An Impossible Project (2021)
Dokumentarfilm über Florian ‚Doc‘ Kaps, der die analoge Sofortbildtechnik vor dem Verschwinden bewahrte.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Im Jahr 2008, als das erste iPhone auf den Markt kam, stand die letzte Polaroid-Fabrik der Welt vor der Schließung. Für die Sofortbildkameras und ihr analoges Filmmaterial schien es keine Zukunft mehr zu geben. Der österreichische Wissenschaftler Florian Kaps, der auch den Spitznamen Doc trug, hatte seine neue Leidenschaft entdeckt: die Rettung analoger Technik und ihrer Gegenstände. Er beschloss, die Polaroid-Fabrik im holländischen Enschede mit der Hilfe von Freunden und Unterstützern zu kaufen und mit der Belegschaft weiter zu betreiben. Das Unternehmen, das den Namen Polaroid nicht verwenden durfte, nannte er "The Impossible Project".
Die Herstellung von Filmen für die Vintage-Kameras aber war ernsthaft behindert, denn die Formel für die chemische Zusammensetzung war verloren gegangen. Jahrelang war es nicht möglich, funktionierendes Entwicklungsmaterial herzustellen. Doc holte neue, junge Mitarbeiter und auch Investoren an Bord, die die Firma auf solide Beine stellen wollten, mit guten Produkten und auch einer neuen Kamera. Weil sich die Verluste häuften, wurde Doc aus der Firma gedrängt. Er widmet sich seither neuen Projekten rund um die Faszination des Analogen. Aus der Fabrik in Enschede ist unter neuen Eigentümern wieder "Polaroid" geworden, das sich langsam zum erfolgreichen Unternehmen gemausert hat.
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Filmkritik
Fotos, Musik, Lesen und Schreiben, sozialer Austausch: In der Gegenwart ist so viel, womit sich die Menschen beschäftigen, digitalisiert. Zugleich aber wird immer mehr Leuten bewusst, dass sie Dinge be-greifen, nämlich in der Hand halten und wieder unmittelbarer wertschätzen wollen. Manche verschreiben sich "Digital Detox" und schalten ihr Handy ab, Vintageprodukte sind begehrt, die Nachfrage gerade junger Menschen nach Vinylschallplatten steigt. Der Dokumentarfilm von Jens Meurer ("Public Enemy") befasst sich mit der Sehnsucht nach dem Analogen. Im Zentrum seiner unterhaltsamen Erkundung steht der österreichische Idealist Florian Kaps, dem solides unternehmerisches Denken eher fremd ist. Obwohl andere die Polaroid-Sofortbildtechnik zu neuem wirtschaftlichen Erfolg geführt haben, ist es ihm zu verdanken, dass sie 2008 nicht für immer in der Versenkung verschwand.
Der unterhaltsame, humorvolle Film gliedert sich in mehrere Abschnitte. Zunächst geht es um das eigentliche "Impossible Project", den Weiterbetrieb der letzten Polaroidfilm-Fabrik in Enschede unter neuem Namen und der Regie von Florian Kaps. Dass sich die Fotos mangels Formel nicht schnell genug entwickeln und die Chemikalien die Aufnahmen farblich verfremden oder gar verschwinden lassen, stört Kaps nicht. Nach der Trennung von der Firma verfolgt der Film abwechselnd, wie es dem Unternehmen geht und womit sich Kaps inzwischen beschäftigt. Diesem Mann gelingt es paradoxerweise immer wieder, Investoren aus der digitalen Welt für seine vielen Ideen zu begeistern. Um ein seit Jahrzehnten leer stehendes Grand Hotel in Österreich aus dem Dornröschenschlaf zu holen, reist er zu Gesprächen ins amerikanische Silicon Valley.
