Wo in Paris die Sonne aufgeht (2021)
Paris, 13th District
Französisches Drama über junge Menschen, die in der Großstadt Fuß fassen wollen und sich nach Beziehungen sehnen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Im 13. Arrondissement von Paris sucht der Lehrer Camille (Makita Samba) ein Zimmer zur Untermiete. Er zieht in der Blockwohnung von Émilie (Lucie Zhang) ein, die ein Studium absolviert hat, aber in einem Callcenter jobbt. Dann wird ihr gekündigt. Mit Émilie hat Camille fast jeden Tag Sex, doch dann merkt er, dass sie sich an ihn bindet, geht auf Distanz und zieht schließlich wieder aus.
Nora (Noémie Merlant) ist aus Bordeaux nach Paris gezogen. Sie hat mit Anfang 30 ihr Jurastudium wieder aufgenommen. Als sie mit einer blonden Perücke auf eine Studentenparty geht, wird sie mit dem Internet-Pornostar Amber Sweet (Jehnny Beth) verwechselt. Fortan erhält sie pausenlos obszöne Nachrichten und auch im Hörsaal wird das Gespött unerträglich.
Einige Wochen später arbeitet Émilie als Bedienung in einem asiatischen Restaurant. Mit Camille trifft sie sich manchmal. Sie tauschen sich wie Vertraute aus. Er arbeitet jetzt in einer Immobilienagentur und stellt Nora als Mitarbeiterin an. Nora sagt ihm, dass sie keinen Sex mit ihm will, aber nach einer Weile ändert sie ihre Meinung. Camille bemüht sich sehr um sie, aber Nora macht immer wieder einen Rückzieher. Zuhause nimmt sie im Internet Kontakt mit Amber Sweet auf. Émilie sucht sich Sexpartner auf einer Dating-App, was Camille nicht gut findet.
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Filmkritik
Der französische Regisseur Jacques Audiard ("The Sisters Brothers") hat ein sehr authentisch wirkendes Drama über junge Menschen in der Großstadt inszeniert. Sie wollen im Beruf, im Leben Fuß fassen und hangeln sich doch oft nur von einem schwierigen Provisorium zum nächsten. Ihre Sehnsucht nach Beziehung und Nähe will nicht so recht zu ihrem von Veränderung geprägten Lebenswandel passen. Der bis auf eine Szene in Schwarz-Weiß gedrehte Film schildert auf spannende Weise, wie junge Erwachsene mit der Ungewissheit und der Vereinzelung umgehen in einer Zeit, in der es keine vorgezeichneten Wege gibt. Das Drehbuch von Audiard, Léa Mysius und Céline Sciamma ("Porträt einer jungen Frau in Flammen") basiert auf Kurzgeschichten von Adrian Tomine.
Für die Generation von Émilie und Camille gehört Sex zum Kennenlernen und kommt zeitlich oft nicht nach, sondern vor den Gesprächen, in denen man von sich erzählt. Sex bedeutet Nähe, die weiter zu nichts verpflichtet. Die Schwierigkeiten fangen für Émilie, Camille und auch für die aus einer ausbeuterischen Beziehung geflohene Nora an, sobald Gefühle und Erwartungen ins Spiel kommen. Alle diese jungen Menschen müssen im Alltag funktionieren und ihre Nöte in den Griff bekommen. Es ist verblüffend, aber auch tröstlich, wie sie nach gescheiterten Gehversuchen neue Wege einschlagen.
Die Charaktere, die sich nach Beziehungen sehnen, stehen zum Teil in einem holprigen Kontakt mit ihren Herkunftsfamilien. Camille hat die Trauer um seine verstorbene Mutter ganz in den Hintergrund geschoben, den Vater und die jüngere Schwester stößt er mit seiner Ichbezogenheit schon mal vor den Kopf. Émilie fühlt sich genervt von den Anrufen ihrer Mutter und schafft es nur einmal, die demente Großmutter in einem Pariser Heim zu besuchen. Familie ist in diesem Abnabelungsprozess oft etwas Lästiges, aber Camille und Émilie spüren dennoch ihren Wert.
