Drive My Car (2021)
Doraibu mai kâ
Japanische Verfilmung einer Erzählung von Haruki Murakami.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der Theaterschauspieler und Regisseur Yusuke Kafuku (Hidetoshi Nishijima) ist mit der Drehbuchautorin Oto (Reika Kirishima) verheiratet. Sie erzählt ihm beim Sex erfundene Geschichten, die beide anregen. Eines Tages kommt Yusuke unerwartet nach Hause und sieht seine Frau beim Sex mit dem jungen Schauspieler Koshi Takatsuki (Masaki Okada). Unbemerkt geht Yusuke aus dem Haus und erwähnt den Vorfall später nicht. Als er ein anderes Mal heimkommt, liegt seine Frau bewusstlos auf dem Boden. Sie stirbt an einem Hirnschlag.
Zwei Jahre später nimmt Yusuke eine Einladung des Theaterfestivals Hiroshima an, Tschechows Drama "Onkel Wanja", das ihm sehr vertraut ist, zu inszenieren. Unter den Schauspieler*innen, die sich bewerben, ist auch Takatsuki. Der Regisseur gibt ihm die Rolle des Onkels Wanja, die er schon selbst gespielt hat. Der unbeherrschte Takatsuki sucht wiederholt das Gespräch mit Yusuke, weil er mit den Proben nicht zurecht kommt. Auch über Oto sprechen die beiden Männer. Die wichtigste Person im täglichen Leben Yusukes wird nach und nach seine junge Fahrerin Misaki Watari (Toko Miura). Die stille, stets ernste Frau, die im Alter seiner verstorbenen Tochter ist, hört aufmerksam zu. Die beiden einsamen Menschen erzählen sich Dinge, die sie niemandem sonst anvertraut haben.
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Filmkritik
Der Spielfilm des japanischen Regisseurs Ryusuke Hamaguchi ("Wheel of Fortune and Fantasy") ist ein anspruchsvolles Drama über Liebe, Trauer, verletzte Gefühle und über die Beschäftigung mit Kunst. Das Drehbuch, das Hamaguchi und Oe Takamasa schrieben, wurde auf dem Filmfestival in Cannes 2021 ausgezeichnet. Es basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Haruki Murakami. Trotz seiner stolzen Länge von 179 Minuten ist der von Molltönen und Nachdenklichkeit erfüllte Film alles andere als langweilig. Japan schickt den Film ins Oscarrennen 2022.
Der Bühnenschauspieler und -regisseur Yusuke und seine Frau Oto führen dem Anschein nach eine glückliche Ehe, mit Sex und Geschichten, die sie als Drehbuchautorin erfindet und ihm erzählt. Nach und nach aber mehren sich Hinweise auf Risse und Brüche: Die einzige Tochter starb vor langer Zeit, Oto geht fremd. Yusuke sucht Zuflucht bei seinem heißgeliebten Stück "Onkel Wanja" von Anton Tschechow und übt einen Dialog beim Autofahren ein. Nach dem überraschenden Tod seiner Frau quält sich Yusuke mit Schuldgefühlen und dem Stachel der Eifersucht auf den jungen Schauspieler Takatsuki, der Oto ebenfalls sehr nahestand.
Ob Yusuke in der 23-jährigen Fahrerin Misaki eine Ersatztochter sieht, erfährt man nicht. Vielmehr sorgt die stoische Art, wie sich diese beiden Menschen im dienstlichen Umfeld umkreisen und mit spärlichen Worten annähern, für fesselnde Spannung. Auch Misaki hat familiäres Leid erfahren, das sie jemandem anvertrauen muss.
Obwohl es in vielen Dialogen um Theaterkunst, Schauspiel und um Literatur geht, kann der Regisseur den Stoff mit filmischen Mitteln zum Glänzen bringen. Yusuke fährt viel Auto – hier kann er ungestört sein, mit sich oder im vertrauten Gespräch. Der moderne Mensch lebt in dem Widerspruch, ständig auf Achse zu sein, um sich frei zu entfalten und irgendwo ankommen zu können. Japan zeigt entlang der großen Straßen das Gesicht eintönigen Fortschritts, mit gesichtslosen Wohnblocks und Industrieanlagen. Aber die Küste, die Nähe des Wassers verheißt Hoffnung und Erneuerung. Die Art, wie die Szenen geschnitten sind, erzeugt einen beiläufig wirkenden, verhaltenen Erzählfluss, der gerade in seiner vermeintlichen Unscheinbarkeit viel Suspense beinhaltet. Man wartet, dass die Personen aus sich herauskommen, zu neuer Selbsterkenntnis finden, und wird nicht enttäuscht.
