Parallele Mütter (2021)
Madres Paralelas
Herzschmerz in Madrid: starbesetztes spanisches Melodram um zwei werdende Mütter und eine ungeheuerliche Verwechslung.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Madrid im Winter 2016: Bei einem Fotoshooting kommen sich die Fotografin Janis (Penélope Cruz) und der forensische Anthropologe Arturo (Israel Elejalde) näher und beginnen eine Affäre miteinander. Als Janis von Arturo schwanger wird, beschließt sie, das Kind zu bekommen und allein großzuziehen. Während der Entbindung lernt sie die noch minderjährige Ana (Milena Smit) kennen, die wie Janis unfreiwillig schwanger wurde und ebenfalls ihr erstes Kind erwartet. Die beiden Frauen tauschen Nummern aus und bleiben in Kontakt.
Als Arturo seine Tochter zum ersten Mal sieht, zweifelt er seine Vaterschaft an. Und auch in Janis wachsen Zweifel. Um das Gefühlschaos perfekt zu machen, zieht auch noch Ana, inzwischen volljährig und von zu Hause ausgezogen, bei Janis ein. Ihre Mutter Teresa (Aitana Sánchez Gijón) hat keine Zeit mehr für Ana, weil sie sich lieber ihrer Schauspielkarriere widmet. Hinter all dem steckt ein Geheimnis, das Janis Ana vorenthält.
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Filmkritik
Er ist einer der, wenn nicht der größte spanische Regisseur. An seinem Namen kommt im zeitgenössischen Kino keiner vorbei: Pedro Almodóvar. Tatsächlich ist der 1949 geborene Regisseur, Drehbuchautor und Produzent so berühmt und sein Stil so unverwechselbar, dass es bei der Vorankündigung eines neuen Werks längst keines Vornamens mehr bedarf. Dann heißt es überall schlicht: "Der neue Film von Almodóvar" oder "Ein Film von Almodóvar", wie jetzt auch auf dem Plakat zu "Parallele Mütter" zu lesen ist.
"Parallele Mütter" eröffnete im vergangenen September die 78. Filmfestspiele von Venedig und wurde von der internationalen Presse mit überwältigender Mehrheit positiv aufgenommen. Dabei offenbart Almodóvars jüngstes Drama ungewohnte Schwächen. In Deutschland startet es zwei Tage nach dem Internationalen Frauentag, was gut passt. Denn der Meister des Melodrams legt abermals einen außergewöhnlichen und in mehrfacher Hinsicht von ihm ungewohnten Film über starke Frauen vor.
Es geht um drei ganz unterschiedliche Mütter und die komplexen Beziehungen zu ihren Kindern. Es geht um weibliche Solidarität und um abwesende Väter. Um Mutterglück und den schmerzenden Verlust eines Kindes. Und um die eigene Familiengeschichte, die mit der spanischen Historie zusammenhängt. Aus Letzterer hat der Filmemacher einen kleinen Nebenstrang gestrickt, der eine Klammer zur Haupthandlung bildet und für Almodóvars Verhältnisse ungewohnt politisch ist.
Ungewohnt sind auch die vielen losen enden, die sein Drehbuch lässt. Normalerweise ist man von Pedro Almodóvar Besseres gewohnt. Seine Drehbücher, die in der Regel nicht nur facettenreiche Frauenfiguren und mehrdimensionale queere Figuren enthalten, sind meist auch meisterhaft verschachtelt. Am Ende greift ein Rädchen ins andere und alles löst sich auf. All das deutet "Parallele Mütter" jedoch nur an und lässt jede Menge Lücken.
Die Idee zu diesem Film hatte der zweifache Oscarpreisträger (für "Alles über meine Mutter" und "Sprich mit ihr") vor mehr als einem Jahrzehnt. Bereits in seinem Film "Zerrissene Umarmungen" (2009) ist ein Filmplakat für "Parallele Mütter" zu sehen, das Almodóvar schon damals entworfen hatte. Dass das Drehbuch erst Jahre später fertig wurde, hängt womöglich auch damit zusammen, dass Pedro Almodóvar sich schwertat, die private und die historische Dimension der Geschichte miteinander zu verschränken.
