Heil dich doch selbst (2021)
Go Heal Yourself
Persönliche Reise: deutscher Dokumentarfilm, in dem sich die Regisseurin auf die Suche nach alternativen Behandlungsmethoden für ihre Krankheit begibt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 6 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Yasmin C. Rams leidet seit ihrem achten Lebensjahr an Epilepsie. Sie hat die Krankheit mit Medikamenten unter Kontrolle, hadert jedoch mit den vielen potenziellen Nebenwirkungen. Als dann auch noch ihr Vater an Parkinson erkrankt, macht sie sich auf die Suche nach alternativen Methoden, um ihre Epilepsie und den Parkinson ihres Vaters zu heilen.
In den USA, wo Rams wohnt, in England und in Kolumbien trifft sie persönliche Bekannte und weitere Menschen, die mit einer Umstellung ihrer Ernährung und verschiedenen Methoden wie Ayurveda, Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM), Kräutern und Säften, medizinischem Marihuahan und Ayahuasca erfolgreich Krankheiten von Parkinson über Multiple Sklerose bis hin zu Krebs in den Griff bekommen beziehungsweise besiegt haben. Dazwischen besucht sie wiederholt ihren Vater und versucht, ihn von einer alternativen Behandlungsmethode zu überzeugen.
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Filmkritik
Trotz allen Fortschritts sind viele Krankheiten bis heute unheilbar. Auch die Schulmedizin bietet keine Lösung, mildert allenfalls Symptome oder verlangsamt Prozesse, was nicht selten mit starken Nebenwirkungen verbunden ist. Der Wunsch nach alternativen Behandlungsmethoden ist nachvollziehbar – bei allen in diesem Film porträtierten Protagonisten wie bei der Regisseurin selbst. Yasmin C. Rams nimmt ihr Publikum an der Hand und mit auf eine sehr persönliche Reise. Das ist die große Stärke, aber auch die größte Schwäche ihres Films.
Rams und ihr Kampf gegen Epilepsie bilden den erzählerischen roten Faden, an dem sie lauter kleine Erfolgsgeschichten alternativer Selbstbehandlung aufhängt. Zudem dient sie ihrem Film als Erzählerin und lässt ihr Publikum an ihren Gedanken und ihrer Entscheidungsfindung teilhaben. Rams wirft sich recht naiv in die Aufgabe. Auch das bildet sie ungeschminkt ab. Ein Lernprozess und eine (selbst-)kritische Reflexion setzen erst später ein. Quacksalbern geht sie aber nie auf den Leim. Auch all ihre Rückschläge finden Eingang in den Film, und am Ende gibt es keine Wunderheilung.
Und dennoch ist ihr Film problematisch. Da ist zum einen die auffällige Abwesenheit von Stimmen aus der Schulmedizin. Bis auf einen Arzt, der die gängige Ausbildung und Praxis kritisiert, kommt niemand zu Wort. Auch mögliche Nebenwirkungen durch alternative Behandlungsmethoden klammert der Film vollkommen aus. (Den psychedelisch wirkenden Pflanzensud Ayahuasca, den Rams während einer Zeremonie im Urwald nimmt, sollte man beispielsweise nicht mit Antidepressiva kombinieren.) Darauf hinzuweisen, dass nicht jedes medizinische Problem mit einer vom Arzt verschriebenen Pille gelöst werden kann und wie viele Erkrankungen sich bereits durch eine gesunde Ernährung vermeiden lassen, dürfte hingegen einigen Zusehenden die Augen öffnen.
Was der Film allerdings dringend nötig gehabt hätte, ist eine (schulmedizinische) Einschätzung und Einordnung all der vorgestellten Erfolgsgeschichten. Sind sie die Regel oder lediglich die Ausnahme? Wie viel schneller verläuft eine Krankheit, wenn man auf Schulmedizin verzichtet, die alternative Behandlung aber nicht wirkt? Und sind eine Genesung von einem Schlaganfall durch Selbsthypnose oder die Heilung von Krebs und eines Hirntumors durch Saftkuren, wie im Film vorgestellt, überhaupt möglich? Die Protagonisten sagen Ja, aber sagen sie auch die Wahrheit? Hier nimmt Rams deren Wort für bare Münze, was Menschen, die sich nach Alternativen zur Schulmedizin sehnen, womöglich falsche Hoffnungen macht.