Fazit: Das Drama des japanischen Regisseurs Ryusuke Hamaguchi, das auf der gleichnamigen Erzählung von Haruki Murakami basiert, bietet über die gesamte Länge von rund drei Stunden anspruchsvolle und spannende Filmkost. Im Mittelpunkt stehen mit einem Theaterschauspieler und -regisseur und seiner jungen Fahrerin zwei Menschen, die unbewältigtes privates Unglück mit sich herumschleppen. Die filmischen Dialoge kreisen um das Bedürfnis nach Selbsterkenntnis und um die Suche nach neuen Wegen in der Beschäftigung mit Kunst. Das Auto wird zum zentralen Aufenthaltsort für die Figuren, die auf ihrer inneren Reise einen geschützten Raum brauchen.
Der Bühnenschauspieler und -regisseur Yusuke und seine Frau Oto führen dem Anschein nach eine glückliche Ehe, mit Sex und Geschichten, die sie als Drehbuchautorin erfindet und ihm erzählt. Nach und nach aber mehren sich Hinweise auf Risse und Brüche: Die einzige Tochter starb vor langer Zeit, Oto geht fremd. Yusuke sucht Zuflucht bei seinem heißgeliebten Stück "Onkel Wanja" von Anton Tschechow und übt einen Dialog beim Autofahren ein. Nach dem überraschenden Tod seiner Frau quält sich Yusuke mit Schuldgefühlen und dem Stachel der Eifersucht auf den jungen Schauspieler Takatsuki, der Oto ebenfalls sehr nahestand.
Ob Yusuke in der 23-jährigen Fahrerin Misaki eine Ersatztochter sieht, erfährt man nicht. Vielmehr sorgt die stoische Art, wie sich diese beiden Menschen im dienstlichen Umfeld umkreisen und mit spärlichen Worten annähern, für fesselnde Spannung. Auch Misaki hat familiäres Leid erfahren, das sie jemandem anvertrauen muss.
Obwohl es in vielen Dialogen um Theaterkunst, Schauspiel und um Literatur geht, kann der Regisseur den Stoff mit filmischen Mitteln zum Glänzen bringen. Yusuke fährt viel Auto – hier kann er ungestört sein, mit sich oder im vertrauten Gespräch. Der moderne Mensch lebt in dem Widerspruch, ständig auf Achse zu sein, um sich frei zu entfalten und irgendwo ankommen zu können. Japan zeigt entlang der großen Straßen das Gesicht eintönigen Fortschritts, mit gesichtslosen Wohnblocks und Industrieanlagen. Aber die Küste, die Nähe des Wassers verheißt Hoffnung und Erneuerung. Die Art, wie die Szenen geschnitten sind, erzeugt einen beiläufig wirkenden, verhaltenen Erzählfluss, der gerade in seiner vermeintlichen Unscheinbarkeit viel Suspense beinhaltet. Man wartet, dass die Personen aus sich herauskommen, zu neuer Selbsterkenntnis finden, und wird nicht enttäuscht.
Fazit: Das Drama des japanischen Regisseurs Ryusuke Hamaguchi, das auf der gleichnamigen Erzählung von Haruki Murakami basiert, bietet über die gesamte Länge von rund drei Stunden anspruchsvolle und spannende Filmkost. Im Mittelpunkt stehen mit einem Theaterschauspieler und -regisseur und seiner jungen Fahrerin zwei Menschen, die unbewältigtes privates Unglück mit sich herumschleppen. Die filmischen Dialoge kreisen um das Bedürfnis nach Selbsterkenntnis und um die Suche nach neuen Wegen in der Beschäftigung mit Kunst. Das Auto wird zum zentralen Aufenthaltsort für die Figuren, die auf ihrer inneren Reise einen geschützten Raum brauchen.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Drive My Car"
Land: JapanJahr: 2021
Genre: Drama
Originaltitel: Doraibu mai kâ
Länge: 179 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 23.12.2021
Regie: Ryûsuke Hamaguchi
Darsteller: Hidetoshi Nishijima als Y?suke Kafuku, Tôko Miura als Misaki Watari, Reika Kirishima als Oto, Kafuku's Wife, Yoo-rim Park als Lee Yoon-a (as Paku Yurimu), Dae-Young Jin als Kon Yoon-su (as Jin Deyon)
Kamera: Hidetoshi Shinomiya
Verleih: Rapid Eye Movies