Diese Verschränkung geht zumindest nie richtig auf, was dem Film viel von seiner emotionalen Wucht nimmt. Der Fakt etwa, dass die von Penélope Cruz gespielte Fotografin Janis sich von ihrem Kind nur schwer verabschieden kann, weil sie in ihrer eigenen Familie von ihrem Großvater und ihrer Mutter keinen Abschied nehmen konnte, wiegt auf dem Papier stets schwerer als im fertigen Film.
Gewöhnungsbedürftig ist zudem der digitale Look. Der Spanier dreht nicht zum ersten Mal digital. So sehr ins Auge wie bei "Parallele Mütter" stach das aber noch nie. Obwohl sich der Regisseur auch in seinem inzwischen 23. abendfüllenden Spielfilm seinen untrüglichen Sinn für geschmackvoll eingerichtete Interieurs und farblich präzise darauf abgestimmte Kostüme bewahrt hat, erinnert das Ergebnis visuell mehr an einen Fernseh- denn an einen Kinofilm, wodurch der wie gewohnt an unglaublichen Verwicklungen reiche Plot noch stärker an eine Telenovela erinnert als sonst bei Almodóvar.
Zugutehalten muss man ihm hingegen die ungewohnte Auflösung seines Plots. Vor zwanzig und wahrscheinlich auch noch vor zehn Jahren hätte er die absurde Ausgangslage ins Abstruse gesteigert. In "Parallele Mütter" mündet der Konflikt nun sehr menschlich, vernünftig und für Almodóvars Verhältnisse geradezu altersmilde. Dem Barbarischen, das in diesem Film stets männlich konnotiert ist, setzt er eine Solidarität und Zärtlichkeit des Weiblichen entgegen. Es sind die Mütter, die nicht vergessen und Anklage erheben. Und es sind dies die stärksten Momente in einem an mediokren Momenten reichen Film.
"Parallele Mütter" ist ein nicht an allen, aber an auffällig vielen Ecken und Enden unfertig wirkender Film, der dennoch besser als der Durchschnitt ist. Was dieses Mal weniger an Pedro Almodóvars Drehbuch und Regie und mehr an seinen Schauspielerinnen liegt. An der Seite von Penélope Cruz glänzt Newcomerin Milena Smit mit einem frischen Gesicht und ihrer unverstellten Art. Und auch wenn Cruz mit dieser Rolle, für die sie in Venedig mit dem Preis als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde und nun auch für einen Oscar nominiert ist, nicht ihre beste Karriereleistung abliefert, so spielt sie doch so bewegend und einnehmend, dass das Kinopublikum bis zur letzten Minute an ihren Lippen klebt.
Fazit: Pedro Almodóvar hat ein Händchen für absurde bis abstruse Melodramen und komplexe Frauenfiguren. Das beweist er mit "Parallele Mütter" ein weiteres Mal. Der zweifache Oscarpreisträger offenbart aber auch ungewohnte Schwächen. Besser als der Durchschnitt an Filmen, die jedes Jahr in die Kinos kommen, ist das aber allemal.
"Parallele Mütter" eröffnete im vergangenen September die 78. Filmfestspiele von Venedig und wurde von der internationalen Presse mit überwältigender Mehrheit positiv aufgenommen. Dabei offenbart Almodóvars jüngstes Drama ungewohnte Schwächen. In Deutschland startet es zwei Tage nach dem Internationalen Frauentag, was gut passt. Denn der Meister des Melodrams legt abermals einen außergewöhnlichen und in mehrfacher Hinsicht von ihm ungewohnten Film über starke Frauen vor.
Es geht um drei ganz unterschiedliche Mütter und die komplexen Beziehungen zu ihren Kindern. Es geht um weibliche Solidarität und um abwesende Väter. Um Mutterglück und den schmerzenden Verlust eines Kindes. Und um die eigene Familiengeschichte, die mit der spanischen Historie zusammenhängt. Aus Letzterer hat der Filmemacher einen kleinen Nebenstrang gestrickt, der eine Klammer zur Haupthandlung bildet und für Almodóvars Verhältnisse ungewohnt politisch ist.
Ungewohnt sind auch die vielen losen enden, die sein Drehbuch lässt. Normalerweise ist man von Pedro Almodóvar Besseres gewohnt. Seine Drehbücher, die in der Regel nicht nur facettenreiche Frauenfiguren und mehrdimensionale queere Figuren enthalten, sind meist auch meisterhaft verschachtelt. Am Ende greift ein Rädchen ins andere und alles löst sich auf. All das deutet "Parallele Mütter" jedoch nur an und lässt jede Menge Lücken.
