941 in Biel geborene Autor hat seine gesamte Kindheit in der Schweiz verbracht. Nachdem Wilkomirski zunächst auf der Richtigkeit seiner Erinnerungen beharrt, zieht er sich schließlich zurück.
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Filmkritik
In seinem Dokumentarfilm "W. – Was von der Lüge bleibt" widmet sich der 1957 geborene Regisseur Rolando Colla einem überaus komplexen Fall. Es geht um den Musiker Bruno Wilkomirski, der 1941 in Biel als Bruno Grosjean geboren wurde. Als uneheliches Kind wuchs er in einem Waisenhaus in Adelboden auf, ehe er später von dem wohlhabenden Paar Dössekker aus Zürich adoptiert wurde. Unter dem Namen Binjamin Wilkomirski veröffentlichte er das Buch "Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939-1948", das er als autobiografische Schilderung einer Kindheit in polnischen Konzentrationslagern ausgab – eine Lüge, die schließlich durch den Schweizer Journalisten Daniel Ganzfried aufgedeckt wurde.
"Ich wollte den Menschen verstehen, an seine Geschichte und seine Persönlichkeit herankommen", sagt der Regisseur bezüglich seiner Motivation. Und genau dies gelingt Colla in "W. – Was von der Lüge bleibt" auch. Die Akribie der Recherche ist dem Werk ebenso anzumerken wie die Empathie des Machers. So schafft es Colla, dass sich der viele Jahre in völliger Zurückgezogenheit lebende Wilkomirski vor der Kamera zu seinem Handeln äußert. Bereits im Jahre 2012 begann das Projekt; am Ende hatte Colla 200 Stunden Material, bestehend aus Interviews und Archivaufnahmen.
Ein Gewinn sind zudem die animierten Schwarz-Weiß-Illustrationen des Schweizer Comiczeichners Thomas Ott, die Wilkomirskis (verzerrte) Schilderungen in Bilder fassen. Der Film ist in mehrere Abschnitte unterteilt und liefert einen nachvollziehbaren, facettenreichen Einblick in die Geschehnisse.
Fazit: Ein beeindruckender Dokumentarfilm, dem es nicht um Verurteilung oder um einfache Antworten geht, sondern der sich der Komplexität seiner Materie vollauf bewusst ist.
"Ich wollte den Menschen verstehen, an seine Geschichte und seine Persönlichkeit herankommen", sagt der Regisseur bezüglich seiner Motivation. Und genau dies gelingt Colla in "W. – Was von der Lüge bleibt" auch. Die Akribie der Recherche ist dem Werk ebenso anzumerken wie die Empathie des Machers. So schafft es Colla, dass sich der viele Jahre in völliger Zurückgezogenheit lebende Wilkomirski vor der Kamera zu seinem Handeln äußert. Bereits im Jahre 2012 begann das Projekt; am Ende hatte Colla 200 Stunden Material, bestehend aus Interviews und Archivaufnahmen.
Ein Gewinn sind zudem die animierten Schwarz-Weiß-Illustrationen des Schweizer Comiczeichners Thomas Ott, die Wilkomirskis (verzerrte) Schilderungen in Bilder fassen. Der Film ist in mehrere Abschnitte unterteilt und liefert einen nachvollziehbaren, facettenreichen Einblick in die Geschehnisse.
Fazit: Ein beeindruckender Dokumentarfilm, dem es nicht um Verurteilung oder um einfache Antworten geht, sondern der sich der Komplexität seiner Materie vollauf bewusst ist.
Andreas Köhnemann
Besetzung & Crew von "W. - was von der Lüge bleibt"
Land: DeutschlandJahr: 2021
Genre: Dokumentation
Originaltitel: W. What remains of the lie
Länge: 111 Minuten
Kinostart: 18.11.2021
Regie: Rolando Colla
Darsteller: Bruno Wilkomirski
Verleih: Der Filmverleih GmbH