Passend zum Inhalt hat Meurer seinen Film analog gedreht. Zu den vielen Personen, die er außer Kaps für Statements vor die Kamera holt, gehört auch der Inhaber eines alten Papeterie- und Druckereigeschäfts in Mailand. Er sagt, dass manche Kunden nur in den Laden kommen, weil sie Materialien wie Tinte oder Holz riechen wollen. Das Echte, Unmittelbare findet auch Eingang in die Filmmusik: Die nostalgisch anmutenden Lieder des Soundtracks wurden für den Film live gespielt und als Direktschnitt auf Platte aufgenommen. Analoge Techniken und Geräte in einer Zeit zu bewahren, die auch ohne sie auskommt, mag weltfremd erscheinen, wirkt aber auch der drohenden kulturellen Verarmung im digitalisierten Alltag entgegen.
Fazit: Hat es Sinn, analoge Geräte und Techniken, die der digitale Fortschritt abgehängt hat, vor dem Verschwinden zu bewahren? Der Versuch eines mutigen Nostalgikers, die letzte Polaroid-Fabrik zu retten und weiterzuführen, steuert jahrelang auf das Scheitern zu, aber mittlerweile hat sich das Produkt eine neue Marktnische erobert. Der Dokumentarfilm von Jens Meurer widmet sich gewitzt und unterhaltsam der wachsenden Sehnsucht nach dem Analogen. Mit seinen leidenschaftlichen Protagonisten beweist er, dass sich auch scheinbar unrentable Visionen lohnen können.
Der unterhaltsame, humorvolle Film gliedert sich in mehrere Abschnitte. Zunächst geht es um das eigentliche "Impossible Project", den Weiterbetrieb der letzten Polaroidfilm-Fabrik in Enschede unter neuem Namen und der Regie von Florian Kaps. Dass sich die Fotos mangels Formel nicht schnell genug entwickeln und die Chemikalien die Aufnahmen farblich verfremden oder gar verschwinden lassen, stört Kaps nicht. Nach der Trennung von der Firma verfolgt der Film abwechselnd, wie es dem Unternehmen geht und womit sich Kaps inzwischen beschäftigt. Diesem Mann gelingt es paradoxerweise immer wieder, Investoren aus der digitalen Welt für seine vielen Ideen zu begeistern. Um ein seit Jahrzehnten leer stehendes Grand Hotel in Österreich aus dem Dornröschenschlaf zu holen, reist er zu Gesprächen ins amerikanische Silicon Valley.
Passend zum Inhalt hat Meurer seinen Film analog gedreht. Zu den vielen Personen, die er außer Kaps für Statements vor die Kamera holt, gehört auch der Inhaber eines alten Papeterie- und Druckereigeschäfts in Mailand. Er sagt, dass manche Kunden nur in den Laden kommen, weil sie Materialien wie Tinte oder Holz riechen wollen. Das Echte, Unmittelbare findet auch Eingang in die Filmmusik: Die nostalgisch anmutenden Lieder des Soundtracks wurden für den Film live gespielt und als Direktschnitt auf Platte aufgenommen. Analoge Techniken und Geräte in einer Zeit zu bewahren, die auch ohne sie auskommt, mag weltfremd erscheinen, wirkt aber auch der drohenden kulturellen Verarmung im digitalisierten Alltag entgegen.
Fazit: Hat es Sinn, analoge Geräte und Techniken, die der digitale Fortschritt abgehängt hat, vor dem Verschwinden zu bewahren? Der Versuch eines mutigen Nostalgikers, die letzte Polaroid-Fabrik zu retten und weiterzuführen, steuert jahrelang auf das Scheitern zu, aber mittlerweile hat sich das Produkt eine neue Marktnische erobert. Der Dokumentarfilm von Jens Meurer widmet sich gewitzt und unterhaltsam der wachsenden Sehnsucht nach dem Analogen. Mit seinen leidenschaftlichen Protagonisten beweist er, dass sich auch scheinbar unrentable Visionen lohnen können.
Bianka Piringer
TrailerAlle "An Impossible Project"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "An Impossible Project"
Land: Deutschland, Österreich, GroßbritannienJahr: 2021
Genre: Dokumentation
Länge: 99 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 20.01.2022
Regie: Jens Meurer
Darsteller: David Bohnett, Scott Boms, Chris Bonanos, Christopher Bonanos, Ilona Cerowska
Kamera: Bernd Fischer, Torsten Lippstock, Goran Pavicevic
Verleih: Weltkino Filmverleih