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FBW-Bewertung: Die Täuschung (2021)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: In DIE TÄUSCHUNG wird die wahre Geschichte einer britischen Geheimdienstaktion erzählt, die so verwickelt und unwahrscheinlich ist, dass kein Autor sich trauen würde, sie so zu erzählen. Doch überprüft man einige der hier fiktionalisierten Geschehnisse, so stellen sie sich als historische Tatsachen heraus. Sachlich und mit erstaunlich wenig patriotischen Pathos wird hier die ?Operation Mincemeat? im Stil eines historischen Dramas durchgespielt, und dies mit der Souveränität und Sorgsamkeit, die auf der großen Tradition des historischen Films im britischen Kino fußt. Dazu gehört eine penible Recherche, auf der basierend dann ein dramaturgisch klug durchdachtes Drehbuch geschrieben wurde. In diesem bleibt bei aller Finesse der Täuschung immer der Blick auf die vielen menschlichen Dramen gerichtet, die in den Sog der kriegsentscheidenden Operation gerissen werden. Die beiden Geheimdienstler Ewen Montagu und Charles Cholmondeley sind zwar die Protagonisten des Films, und ihr Verhältnis zueinander wird dramatisch sehr effektiv durch eine (erfundene?) romantische Dreiecksgeschichte kompliziert. Aber es gibt auch viele andere Charaktere, durch die etwa das moralische Dilemma der Geheimdienstarbeit verdeutlicht oder die Rolle des deutschen Geheimdienstes in Frage gestellt wird. DIE TÄUSCHUNG ist ein Film, der die volle Aufmerksamkeit des Publikums einfordert, denn ohne diese ist es unmöglich, den vielen Finten, die in der Geschichte geschlagen werden, zu folgen. Dennoch entsteht nie der Eindruck, hier wolle die Drehbuchautorin Michelle Ashford (wie gerade in Geheimdienstthrillern üblich) besonders schlau sein. Stattdessen hat sie die hochkomplizierte Geschichte so klar und kompakt strukturiert, dass die Zuschauer trotz allem immer die Übersicht behalten können. Nebenbei hat Ashford dann auch noch die wunderbare Idee, ganz nebenbei einen subalternen Geheimdienstler vorzustellen, der durch die Operation inspiriert beginnt, einen Spionageroman zu schreiben. Kenner werden in ihm unschwer den Erfinder von James Bond, Ian Fleming, erkennen können. Im Laufe des Films wird immer deutlicher, dass drei Faktoren für das Gelingen der Aktion elementar waren: Strategie, Instinkt und Glück. Sie bilden das Fundament dieser Erzählung. Weil das britische Kino eine große Tradition von historischen Filmen hat, gibt es dort auch einen großen Pool an schauspielerischen Talenten, aus dem John Madden sich mit einem guten Gespür für die passende Besetzung bedienen konnte. Und dass Gewerke wie Ausstattung, Kamera, Musik, Licht und Montage hier auf international höchstem Niveau geliefert haben, ist fast schon eine Selbstverständlichkeit. So ist DIE TÄUSCHUNG viel mehr als eine interessante Geschichtslektion geworden. Dies ist ein auf allen Ebenen stimmiger, extrem unterhaltsamer und spannender Kinofilm.



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