Fazit: Die Filmemacherin Yasmin C. Rams nimmt ihr Publikum in ihrem Dokumentarfilm mit auf eine sehr persönliche Reise. Entlang des Weges verschweigt sie all ihre Rückschläge nicht und präsentiert am Ende keine Wunderheilung. Diese (selbst-)kritische und reflektierte Herangehensweise lässt sie bei den im Film vorgestellten Protagonisten allerdings vermissen, was womöglich falsche Hoffnungen weckt.
Rams und ihr Kampf gegen Epilepsie bilden den erzählerischen roten Faden, an dem sie lauter kleine Erfolgsgeschichten alternativer Selbstbehandlung aufhängt. Zudem dient sie ihrem Film als Erzählerin und lässt ihr Publikum an ihren Gedanken und ihrer Entscheidungsfindung teilhaben. Rams wirft sich recht naiv in die Aufgabe. Auch das bildet sie ungeschminkt ab. Ein Lernprozess und eine (selbst-)kritische Reflexion setzen erst später ein. Quacksalbern geht sie aber nie auf den Leim. Auch all ihre Rückschläge finden Eingang in den Film, und am Ende gibt es keine Wunderheilung.
Und dennoch ist ihr Film problematisch. Da ist zum einen die auffällige Abwesenheit von Stimmen aus der Schulmedizin. Bis auf einen Arzt, der die gängige Ausbildung und Praxis kritisiert, kommt niemand zu Wort. Auch mögliche Nebenwirkungen durch alternative Behandlungsmethoden klammert der Film vollkommen aus. (Den psychedelisch wirkenden Pflanzensud Ayahuasca, den Rams während einer Zeremonie im Urwald nimmt, sollte man beispielsweise nicht mit Antidepressiva kombinieren.) Darauf hinzuweisen, dass nicht jedes medizinische Problem mit einer vom Arzt verschriebenen Pille gelöst werden kann und wie viele Erkrankungen sich bereits durch eine gesunde Ernährung vermeiden lassen, dürfte hingegen einigen Zusehenden die Augen öffnen.
Was der Film allerdings dringend nötig gehabt hätte, ist eine (schulmedizinische) Einschätzung und Einordnung all der vorgestellten Erfolgsgeschichten. Sind sie die Regel oder lediglich die Ausnahme? Wie viel schneller verläuft eine Krankheit, wenn man auf Schulmedizin verzichtet, die alternative Behandlung aber nicht wirkt? Und sind eine Genesung von einem Schlaganfall durch Selbsthypnose oder die Heilung von Krebs und eines Hirntumors durch Saftkuren, wie im Film vorgestellt, überhaupt möglich? Die Protagonisten sagen Ja, aber sagen sie auch die Wahrheit? Hier nimmt Rams deren Wort für bare Münze, was Menschen, die sich nach Alternativen zur Schulmedizin sehnen, womöglich falsche Hoffnungen macht.
Fazit: Die Filmemacherin Yasmin C. Rams nimmt ihr Publikum in ihrem Dokumentarfilm mit auf eine sehr persönliche Reise. Entlang des Weges verschweigt sie all ihre Rückschläge nicht und präsentiert am Ende keine Wunderheilung. Diese (selbst-)kritische und reflektierte Herangehensweise lässt sie bei den im Film vorgestellten Protagonisten allerdings vermissen, was womöglich falsche Hoffnungen weckt.
Falk Straub
FBW-Bewertung zu "Heil dich doch selbst"Jurybegründung anzeigen
Die seit ihrer Kindheit an Epilepsie leidende Regisseurin Yasmin C. Rams trifft eine drastische Entscheidung: Sie will die Medikamente, die ihre Leber schädigen, absetzen und nach alternativen Heilmitteln suchen. Sie tut dies gegen den Willen ihres [...mehr]TrailerAlle "Heil dich doch selbst"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Heil dich doch selbst"
Land: DeutschlandJahr: 2021
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Go Heal Yourself
Länge: 105 Minuten
Kinostart: 21.04.2022
Regie: Yasmin C. Rams
Darsteller: Hillary Rubin, Miguel Cárdenas, Howard Shifke, Helmut Rams, Rick Newton
Kamera: Vita Spieß
Verleih: mindjazz pictures