Das Hin und Her zwischen den Charakteren unterschiedlicher ethnischer Herkunft wirkt unterhaltsam und schürt die Neugier. Audiard verwendet auflockernde Stilmittel wie Splitscreen oder eine in Zeitlupe gedrehte, märchenhafte Szene, in der Émilie nach einem schnellen Sexdate tänzelnd zur Arbeit ins Restaurant zurückkehrt. Die filmische Atmosphäre kann kühl und nüchtern, dann wieder wohltuend entspannt sein. Man fühlt sich mittendrin im Geschehen, an der Seite dieser Menschen, die sich im Hier und Jetzt allmählich freischwimmen.
Fazit: Der französische Regisseur Jacques Audiard schildert in diesem Drama sehr authentisch, wie junge Erwachsene in Paris versuchen, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Wechselnde Jobs, Einsamkeit, Scheitern und Neuanfang gehören zum Alltag der Charaktere, deren Wege sich kreuzen. Obwohl die Suche nach Beziehung und Liebe von zentraler Bedeutung ist, geht der Film sparsam mit der Romantik um. In die Atmosphäre, die von mal kühl, mal unbeschwert wirkender Zurückhaltung geprägt und dennoch mit Spannung aufgeladen ist, fügt sich das Schwarz-Weiß der Aufnahmen wie von selbst ein.
Für die Generation von Émilie und Camille gehört Sex zum Kennenlernen und kommt zeitlich oft nicht nach, sondern vor den Gesprächen, in denen man von sich erzählt. Sex bedeutet Nähe, die weiter zu nichts verpflichtet. Die Schwierigkeiten fangen für Émilie, Camille und auch für die aus einer ausbeuterischen Beziehung geflohene Nora an, sobald Gefühle und Erwartungen ins Spiel kommen. Alle diese jungen Menschen müssen im Alltag funktionieren und ihre Nöte in den Griff bekommen. Es ist verblüffend, aber auch tröstlich, wie sie nach gescheiterten Gehversuchen neue Wege einschlagen.
Die Charaktere, die sich nach Beziehungen sehnen, stehen zum Teil in einem holprigen Kontakt mit ihren Herkunftsfamilien. Camille hat die Trauer um seine verstorbene Mutter ganz in den Hintergrund geschoben, den Vater und die jüngere Schwester stößt er mit seiner Ichbezogenheit schon mal vor den Kopf. Émilie fühlt sich genervt von den Anrufen ihrer Mutter und schafft es nur einmal, die demente Großmutter in einem Pariser Heim zu besuchen. Familie ist in diesem Abnabelungsprozess oft etwas Lästiges, aber Camille und Émilie spüren dennoch ihren Wert.
Das Hin und Her zwischen den Charakteren unterschiedlicher ethnischer Herkunft wirkt unterhaltsam und schürt die Neugier. Audiard verwendet auflockernde Stilmittel wie Splitscreen oder eine in Zeitlupe gedrehte, märchenhafte Szene, in der Émilie nach einem schnellen Sexdate tänzelnd zur Arbeit ins Restaurant zurückkehrt. Die filmische Atmosphäre kann kühl und nüchtern, dann wieder wohltuend entspannt sein. Man fühlt sich mittendrin im Geschehen, an der Seite dieser Menschen, die sich im Hier und Jetzt allmählich freischwimmen.
Fazit: Der französische Regisseur Jacques Audiard schildert in diesem Drama sehr authentisch, wie junge Erwachsene in Paris versuchen, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Wechselnde Jobs, Einsamkeit, Scheitern und Neuanfang gehören zum Alltag der Charaktere, deren Wege sich kreuzen. Obwohl die Suche nach Beziehung und Liebe von zentraler Bedeutung ist, geht der Film sparsam mit der Romantik um. In die Atmosphäre, die von mal kühl, mal unbeschwert wirkender Zurückhaltung geprägt und dennoch mit Spannung aufgeladen ist, fügt sich das Schwarz-Weiß der Aufnahmen wie von selbst ein.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Wo in Paris die Sonne aufgeht"
Land: FrankreichJahr: 2021
Genre: Drama, Romantik
Originaltitel: Paris, 13th District
Länge: 106 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 07.04.2022
Regie: Jacques Audiard
Darsteller: Lucie Zhang als Émilie Wong, Makita Samba als Camille Germain, Noémie Merlant als Nora Ligier, Jehnny Beth als Amber Sweet, Camille Léon-Fucien als Eponine
Kamera: Paul Guilhaume
Verleih: Neue Visionen
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