Die Idee zu diesem Film hatte der zweifache Oscarpreisträger (für "Alles über meine Mutter" und "Sprich mit ihr") vor mehr als einem Jahrzehnt. Bereits in seinem Film "Zerrissene Umarmungen" (2009) ist ein Filmplakat für "Parallele Mütter" zu sehen, das Almodóvar schon damals entworfen hatte. Dass das Drehbuch erst Jahre später fertig wurde, hängt womöglich auch damit zusammen, dass Pedro Almodóvar sich schwertat, die private und die historische Dimension der Geschichte miteinander zu verschränken.
Diese Verschränkung geht zumindest nie richtig auf, was dem Film viel von seiner emotionalen Wucht nimmt. Der Fakt etwa, dass die von Penélope Cruz gespielte Fotografin Janis sich von ihrem Kind nur schwer verabschieden kann, weil sie in ihrer eigenen Familie von ihrem Großvater und ihrer Mutter keinen Abschied nehmen konnte, wiegt auf dem Papier stets schwerer als im fertigen Film.
Gewöhnungsbedürftig ist zudem der digitale Look. Der Spanier dreht nicht zum ersten Mal digital. So sehr ins Auge wie bei "Parallele Mütter" stach das aber noch nie. Obwohl sich der Regisseur auch in seinem inzwischen 23. abendfüllenden Spielfilm seinen untrüglichen Sinn für geschmackvoll eingerichtete Interieurs und farblich präzise darauf abgestimmte Kostüme bewahrt hat, erinnert das Ergebnis visuell mehr an einen Fernseh- denn an einen Kinofilm, wodurch der wie gewohnt an unglaublichen Verwicklungen reiche Plot noch stärker an eine Telenovela erinnert als sonst bei Almodóvar.
Zugutehalten muss man ihm hingegen die ungewohnte Auflösung seines Plots. Vor zwanzig und wahrscheinlich auch noch vor zehn Jahren hätte er die absurde Ausgangslage ins Abstruse gesteigert. In "Parallele Mütter" mündet der Konflikt nun sehr menschlich, vernünftig und für Almodóvars Verhältnisse geradezu altersmilde. Dem Barbarischen, das in diesem Film stets männlich konnotiert ist, setzt er eine Solidarität und Zärtlichkeit des Weiblichen entgegen. Es sind die Mütter, die nicht vergessen und Anklage erheben. Und es sind dies die stärksten Momente in einem an mediokren Momenten reichen Film.
"Parallele Mütter" ist ein nicht an allen, aber an auffällig vielen Ecken und Enden unfertig wirkender Film, der dennoch besser als der Durchschnitt ist. Was dieses Mal weniger an Pedro Almodóvars Drehbuch und Regie und mehr an seinen Schauspielerinnen liegt. An der Seite von Penélope Cruz glänzt Newcomerin Milena Smit mit einem frischen Gesicht und ihrer unverstellten Art. Und auch wenn Cruz mit dieser Rolle, für die sie in Venedig mit dem Preis als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde und nun auch für einen Oscar nominiert ist, nicht ihre beste Karriereleistung abliefert, so spielt sie doch so bewegend und einnehmend, dass das Kinopublikum bis zur letzten Minute an ihren Lippen klebt.
Fazit: Pedro Almodóvar hat ein Händchen für absurde bis abstruse Melodramen und komplexe Frauenfiguren. Das beweist er mit "Parallele Mütter" ein weiteres Mal. Der zweifache Oscarpreisträger offenbart aber auch ungewohnte Schwächen. Besser als der Durchschnitt an Filmen, die jedes Jahr in die Kinos kommen, ist das aber allemal.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Parallele Mütter"
Land: SpanienJahr: 2021
Genre: Drama
Originaltitel: Madres Paralelas
Länge: 120 Minuten
Kinostart: 10.03.2022
Regie: Pedro Almodóvar
Darsteller: Penélope Cruz als Janis, Aitana Sanchez-Gijon als Teresa, Rossy de Palma, Milena Smit als Ana, Daniela Santiago
Kamera: José Luis Alcaine
Verleih: Studiocanal
Awards - Oscar 2022Weitere Infos
- Beste Hauptdarstellerin - Penélope Cruz
- Beste Musik - Alberto Iglesias
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